Diskussion um Feuerwerke Feuerwerk-Industrie zweifelt Zahlen der Umwelthilfe an

Rhein-Sieg-Kreis · Firma Weco in Eitorf nennt den Vorstoß von Siegburgs Bürgermeister nach einem Verbot von Pyrotechnik „existenzgefährdend“. Die Zahlen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) über die Feinstaubbelastung sind laut Weco völlig aus der Luft gegriffen.

„Existenzgefährdend“ seien die Forderungen von Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn nach einem allgemeinen Verbot von Feuerwerken, sagt Thomas Schreiber, Geschäftsführender Gesellschafter der Weco Feuerwerk GmbH in Eitorf. Außerdem, so Schreiber, seien die Zahlen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) über die Feinstaubbelastung völlig aus der Luft gegriffen. Bei den Kölner Lichtern, die die Weco ebenso durchführt wie das Feuerwerk bei Rhein in Flammen, würden gerademal 1,2 Kilo Feinstaub freigesetzt. Das sei ein Fünfhundertstel von dem, was die DUH angebe.

Wie berichtet, hat Huhn die Oberbürgermeister von Köln und Bonn angeschrieben und sie aufgefordert, im Rahmen des Klimanotstands auf solche pyrotechnischen Spektakel zu verzichten. Außerdem sollten sich die Kommunen gemeinsam für ein generelles Feuerwerkverbot an Silvester einsetzen. Dabei hatte Huhn auch Bundesinnenminister Horst Seehofer angeschrieben.

Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) hat die Umwelthilfe wegen der von ihr verbreiteten Zahlen scharf angegriffen. Die von der DUH genannten 5000 Tonnen Feinstaub zu Silvester „entbehren jeglicher Grundlage“, sagt Klaus Gotzen, Geschäftsführer des VPI. Der Verband lasse derzeit die genauen Feinstaubmengen prüfen. Nach ersten Erkenntnissen kämen auf eine Bruttotonne Feuerwerk rund 250 Gramm Feinstaub. Danach müssten zu Silvester 20 Millionen Tonnen Böller abgebrannt werden. „Das ist utopisch, die Verkaufszahlen der Branche liegen bei rund 40.000 Bruttotonnen pro Jahr, von denen Dreiviertel Verpackung seien.

Neujahrsmorgen 2018: Feinstaub-Grenzwert vielerorts stark überschritten

Laut Gesetz darf der Tagesmittelwert für Feinstaub an jeder Messstelle höchstens 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft betragen. Am Neujahrsmorgen 2018 wurde dieser Grenzwert laut Umweltbundesamt an vielen Stationen stark überschritten. Danach lagen die Werte beispielsweise in Fürth mit 1330 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat indes festgestellt, dass kleine Kinder, Senioren und Menschen mit chronischen Erkrankungen an den ersten Tagen im neuen Jahr besonders häufig unter Husten und Atembeschwerden litten und vermehrt mit akuten Problemen ins Krankenhaus eingeliefert werden müssten.

Dagegen sagte Sonja Lämmel vom Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) gegenüber der Rheinischen Post, Silvesterfeuerwerk zu verbieten, „geht viel zu weit. Man muss ja nicht gerade mit einem Asthma-Patienten in der Silvesternacht einen Spaziergang machen“, sagt Lämmel. Auf Huhns Vorstoß hat die Kreisvorsitzende der Bonner CDU, Christos Katzidis, reagiert: „Wir sollten endlich eine ehrliche und keine populistische Klimadebatte führen. Wir brauchen an erster Stelle die Verkehrswende.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort