Mittelalterlicher Markt endet Ernüchternde Bilanz beim Weihnachtsgeschäft

Siegburg · Der Siegburger Einzelhandel und auch der Mittelalterliche Weihnachtsmarkt sind unzufrieden mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft. Schuld sei vor allem die fehlende Laufkundschaft durch die Coronaregelungen und der Gewinner mal wieder der Online-Handel.

 Die meisten Händler sind nicht zufrieden mit ihrem Geschäft auf dem Mittelalterlichen Markt zur Weihnachtszeit in Siegburg.

Die meisten Händler sind nicht zufrieden mit ihrem Geschäft auf dem Mittelalterlichen Markt zur Weihnachtszeit in Siegburg.

Nach einem Jahr coronabedingter Pause hat es wieder einen Mittelalterlichen Markt zur Weihnachtszeit in Siegburg gegeben. Bis Mittwochabend bestimmten Gaukler, Krämer und Händler wieder das Treiben auf dem Marktplatz – allerdings mit Einlasskontrollen und mit weniger Ständen als sonst. Eben die Umzäunung sehen viele der Händler als geschäftsschädigend an. „Uns fehlt einfach die Laufkundschaft”, sagt Otto Molnar vom Bäckerstand. „Die, die früher hier vorbei gelaufen sind, gehen nun wegen der Umzäunung außen um den Markt herum”, meint er. Die Schlangen und die Kontrollen wirkten auf viele abschreckend.

Karolina Baltruweit vom Apfelküchle-Stand findet es unfair, dass die Stände, die nicht zum Mittelalterlichen Markt gehören, neben der Umzäunung stehen und somit nicht den Kontrollen unterliegen. „Da spazieren die Leute ungehindert dran vorbei und können ohne Kontrolle einkaufen”, beschwert sie sich. Seit acht Jahren sei dies die schlechteste Saison. Eigentlich sei Siegburg der Markt, von dem der Berliner Stand überwintere. Die Bilanzzahlen wolle sie noch gar nicht sehen, abgerechnet werde erst zum Schluss.

Einen ähnlichen Tenor stimmt auch Michael Flache von den beiden Ständen „Speis des Orients” und „Karma Art” ein. Im Vergleich zu 2019 habe er rund die Hälfte weniger an Einnahmen gehabt, aber er scherzt noch: „50 Prozent sind immerhin mehr als letztes Jahr.” Die ersten beiden Woche habe das Wetter noch zusätzlich seinen negativen Beitrag geleistet. „Sonst sind wir um diese Zeit immer auf Rock’n’Roll getrimmt, aber diese Saison stehen wir uns manchmal sogar die Beine in de Bauch”, klagt er. Noch gibt er die Hoffnung aber nicht auf: „Vielleicht ist doch ein kleines Plus drin.”

Die Bilanz der meisten Einzelhändler der Innenstadt scheint ähnlich enttäuschend zu sein. „Leider Gottes haben wir nicht das Weihnachtsgeschäft gehabt, was wir wollten”, resümiert Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Verkehrsvereins Siegburg. Das 2G-Bändchen indes muntere viele Ladenbesitzer noch einmal auf. „Wir bekommen positives Feedback und haben das Gefühl, dass das Bändchen von allen Seiten gut angenommen wird”, sagt Rishidar Anushan aus dem Mobilcom Debitel-Geschäft. Das ist eine von mehreren Anlaufstellen, an denen Siegburger Kundinnen und Kunden nach Vorzeigen des Impfstatus und Ausweisdokuments das Kontrollbändchen erhalten. Anschließend entfallen die weiteren Kontrollen in anderen Geschäften.

Weniger Kunden als sonst

„Seit der 2G-Regelung kommen einfach weniger Leute, es ist wie letztes Jahr im Lockdown”, sagt Sylvia Bernardini traurig. Zwar zählt ihr Geschäft „Tout Chocolat” zum täglichen Bedarf und durfte auch während des Lockdowns geöffnet bleiben, jedoch verzeichnete Bernardini trotzdem weniger Besucher als vor Coronazeiten. Die Fußgängerzone sei verhältnismäßig leer, findet sie. „Da hat man sich gefragt: Wow, ist das Weihnachten?

 „Wow, ist das die Weihnachtszeit?", fragen sich Sylvia (links) und Clarisse Bernardini von „Tout Chocolat".

„Wow, ist das die Weihnachtszeit?", fragen sich Sylvia (links) und Clarisse Bernardini von „Tout Chocolat".

Zudem ärgert sie sich, dass Bonn und Köln zeitgleich mit Siegburg verkaufsoffene Sonntage hatten. „Es wäre viel besser, wenn wir hier die Exklusivität hätten, dann kämen mehr Menschen aus dem Umland zu uns einkaufen”, sagt die Schokoladenhändlerin. „Am ersten Verkaufsoffenen Sonntag wäre ich besser im Bett geblieben.”

Ein weiteres Problem sehen viele Einzelhändler in der Konkurrenz durch den Onlinehandel. „2G macht für den Einzelhandel alles kaputt und das gibt wieder einen Schub für die großen Versandhäuser”, sagt Dirk Ames. Viele seiner Kunden würden denken, dass sie nicht in der „Siegburger Destille” einkaufen gehen dürften. „Oft rufen mich die Leute vorher an und fragen, ob sie überhaupt herkommen dürfen”, so Ames. Auch sein Weihnachtsgeschäft läge rund 50 Prozent unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit.

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