Siegburger Billardclub Faszination mit drei Bällen

SIEGBURG · Es liegt ein bisschen versteckt, das Vereinsheim des Siegburger Billardclubs. Im Untergeschoss eines Firmengebäudes an der Wilhelm-Ostwald-Straße gehen die Spieler ihrer Leidenschaft nach, dem Carambolage-Billard. Doch lange werden sie dort nicht mehr mit den drei Bällen spielen können.

 Weiß, gelb rot: Präzision und Konzentration benötigt Robert Boccoli für die Carambolage der Spielbälle.

Weiß, gelb rot: Präzision und Konzentration benötigt Robert Boccoli für die Carambolage der Spielbälle.

Foto: Michael Lehnberg

"Unser Vermieter hat den Mietvertrag zum August gekündigt, weil er die Räumlichkeiten benötigt. Jetzt sind wir auf der Suche", sagt Joachim Kallmann, Vorsitzender des Vereins.

Es wird nicht ganz so einfach sein, etwas passendes zu finden, Immerhin stehen in dem großen Raum drei kleine Schwergewichte. So ein Billardtisch wiegt rund eine halbe Tonne. Schwer zu transportieren, und um daran mit dem Queue spielen zu können, benötigen die Spieler Platz.

"Für einen Tisch braucht man etwa 25 Quadratmeter freie Fläche", sagt Kallmann. 25 Mitglieder hat der Club. Weil indes nur noch zehn Spieler regelmäßig zu den Clubtagen kommen, sollen künftig nur noch zwei Billardtische aufgestellt werden. Dafür benötigt der Verein Räumlichkeiten zwischen 60 bis 80 Quadratmetern. Im Idealfall mit einem kleinen Büro. Auch Toiletten müssten vorhanden sein. "Einfache Renovierungsarbeiten würden wir selber übernehmen", so Kallmann.

Der Siegburger Billardclub ist ein traditionsreicher Verein, der viele Kreis- und Landesmeister hervorgebracht hat. Und noch immer heimsen die Spieler fleißig Titel ein. Seit 1950 gibt es ihn, und schon mehrere Male musste er umziehen. Seine Heimat hatte er auch einmal im Untergeschoss des Seniorenheimes am Kleiberg, bevor es in das Billardcenter Sankt Augustin-Hangelar ging. Von dort zog es die Billardspieler vor zehn Jahren aber wieder nach Siegburg.

In Eigenarbeit richteten sie die Räumlichkeiten an der Wilhelm-Ostwald-Straße 17 billardgerecht ein, bauten die Tische in Hangelar auseinander und in Siegburg wieder zusammen. "Man sieht also, wir können einen Umzug bewerkstelligen, wir müssen nur wissen, wohin es geht", sagt der Ehrenvorsitzende Micha Souren.

Sie lieben ihr Spiel, auch wenn sie wissen, dass es so etwas wie ein Auslaufmodell ist. "Uns fehlt es an Nachwuchs. Carambolage ist nicht so gefragt, wie Poolbillard oder Snooker und dazu noch sehr zeitintensiv", sagt Kallmann. Er weiß noch, dass früher im Ruhrgebiet in jeder Kneipe so ein französischer Billardtisch gestanden hat. "Das ist aber auch nicht mehr so." In Holland und Belgien werde noch viel gespielt.

So ein französisches Billard hat natürlich keine Löcher, die Kugeln werden nicht versenkt. Mit einer Spielkugel, im Fachjargon "Ball", müssen mittels eines Queues die beiden anderen getroffen werden, wofür es einen Punkt gibt. Der Spieler darf so lange spielen, wie er punktet. Ziel ist es, eine möglichst lange Serie zu schaffen. Dazu gibt es verschiedene Disziplinen, die bekannteste ist neben dem Grundspiel "Freie Partie" wohl das Dreiband-Spiel. Will heißen: Bevor es zur Carambolage kommt, müssen drei Banden oder mehr im Spiel gewesen sein. Es wird über festgelegte Distanzen gespielt. Wer am Ende als erster die Punktzahl erreicht, hat die Partie gewonnen.

Es ist ein ruhiges und technisch hoch anspruchsvolles Spiel, bei dem Präzision gefragt ist. "Ein faszinierendes Spiel, das man bis ins hohe Alter spielen kann", meint Rainer Koch, stellvertretender Vorsitzender. Missfallensbekundungen über die eigenen Fehler sind bei den Spielern verpönt, Benehmen und vornehme Zurückhaltung stehen auf dem ungeschriebenen Verhaltenskodex. Wer am Tisch steht, sollte sich konzentrieren können. Bei einem gut gelungenen Stoß des anderen darf der Mitspieler aber durchaus mit den Fingern schnippen oder dem Queue-Ende auf den Boden klopfen und so seine Anerkennung zum Ausdruck zu bringen.

Das können die Siegburger Spieler noch bis zum 31. Juli an der Wilhelm-Ostwald-Straße. "Ein bisschen Zeit ist noch, aber so langsam sollte sich schon etwas tun", sagt Vorsitzender Kallmann. Gesucht wird im Großraum Siegburg. "Das kann auch Hennef sein oder Bonn", so Kallmann. Bei der Art der Räumlichkeiten sind die Billardspieler völlig offen. Ob eine Schule, eine Gewerbehalle oder irgendwo ein brauchbares Untergeschoss, spielt keine Rolle. "Der BC Aachen etwa spielt in einer ehemaligen Werkshalle, der Bergisch Gladbacher Billardclub nutzt den ehemaligen Fahrradkeller einer Schule und der BC Grün-Weiß Asberg hat sein Vereinsheim in einem ehemaligen Kindergarten", erzählt Kallmann.

"Wir sind da absolut anspruchslos." Sie wollen einfach nur spielen, ihr Spiel, von dem man nie so ganz loskommt, wenn man es einmal angefangen hat, ernsthaft zu spielen.

Wer eine Räumlichkeit anbieten kann, kann sich per E-Mail an vorstand@siegburgerbillardclub.de melden. Vorsitzender Joachim Kallmann ist unter Tel. 0228/359964 oder per E-Mail an kallmann@arcor.de zu erreichen.

Siegburger Billardclub

Der Siegburger Billardclub ist ein gemeinnütziger Verein, der 1950 gegründet wurde. Vorsitzender ist Joachim Kallmann, Ehrenvorsitzender Micha Souren. Der Verein hat 25 Mitglieder, wovon rund 15 noch aktiv am Spiel- und Trainingsbetrieb teilnehmen. Clubzeiten sind dienstags und donnerstags jeweils ab 17 Uhr. Gleichwohl stehen die Billardtische für Vereinsmitglieder jederzeit zur Verfügung. Sein Vereinslokal hat der Club an der Wilhelm-Ostwald-Straße 17. Auch Jugendliche ab zwölf Jahren sind willkommen. Weitere Infos und Kontaktdaten gibt es unter Tel. 0157/ 77097098 oder im Internet auf www.siegburgerbillardclub.de.

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