Rockson Chullickal Erster Pater der Unbeschuhten Karmeliten in Siegburg

SIEGBURG · Als Rockson Chullickal zum ersten Mal nach Deutschland kam, war das ein echter Kulturschock für den heute 38-Jährigen. Der Pater des Ordens der Unbeschuhten Karmeliten studierte damals Pastorale Theologie in Würzburg. "Nach drei Monaten wäre ich am liebsten zurück nach Indien gegangen", berichtet er heute.

 Mitten in Siegburg: Dr. Rockson Chullickal vor einem Bild Erzbischofs Anno.

Mitten in Siegburg: Dr. Rockson Chullickal vor einem Bild Erzbischofs Anno.

Foto: Holger Arndt

Dr. Rockson Chullickal, der 2012 in Theologie promovierte, stammt aus der indischen Provinz Manjummel. Der Kontrast zur bunten und auch etwas chaotischen Welt dort hätte für ihn kaum größer sein können als im beschaulichen, ordentlichen und eben sehr deutschen Frankenland. Dabei war ihm die Sprachbarriere durch einen Kursus am Goethe-Institut bereits genommen worden: Der Pater spricht fließend Deutsch.

Jetzt, in Siegburg, ist für den indischen Mönch noch immer vieles neu. "Aber es gefällt mir sehr gut hier, die Menschen sind aufgeschlossen und freundlich", sagt Rockson Chullickal, der seit Ende Februar in Siegburg wohnt. Er ist der erste von insgesamt sechs Ordensbrüdern der Unbeschuhten Karmeliten, die nach der umfangreichen Sanierung der Abtei am Michaelsberg dort voraussichtlich ab Sommer leben und arbeiten werden.

Als "Kaplan zur Aushilfe" ist Dr. Rockson Chullickal der Siegburger Gemeinde bereits von Pfarrer Axel Werner vorgestellt worden - er wurde herzlich empfangen. Dennoch ist ihm auch am deutschen Gottesdienst noch manches fremd: "In Indien kann ein Pater ganz umkompliziert an der Messe mitwirken. Hier in Deutschland wird dagegen alles ganz genau geplant und strukturiert - das hat aber auch viele Vorteile." Besonders die Familienmesse in der Kaldauer Liebfrauenkirche hat Rockson Chullickal gut gefallen: "In Indien sind wir als Mönche eng verbunden mit den Familien, verstecken uns nicht hinter den Mauern."

So will er es in Zukunft auch in Siegburg halten. Für die Menschen da sein, mit ihnen sprechen, auf jeden Einzelnen eingehen: "In unserem Verständnis des Glaubens ist die Kirche keine Insel", sagt er. Das Gebet, das bei den Karmeliten einen wesentlichen Bestandteil des Alltags ausmacht, versteht der Pater als "freundschaftliche Beziehung zwischen Gott und Mensch" - dieses Verständnis will er auch an die Gemeinde in Siegburg weitergeben.

Dass er ein Mann Gottes werden würde, stand für den 38-Jährigen schon als Kind fest: "Ich habe den Priestern begeistert bei ihren Predigten zugehört und wusste schon früh: Ich will kein Leben wie jeder andere führen." Bis seine fünf Ordensbrüder ebenfalls in Siegburg eintreffen, wohnt Dr. Rockson Chullickal zumindest wie viele andere: in einer kleinen Wohnung mitten in der Innenstadt - mit Blick auf den Michaelsberg. Der ist für den Pater ein ganz besonderer Ort, die Abtei empfindet er als Schutzschirm für die Stadt.

Und auch Erzbischof Anno, der die Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg einst gründete, fühlt er sich eng verbunden: "Er ist in jeder Hinsicht eine wichtige Person für diese Stadt und damit jetzt auch für mich." Dr. Rockson Chullickal ist gut angekommen in Siegburg - als Pater bei der Gemeinde ebenso wie als Bewohner der Stadt.

Unbeschuhte Karmeliten
Die Unbeschuhten Karmeliten sind der Männerzweig des Teresianischen Karmels. "Unbeschuht" war zur Gründungszeit der Ausdruck für Ordensgemeinschaften, die aus einer Reformbewegung hervorgingen: Teresa von Ávila und Johannes vom Kreuz hatten im 16. Jahrhundert die Spaltung der Karmeliten vorangetrieben und mit dem Teresianischen Karmel einen wieder mehr den ursprünglichen, am Eremitentum orientierten Grundsätzen verpflichteten Orden gegründet. In Deutschland gibt es Konvente der Unbeschuhten Karmeliten unter anderem in Birkenwerder, München, Regensburg, Würzburg, Essen - und bald eben auch Siegburg.

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