Interview mit Bernd Ehrich Experte erklärt, für wen die Grippeschutzimpfung wichtig ist

SIEGBURG · Es sterben immer noch Menschen an den Folgen des Influenza-Virus. Das muss nicht sein, findet Bernd Ehrich. Mit dem Leiter des Kreisgesundheitsamtes sprach Christine Siefer über die Schutzimpfung gegen die Virusgrippe.

 Bernd Ehrich ist Leiter des Kreisgesundheitsamtes Siegburg.

Bernd Ehrich ist Leiter des Kreisgesundheitsamtes Siegburg.

Foto: Holger Arndt

Herr Ehrich, für wen ist die Grippeschutzimpfung wichtig?
Bernd Ehrich: Die ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt für bestimmte Risikogruppen eine Grippeimpfung, darunter ältere Menschen ab 60 Jahren, Menschen mit chronischen Krankheiten wie Asthma, Diabetes, einer Immunabwehrschwäche oder einer Stoffwechselstörung. Zudem sollten sich Personen impfen lassen, die viel mit Menschen in Kontakt kommen, in medizinischen oder pflegenden Berufen arbeiten.

Wer trägt die Kosten?
Ehrich: Für die vom Robert-Koch-Institut bezeichneten Risikogruppen zahlen die gesetzlichen Krankenkassen. Ich empfehle grundsätzlich kurz bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen, ob die Impfung übernommen wird.

Gibt es Risiken?
Ehrich: Wie bei allem Impfungen gibt es keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Nicht selten treten an der Einstichstelle leichte Schmerzen auf oder es gibt ein paar Tage nach der Impfung ein leichtes Unwohlsein. Sehr selten werden Geimpfte so krank, dass sie nicht zur Arbeit gehen können. Für chronisch Erkrankte stellt die echte Grippe, also das Influenza-Virus, ein viel größeres Risiko dar als die Nebenwirkungen der Impfung.

Wie viele Erkrankte sterben jährlich im Rhein-Sieg-Kreis an den Folgen einer Grippe?
Ehrich: Das kann man schwer benennen. Es gibt zwar eine Meldepflicht für Todesfälle aufgrund von Influenza, aber die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich viel höher. Denn vor allem bei älteren Menschen wird die Todesursache nicht immer eindeutig ermittelt. So kann auch ein Herz-Kreislauf-Versagen letztendlich die Folge des Grippe-Virus gewesen sein. Ein Indikator könnte sein, dass die Sterblichkeitsrate in den Monaten Januar und Februar immer höher ist, als im restlichen Jahr. Beim Kreisgesundheitsamt wurden Anfang des Jahres rund 200 Fälle gemeldet.

Wie lange hält die Impfung vor?
Ehrich: Neun bis zwölf Monate hält der Impfschutz, dann lässt die Wirkung nach. Die Weltgesundheitsorganisation muss die Impfung zudem jedes Jahr an die neuen Erregertypen anpassen. Wer für Karneval geschützt sein will, der sollte sich spätestens im Januar impfen lassen. Der Körper braucht mindestens zwei Wochen um eine Immunabwehr aufzubauen. Wir empfehlen die Impfung im November, dann ist man für den gesamten Winter geschützt.

Wie kann ich mich ohne Impfung gegen Grippe schützen?
Ehrich: Als erstes sollte vermehrt auf Hygiene geachtet werden, das fängt beim regelmäßigen Händewaschen an. Es muss jetzt nicht jede Türklinke desinfiziert werden, aber es sollte vermieden werden, mit den Händen ins Gesicht zu greifen, wenn sie noch nicht gewaschen sind. Wenn man selber angeschlagen ist, sollte man nicht in den Raum husten oder niesen.

Sollten Kinder geimpft werden?
Ehrich: Auch bei Kindern gilt, dass vor allem chronisch Erkrankte geimpft werden sollten. Inzwischen gibt es auch extra für Kinder einen Impfstoff, der in die Nase gesprüht wird. Die meisten Kinder können mit ihrer Immunabwehr gut gegen Grippe ankämpfen. Ich habe jedoch als Kinderarzt zu oft erleben müssen, dass gerade die scheinbar unproblematischen Kinderkrankheiten bei geschwächten Kindern fatale Auswirkungen hatten.

Zur Person

Bernd Ehrich ist 64 Jahre alt, Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Siegburg und lebt mit seiner Frau und seinen beiden schulpflichtigen Kindern in Eitorf. Er ist Facharzt für Kinderheilkunde und Arzt für öffentliches Gesundheitswesen.

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