Star-Bratschist Nils Mönkemeyer Erdig, rau - atemberaubend

SIEGBURG · Eigentlich ist die Bratsche nur fünf Halbtöne tiefer gestimmt als die Violine. Für Nils Mönkemeyer liegt zwischen den beiden Streichinstrumenten jedoch "eine ganze Welt". Der Star-Bratschist wechselte erst mit 19 Jahren von Violine auf Bratsche.

 Könner an der Bratsche: Nils Mönkemeyer. In Siegburg gibt er ein spanisch-barockes Konzert, das Raum für Improvisationen lässt.

Könner an der Bratsche: Nils Mönkemeyer. In Siegburg gibt er ein spanisch-barockes Konzert, das Raum für Improvisationen lässt.

Foto: Irène Zandel

Der größere Instrumentenkorpus, der rauere, erdigere Ton, die Melancholie - in der Bratsche fand Mönkemeyer (37) alles, was ihm bis dahin fehlte. Keiner bringt ihre Ausdrucksskala so atemberaubend zum Klingen. Inzwischen ist er mit Preisen überhäuft, hat einen Exklusiv-Vertrag bei Sony BMG und eine Professur in Dresden. Kein Grund zum Abheben. Mit dem Musiker, der am Samstag in Siegburg auftritt, sprach Susanne Haase-Mühlbauer.

Ihnen geht der Ruf des Stars voraus. Und das mit einem Instrument, das bisher eigentlich keine Stars hatte. Wie kommt das?

Nils Mönkemeyer: Ich habe niemals Überlegungen darauf verwandt, was ich mit meinem Instrument werden wollte. Eigentlich habe ich immer nur das Instrument spielen wollen, auf dem ich mich am besten ausdrücken kann. Und das ist einfach die Bratsche.

Wie kommt es denn, dass es keine sonstigen Stars an diesem Instrument gibt?

Mönkemeyer: Es gibt schon berühmte Kollegen wie Tabea Zimmermann, die das Instrument nach vorne gebracht haben. Aber schon im Barock wurden im Orchester die schlechten Geiger oft zu den Bratschen geschickt. Und von diesem schlechten Ruf muss sich das Instrument im Prinzip noch heute erholen. Deshalb ist es einfach an der Zeit, dass die Bratsche eine größere Aufmerksamkeit erhält.

In Siegburg stehen Sie am Samstag auf der Resonanzen-Bühne mit "Barroco espanol"? Was ist typisch für spanischen Barock?

Mönkemeyer: Ich habe drei Jahre in Madrid gelebt und hatte dort nach dem Studium meine erste Junior-Professur. Dort habe ich die Vermischung aus kunstvoller Instrumentalmusik und Volksmusik kennengelernt.

Diese Leidenschaft, der Flamenco-Stolz und -Rhythmus und die Melancholie - das ist eine ganz besondere Mischung.

Mussten Sie die Stücke alle neu arrangieren für ihr Instrument und die Virtuosität der Geige auf die Bratsche übertragen?

Mönkemeyer: Nicht nur das. Auch Improvisation ist gefragt. Stellen Sie sich ein Straßenfest in Madrid um 1700 vor. Was die Musiker damals spielten, hat ein mitreißendes Kolorit. Maurische und arabische Einflüsse mischen sich, man improvisiert, findet wieder in den Rahmen des Notierten zurück. Da ist Kunst, Musik, Leidenschaft. Das alles macht das Programm zu einem etwas anderem, als man es sonst gewohnt ist.

Macht auch die Besetzung mit der Langhalslaute Theorbe die spanische Barock-Musik authentischer?

Mönkemeyer: Ja unbedingt. Es sind ja maurische und spanische Einflüsse, die zum Klingen kommen. Andreas Arend spielt neben der Theorbe auch eine spanische Barockgitarre und auch das Cembalo setzt rhythmische Akzente.

In Siegburg spielen Sie den spanischen Barock, Ihr Touring-Plan verrät Klassisches. Da stehen Sie mit Mozart-Streichquintetten auf der Bühne. Gibt es weitere neue Projekte?

Mönkemeyer: Ich freue mich jetzt erst mal auf das Bratschenfest, das mich demnächst für drei Tage auf Schloss Ulrichshusen in Mecklenburg-Vorpommern bringen wird und dann spiele ich aktuell eine CD mit Brahms-Sonaten für Bratsche ein.

Zur Person

Nils Mönkemeyer wurde 1978 in Bremen geboren. Jungstudent an der Hochschule der Künste in Bremen wurde er zunächst mit der Violine und wechselte dann zur Bratsche, die er als Solist zu seinem "eigentlichen" Instrument machte. Nach Studien in Hannover, München und Salzburg erhielt er im Oktober 2009 eine Professur in Dresden, seit 2011 in München.

2009 bekam er den Echo Klassik als "Nachwuchskünstler des Jahres", 2010 den Echo Klassik für die "Konzerteinspielung des Jahres". Der 37-Jährige gilt als Shootingstar der Klassik-Szene. Als Solist hat er mit der Bratsche ein Instrument nach vorne gebracht, das bislang so gut wie keine Stars hatte. Nils Mönkemeyer lebt in München.

Am Samstag, 6. Juni, steht der Bratschist ab 20 Uhr auf der Resonanzen-Bühne im Siegburger Stadtmuseum. Mit Gabriel Schwabe (Violoncello), Andreas Arend (Theorbe) und Sabine Erdmann (Cembalo) gestaltet Nils Mönkemeyer ein Programm mit dem Titel "Barroco espanol". Karten zum Preis von 29,50 (ermäßigt 20,50 Euro) gibt es in den Bonnticket-Shops des General-Anzeigers.

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