Aktion "Siegburg steht kopf" Flashmob sorgt für Wechsel der Perspektive

SIEGBURG · Der erste Teilnehmer, der Samstag am unteren Markt eintrudelte, war Werner Windig. Der 49-Jährige kam mit dem Rad, auf dem Gepäckträger eine "Kopfstandvorrichtung", die er aus einem Stuhl gebastelt hatte und die ihm sicheren Halt gewähren sollte.

 Ein ganz anderer Blickwinkel: Aus einer ungewöhnlichen Perspektive fotografierte Paul Kieras die Teilnehmer.

Ein ganz anderer Blickwinkel: Aus einer ungewöhnlichen Perspektive fotografierte Paul Kieras die Teilnehmer.

Foto: Paul Kieras

"Ich bin überall dabei, wo es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen", grinste der Mann mit Hut, Krawatte, Fahrradklammern in der Hose und roten Schuhen an den Füßen über das ganze Gesicht. Spontan gab er eine Vorführung seiner genialen Erfindung bei "Siegburg steht kopf", eine Aktion des Jungen Forums Kunst.

Ohne Hilfsmittel, lediglich mit einer Decke ausgerüstet, wartete Gaby Gembolys (60) auf Mitstreiter und setzte sich erst einmal auf die Museumstreppe. Nach und nach füllte sich der Markt in Höhe des Kiosks, allerdings waren mehr Menschen mit Kamera bewaffnet, als mit einem Kissen. Aktive Teilnehmer trafen dann aber kurz vor 15 Uhr auch noch ein. Darunter viele Kinder, die natürlich eine Menge Spaß hatten.

Karl-Heinz-Löbach, Vorsitzender des Jungen Forums Kunst und Initiator des "Flashmobs", übernahm das Kommando und versuchte ein wenig Ordnung in das Durcheinander zu bringen. Mittlerweile waren auch Bürgermeister Franz Huhn in Begleitung von seiner Stellvertreterin Susanne Haase-Mühlbauer, Vertreter des Ordnungsamtes und der Polizei angekommen, um nach dem rechten zu sehen.

Aufgrund einer weiten Verbreitung über das Internet rechnete man mit allem. Diverse Aufrufe zu "Flashmobs" haben in der Vergangenheit ja schon für chaotische Verhältnisse in anderen Städten gesorgt. Huhn fand die Aktion "toll" und begrüßte es, "dass sich Bürger für ihre Stadt engagieren und gleichzeitig mit ihr identifizieren".

Punkt 15 Uhr gab Löbach den Startschuss. Während einige mehrere Anläufe starteten, um in die gewünschte Position zu gelangen, standen andere auf Anhieb senkrecht. Wer sich nicht selbst beteiligte, leistete Hilfestellung. Die hatte Max Mühlbauer (8) nicht nötig. Der lief sogar auf Händen.

Es kamen zwar viel weniger Siegburger als erhofft, aber das Ziel wurde dennoch erreicht. Denn die zahlreichen Zuschauer, die noch nicht informiert waren, wurden von Löbach und seiner Vereinskollegin Martina Clasen über den Sinn der Veranstaltung aufgeklärt. Man müsse in Hinsicht auf die 950-Jahrfeier im nächsten Jahr "mal die Perspektive wechseln", so ihre Erklärung.

Denn mit dem Auszug der Benediktiner aus der Abtei auf dem Michaelsberg und dem dortigen Einzug des Katholisch-Sozialen Instituts beginne auch für die Stadt ein neuer Zeitabschnitt. Deshalb sei es notwendig, sich Gedanken darüber zu machen, wie die Zukunft aussehen soll, statt in Stillstand zu verharren.

Es böten sich genug Möglichkeiten, etwas zu verändern, die Stadt positiv zu gestalten und sie späteren Generationen lebenswert zu erhalten. Dafür sei eben auch ein Ändern des Blickwinkels erforderlich, so die beiden Künstler, die mit ihrer Meinung sicher nicht alleine dastehen. Das Publikum am Samstag konnten sie jedenfalls überzeugen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort