GA-Serie "Eine Stunde mit ..." Förster Axel Horn - Der Hüter des Waldes

Siegburg · Axel Horn steuert seinen Geländewagen durch den Regen in den Wald. Seine zwei Jagdhunde warten schon ungeduldig in den Käfigen im Kofferraum. Horn parkt den Wagen am Wegrand, steigt aus und setzt seinen Hut auf. Er lässt einen Hund frei, den anderen nimmt er an die Leine.

Mit gut einem Jahr sei Lotte noch nicht alt genug, um frei zu laufen, sagt er. Der Regen, der ihm von der Hutkrempe läuft, stört ihn kein bisschen. Als Förster ist er es gewohnt, auch bei schlechtem Wetter im Freien zu sein.

Sein Arbeitstag beginnt im Lohmarer Friedwald, einem Naturfriedhof. Hier werden Verstorbene rund um Bäume beerdigt. Horn sucht die geeigneten Bäume aus, meist sind das Buchen oder Eichen. Wichtig dabei ist, dass die Bäume die nächsten 99 Jahre überstehen, denn für diese Zeit können die Grabrechte gemietet werden.

Horn betrachtet die Sache auch gerne andersrum. "Die Bäume stehen dann 99 Jahre unter Schutz, denn auf einem Friedhof darf unter keinen Umständen gefällt werden." Wöchentlich werden etwa zehn Verstorbene im Friedwald beigesetzt, und so muss Horn regelmäßig neue Grabstellen markieren.

"Andere Friedhöfe haben Platzprobleme, das haben wir hier nicht." Bis zu zehn Gräber legt er um einen Baum an. Um geeignete Stellen zu finden, muss er den Verlauf der Wurzeln erahnen. Waldarbeiter Horst Petry hilft ihm dabei und hebt später die Gruben aus. Immer wieder stoßen die beiden auf Blumenschmuck an den Bäumen, den sie entfernen müssen. Denn der Friedwald soll ein authentischer Wald bleiben.

Seit der Eröffnung des Friedwaldes im Juni 2011 wurden 730 Verstorbene an 550 Bäumen bestattet. Um da nicht den Überblick zu verlieren, hält Horn die genauen Daten in seinem Laptop fest. Während er die Zahlen eintippt, prasselt der Regen auf seine Tastatur. "Das hält das Gerät aus" sagt er grinsend.

Der 48-Jährige leitet den Forstbetriebsbezirk Aulgasse seit gut 20 Jahren. Durch die Eröffnung des Friedwaldes hat sich sein Arbeitsalltag enorm verändert. Ungefähr die Hälfte seiner Arbeitszeit macht die Pflege und Erweiterung des Friedwaldes aus. Damit er diese Arbeit schaffen kann, hat das Regionalforstamt sein Revier mehr als halbiert. Er betreut nun etwa 750 Hektar Wald zwischen Siegburg und Lohmar.

Horn verabschiedet sich von Petry, der sich sogleich daran macht, die Gruben auszuheben. Wilma und Lotte springen auf Kommando etwas widerwillig wieder ins Auto. Horn muss noch einige Bäume zählen, die er einige Tage zuvor von einer Firma hat fällen lassen. 57 Kiefernstämme zählt er und schaut sich auch an, wie der Wald, aus dem die Kiefern gezogen wurden, jetzt aussieht.

"Wir versuchen natürlich, die Schäden möglichst gering zu halten, ganz ohne Schleifspuren kriegt man so einen Baum aber nicht zur Straße", erklärt er. Mit der Arbeit der Firma ist er zufrieden, wenige Schäden seien zu sehen. Die Kiefern hat Horn auch fällen lassen, weil sie in dem Waldgebiet nicht erwünscht waren. "Dort soll ein Laub-Mischwald aus Erle, Esche und Eiche entstehen", erklärt Horn seinen Plan.

Einen solchen Mischwald findet Horn deutlich schöner als einen angelegten Kiefernwald. Andererseits weiß er um die wirtschaftliche Bedeutung der Kiefern. "Kiefern wachsen schnell und wir brauchen nun mal den Rohstoff Holz. Da finde ich es besser, hier Kiefern wachsen zu lassen, als beispielsweise Holz aus Regenwäldern zu importieren." Und so versucht er, das Gleichgewicht zu finden zwischen einem Wald, der für Besucher schön ist, und dem wirtschaftlichem Nutzen des Waldes.

Was diesem Gleichgewicht auf jeden Fall schadet, ist der Müll, den Besucher hinterlassen. Am vorherigen Tag hat Horn einen Hinweis der Stadt Bonn bekommen, dass ein kaputter Motorroller, oder Teile davon, im Wald abgelegt worden seien. Horn wird also gleich losfahren, um den Roller aus dem Wald zu holen und vernünftig zu entsorgen. "Wo einmal Müll liegt, da kommt schnell noch mehr Müll hinzu", sagt er und startet den Motor seines Geländewagens.

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