GA-Serie "Mobil in der Region" Flink und flexibel mit Faltrad, Bus und Bahn

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Immer mehr Pendler nutzen moderne Falträder in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Mobilitäts-Apps zeigen ihnen dabei die schnellsten und günstigsten Verbindungen. Der GA macht den Praxistest.

 Warten auf die Linie 18: GA-Volontär Fabian Vögtle beim Praxistest mit Faltrad.

Warten auf die Linie 18: GA-Volontär Fabian Vögtle beim Praxistest mit Faltrad.

Foto: Andreas Dyck

Fünf Handgriffe, und das Faltrad ist fahrbereit. In der Geschäftsstelle des Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) falte und klappe ich unter den fachmännischen Augen von Theo Jansen, Leiter der Abteilung Mobilitätsmanagement, und Pressesprecher Holger Klein das Leihrad zur Übung ein paar Mal auf und zu. Dann gibt es die erste kurze Testfahrt auf dem langen Gang, und schon geht's los in den Aufzug nach unten auf die Straße. Von der Glockengasse in der Kölner Innenstadt soll es zur optimalen Testfahrt ins Verlagsgebäude des GA in Bonn-Dransdorf gehen. Eine App, die alle Verkehrsmittel berücksichtigt, weist mir den Weg. Mein Ziel: mit dem Faltrad so schnell und bequem wie möglich in der Redaktion ankommen und dabei den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Die Apps bieten mir verschiedene Möglichkeiten.

Da Fußweg und Carsharing nicht in Frage kommen und mir die Fahrt mit den Straßenbahnlinien 16 und 18 vom Appellhofplatz oder Neumarkt nach Bonn zu lange dauern, entscheide ich mich für die Alternative über den Kölner Hauptbahnhof. Der Weg dorthin dauert knapp zehn Minuten. Das Faltrad ist für Fußgängerzonen und enge Gassen wie gemacht. Flink düse ich im Slalom an den Passanten vorbei über die Domplatte bis zu den Treppen. Zusammenfalten lohnt sich hier noch nicht, das Rad trägt und schiebt sich aufgeklappt viel leichter die Stufen hinunter, durch die Bahnhofshalle und über die Rolltreppe auf Gleis 9.

Dort soll gleich die Mittelrheinbahn nach Bonn losfahren. Ich positioniere mich mit dem Faltrad wie zwei andere Gleichgesinnte genau dort, wo die elektronische Anzeige ein Fahrradabteil anzeigt. Einer der anscheinend erfahrenen Radpendler hat ein Tipp für mich als Neuling. Während ich bereits mein Rad zusammenfalten will, sagt er: „Warte lieber, bis der Zug hier wirklich einrollt.“ Wo er Recht hat, hat er Recht. Oft gibt es ja kurzfristig Gleiswechsel und wer sein Rad dann wieder aufklappen muss, verliert wichtige Sekunden. Diesmal stimmt das Gleis zwar, aber das nächste Fahrradabteil ist etwas weiter vorne als angenommen. Nun ist es tatsächlich bequemer, die knapp Hundert Meter zu schieben anstatt zu tragen. Im Zug reicht es immer noch, das Rad rasch zusammenzuklappen und in die Ecke zu stellen.

Im Gegensatz zu einem normalen Fahrrad, das nicht nur viel Platz wegnimmt und dessen Mitnahme in der Regel auch etwas kostet, muss ein Faltrad nicht mit Gurten festgebunden werden. Zusammengefaltet steht es bestens auf dem Boden oder passt sogar in eine Gepäckablage. Die Mitnahme in Bus und Bahn ist im eingeklappten Zustand kostenfrei, das Rad wird dann zum Gepäckstück; es wiegt etwa 14 Kilo.

Eine halbe Stunde später habe ich am Bonner Hauptbahnhof die Wahl. Schwing ich mich direkt aufs Fahrrad und düse in 15 Minuten nach Dransdorf in die Redaktion? Oder wechsele ich das Gleis und warte ein paar Minuten auf die S 23 um bis Endenich-Nord zu kommen? Eine andere Alternative, die auf meinem Smartphone erscheint, ist die schnellste. In drei Minuten fährt eine Straßenbahn zur Haltestelle Robert-Kirchhoff-Straße los und damit in fünf weiteren Minuten direkt vor die Tür des Verlagsgebäudes. Ich falte mein Rad schnell auf und schiebe es zügig runter ins Bonner Loch. Da gerade wenige Leute in die Straßenbahn steigen, lasse ich das Rad aufgeklappt im Eingangsbereich stehen, schließlich sind es nur drei Stationen bis zum General-Anzeiger.

Weitere Testfahrten, etwa im Feierabendverkehr in der 66 und am nächsten Tag im hügeligen Vorgebirge zur Alanus Hochschule mit Rad, Bahn und Bus gelingen ebenso einwandfrei. Fazit: Das Faltrad zahlt sich für Pendler aus, die in der Stadt oder auf dem Land nicht direkt an einer Straßenbahn- oder Bushaltestelle wohnen und flexibler sein wollen. Selbst für eine kleine Radtour ist das wendige, aber sehr stabile Faltrad geeignet. Die Zeiten, in denen Klappräder schnell kaputt gingen und in ihre Einzelteile zerfielen, sind vorbei. Böse Blicke oder Kommentare halten sich in Grenzen.

Das Faltrad wird von der antiquarischen Lachnummer langsam zum Statussymbol moderner Mobilität. Weiterer Vorteil: um dem auch in Bonn und Region weit verbreiteten Raddiebstahl vorzubeugen, lässt sich das Rad zusammengeklappt auch mit ins Büro oder Restaurant nehmen und dort sicher abstellen.

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