"Equal Pay Day" in Siegburg Familienpause und Karriereknick

SIEGBURG · Magdalena Schmitz ist alleinerziehende Mutter eines eineinhalbjährigen Mädchens. Für die Bürokauffrau aus Troisdorf stellt der wichtige Wiedereinstieg in den Beruf eine ernorme Hürde da. "Es gibt einfach zu wenig Stellen für Alleinerziehende und bisher wusste ich auch nicht, an wen ich mich wenden kann", sagt die 33-Jährige. Trotz Termindrucks blieb sie daher am Informationszelt auf dem Siegburger Marktplatz stehen.

 "Warum verdienen Männer anders als Frauen?", fragen die Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion zum "Equal Pay Day" in Siegburg.

"Warum verdienen Männer anders als Frauen?", fragen die Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion zum "Equal Pay Day" in Siegburg.

Foto: Holger Arndt

Dort fand am Freitag eine Podiumsdiskussion zum "Equal Pay Day" statt, ein Aktionstag für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern, der seit 2008 in Deutschland stattfindet. Der diesjährige "Equal Pay Day" stand ganz im Zeichen des Minijobs und der Teilzeitarbeit.

Minijobs können für Wiedereinsteiger wie Magdalena Schmitz eine Möglichkeit darstellen, wieder Fuß zu fassen. Doch nicht selten führt die geringfügige Beschäftigung in eine Sackgasse. Auf dem Siegburger Marktplatz diskutierten daher am Freitag sieben Experten und Betroffene über Chancen und Risiken des Modells Minijob.

Elisabeth Bungartz von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands betonte, dass ein Minijob nicht geeignet sei, um den Erwerbsunterhalt auf Dauer zu sichern, vor allem da meist keine Rentenansprüche erworben würden. "Wir versuchen als größter deutscher Frauenverband, das Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen.

Ingo Degenhardt vom Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes stimmte zu: "Wir wollen über diese Rechte informieren und den Minijob reformieren, schließlich nehmen verschiedene Gruppen das Beschäftigungsangebot aus unterschiedlichen Motivationen wahr." So nutzten 20.000 Minijobber im Rhein-Sieg-Kreis die geringfügige Beschäftigung als Zweitjob, da sie sonst nicht über die Runden kämen, erklärte der Experte.

Bei Schülern oder Studenten sähe die Sache anders aus. "Minijobber kommen bei der Stadt fast nur im Veranstaltungsbereich vor, und das sind dann meistens Studenten, die mit der Bezahlung zufrieden sind und sich über Rentenansprüche nicht so viele Gedanken machen", wusste Bürgermeister Franz Huhn zu berichten. Minijobs in der Verwaltung lehne er aber ab. Christel Pütz ist schon lange keine Studentin mehr.

Sie sei trotzdem zufrieden mit ihrem Minijob an einer Offenen Ganztagsschule, wo sie unter anderem Schüler bei den Hausaufgaben betreut, sagte sie. So könne sie Familie und Beruf ideal verbinden. Für viele Frauen bedeutet eine Familienpause jedoch eine Karriere- und Einkommensbremse. Immer noch verdienen Frauen in Deutschland 22 Prozent weniger als Männer, dazu kommt ein höheres Altersarmuts-Risiko.

"Gleichberechtigung heißt auch, dass es weder für Frauen noch für Männer einen Karriereknick bedeuten darf, wenn sie wegen der Familie kürzer treten", sagte Irmgard Schillo vom Arbeitskreis Gleichstellung Bonn/ Rhein-Sieg. Als positives Beispiel erzählte Ralph Marquis aus einem Leben als Teilzeit-Selbstständiger, der sich um die Kinder kümmert.

Damit in Zukunft Frauen und Männer gleichermaßen entscheiden könnten, ob und wie sie neben dem Familienleben arbeiten, müsse sich vor allem etwas in den Köpfen ändern, da waren sich alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig.

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