Andrea Eisele: Man muss Selbstbewusstsein als Erwachsener nicht neu lernen, man muss es aber manchmal wiedererwecken, wenn man es verliert.
Interview mit Andrea Eisele und Barbara Voss Evangelische Erwachsenenbildung hilft Arbeitslosen bei der Jobsuche
Siegburg · Die Jobsuche ist nicht immer einfach. Die evangelische Erwachsenenbildung Rhein-Sieg gibt Männern mit dem Seminar „Selbstbewusste Jobsuche für Männer“ Hilfestellungen in der Lebensphase.
Muss das Selbstbewusstsein gelernt sein?
Warum ist das Angebot auf Männer ausgerichtet?
Barbara Voss: Wir hatten zunächst nur Frauenkurse. Mit der Zeit haben sich immer mehr Männer beworben, sodass wir seit diesem Jahr den Vortrag auch nur für Männer anbieten. Sie sind offener, wenn sie unter sich sind. Nach dem Seminar können die Teilnehmer an weiteren Angeboten zur beruflichen Neuorientierung teilnehmen.
Warum verlieren Männer bei der Jobsuche ihr Selbstbewusstsein?
Voss: Das kann viele Gründe haben. Viele Kursteilnehmer sind über 50 Jahre alt und haben schon einen beruflichen Werdegang hinter sich. Manche verlieren ihr Selbstbewusstsein wegen Mobbing am Arbeitsplatz oder wegen ständiger Absagen auf Bewerbungen, andere wegen einer langen Krankheitsphase oder wegen des Konkurrenzkampfes mit jüngeren Mitbewerbern.
Eisele: Viele Betroffene schämen sich für arbeitslose Phasen. Sie befinden sich in einer Situation, in der sie sich eigentlich zurückziehen wollen, jedoch für die Lösung des Problems aktiv nach vorne gehen müssten.
Was sind die ersten Schritte, die Sie mit den Männern im Kursus gehen?
Voss: Zuerst lobe ich sie, dass sie den Mut aufgebracht haben, zu uns zu kommen und uns um Rat zu fragen. Dann sollen die Männer in der Runde eine Frage rund um das Thema Jobsuche stellen.
Eisele: Ich mache den Teilnehmern klar, dass der „Zeitraum“ ein Ort ist, an dem man sich ganz auf sich selbst besinnen und sich in Ruhe Gedanken machen kann.
Wie bekommen Männer ihr Selbstbewusstsein in der Jobsuche wieder?
Eisele: Sie müssen die Arbeitslosigkeit nicht als Schicksal, sondern als Aufgabe sehen. Ihr Job ist es, sich in dieser Lebensphase für den Arbeitsmarkt fit zu machen und sich zu bewerben.
Voss: Viele kennen sich in ihren einzelnen Situationen gar nicht über ihre Möglichkeiten und Rechte aus, sodass ich auch immer betone, dass das Wissen darüber neue Macht im Leben gibt. Man muss sich immer fragen, was man möchte und wie man das umsetzen kann. Die Teilnehmer sollen merken, was sie alles aus eigenem Antrieb schaffen.
Wie nehmen die Teilnehmer diese Ratschläge auf?
Voss: Wir haben viele Erfolge mit ihnen. Ein Herr kam beispielsweise aus Italien nach Deutschland und wollte mit etwa 50 Jahren hier in das Berufsleben einsteigen. Er lebte mit seiner Frau noch vom Ersparten. Er und seine Frau haben nach dem Seminar Arbeit in ihrer Wunschbranche gefunden.