Häusliche Gewalt an Frauen Frauenhäuser im Rhein-Sieg-Kreis bekommen mehr Plätze

Rhein-Sieg-Kreis · Eine anonyme Unterstützerin finanziert ein neues Haus für den Verein Frauen helfen Frauen in Troisdorf. Mehr Platz wird es bald auch im Sankt Augustiner Haus geben.

Sie freuen sich. Und hätten Michiko Park, Alexandra Fausten und Martina Bláhová-Müller vom Verein Frauen helfen Frauen in Troisdorf sowie Angela Helmich vom Frauenhaus in Sankt Augustin Sekt gehabt, sie hätten sich zugeprostet. So wirkt die Szene jedenfalls am Rande des Kreisausschusses. Die beiden im Rhein-Sieg-Kreis bestehenden Frauenhäuser in Sankt Augustin und Troisdorf können nun ihre Pläne, in größere Immobilien umzuziehen, guten Gewissens fortsetzen. Der Kreissozialausschuss stimmte dem dadurch etwas höheren Finanzierungsbedarf einstimmig zu. Für Troisdorf zahlt der Kreis in Zukunft etwa 44.000 Euro im Jahr mehr, in Augustin erhöht sich der Tagessatz für die aufgenommenen Frauen um 3,50 Euro pro Quadratmeter auf 14,83 Euro.

„Die Neukonzeption ist auch dringend notwendig“, sagte Ulrike Schneider vom Kreissozialamt. Denn der Bedarf nach Schutzräumen für Frauen und Kinder, die einen Weg suchen, um aus der häuslichen Gewalt herauszukommen und ihrem Leben eine positive Wende zu geben, wachse nicht nur, die Räumlichkeiten in den beiden einzigen Frauenhäusern im Rhein-Sieg-Kreis entsprächen auch längst nicht mehr den Ansprüchen, um den betroffenen Frauen und Kindern ein Mindestmaß an nötiger Privatsphäre zu bieten.

Die Kriseninterventionsplätze in Frauenhäusern reichten seit vielen Jahren nicht aus. Der Bedarf sei deutlich höher, so Schneider. „Viele Frauen brauchen auch mehrmals den Schutz der Frauenhäuser, um einen Weg aus der Gewalt zu finden und Veränderungen im Leben zu gestalten. In den Frauenhäusern finden die Frauen und Kinder Schutz und entscheiden nach und nach, wie ihre Zukunft aussieht. Die Lebenssituation der Frauen ist bei vielen aber nicht stabil genug, um eine ganz eigenständige Zukunft zu planen.“

„Die Frauen und Kinder, die zu uns kommen, haben das große Bedürfnis, sich zurückzuziehen“, so Park. Doch der Raum sei so knapp, dass sich Frauen manchmal stundenlang im Bad einschlössen und Kinder sich in Schränken verbergen.

Kein drittes Haus finanziell möglich

Die beiden Häuser haben aktuell jeweils Platz für acht Frauen und zwölf Kinder. In den neuen Häusern kann zwölf Frauen und 18 Kindern Raum geboten werden – was im Grunde immer noch zu wenig sei, so Michiko Park, die daran erinnert, dass ihr Verein schon vor zwei Jahren den Antrag für ein drittes Frauenhaus im Kreis gestellt hat. Bei einem Gespräch im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung (MHKBG) im Mai, habe das Land aber schon erklärt, dass es zurzeit keine Möglichkeit sehe, den Kreis bei der Finanzierung seines Frauenhauses zu entlasten, geschweige denn ein neues Frauenhaus zu bezuschussen, so Kreissozialdezernent Dieter Schmitz.

Das zurzeit genutzte Haus in Troisdorf ist ein älteres Einfamilienhaus, das mittlerweile einen hohen Reparaturbedarf aufweist und aufgrund des ungünstigen Zuschnitts modernen Therapie- und Betreuungsansprüchen längst nicht mehr genügt. Es stehen sieben Zimmer unterschiedlicher Größe zur Verfügung. Eine Mutter bewohnt gemeinsam mit ihren Kindern ein Zimmer. Zwei alleinstehende Frauen teilen sich ein Zimmer. Auf zwei Etagen teilen sich die Bewohnerinnen und ihre Kinder zwei Bäder, eine große Wohnküche, einen Gruppenraum und den Garten mit Spielgeräten. Die Vermieterin des Hauses in Sankt Augustin, das der Rhein-Sieg-Kreis selbst betreibt, hat den Mietvertrag zum Ende des Jahres 2020 gekündigt. „Aber auch das entspricht mit sehr kleinen Zimmern und nicht ausreichenden sanitären Möglichkeiten nicht mehr dem heutigen Standard“, so Schmitz. Zumal auch die Sicherheitsanforderungen nicht ausreichten

Die Stadt Sankt Augustin habe dem Rhein-Sieg-Kreis zwischenzeitlich einen Neubau zur Anmietung angeboten, der zum einen eine Erweiterung des Platzangebotes ermöglichen würde, gleichzeitig aber auch eine deutliche Verbesserung des Raumangebotes darstelle. Die bessere räumliche Ausstattung würde es dem Kreisfrauenhaus erlauben, die Frauenhausarbeit konzeptionell dem neuen Stand anzupassen.

Eine Unterstützerin des Troisdorfer Vereins Frauen helfen Frauen, die anonym bleiben möchte, hat einen Neubau für die Opfer von häuslicher Gewalt versprochen. Statt den bisher 300 Quadratmetern sollen den Frauen dann 750 Quadratmeter zur Verfügung stehen – außerdem auch noch barrierefrei, sodass künftig auch Frauen mit Behinderung aufgenommen werden können. Die Troisdorferinnen wollen zudem auch kleine Apartmentlösungen schaffen, sodass auch Frauen mit älteren Söhnen aufgenommen werden können, was bislang, auch aufgrund der sehr begrenzten sanitären Anlagen, nicht möglich ist, so Fausten. Michiko Park freut sich: „Der Spatenstich ist für März geplant.“ In Sankt Augustin, so Angela Helmich, könne man jetzt an die Feinplanung des Umbaus gehen.

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