Optionen für Beschäftigte Kaufhof-Angestellte in Siegburg haben Kündigung erhalten

Siegburg · Die Beschäftigten von Galeria Kaufhof in Siegburg haben ihre Kündigung erhalten. Betriebsratsvorsitzende Marie-Laure Gabriel klärt die Mitarbeitenden über ihre Möglichkeiten auf. Sogar eine Klage steht zur Option.

Galeria Kaufhof in Siegburg.

Galeria Kaufhof in Siegburg.

Foto: Nadine Quadt

Die schriftliche Kündigung für die Angestellten des Kaufhofes war am Freitag im Briefkasten. „Wir wussten ja schon, dass sie kommt“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Marie-Laure Gabriel. „Aber es war trotzdem komisch, sie in der Hand zu halten.“ Die Anstellung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kaufhof-Filiale in Siegburg endet, wie angekündigt, zum 31. Januar 2024. Drei ihrer Kollegen haben bereits gekündigt, berichtet Gabriel. Sie verlassen die Filiale zum ersten Juni. Der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof hatte im März angekündigt, bundesweit knapp 50 Filialen zu schließen, darunter die in Siegburg.

Jede und jeder der Beschäftigten müsse nun für sich eine Entscheidung treffen. „Der Betriebsrat kann da nur unterstützend zur Seite stehen“, so Gabriel. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Möglichkeit, in die Transfergesellschaft zu gehen. „Die unterstützt zum Beispiel bei Lebensläufen und Bewerbungsschreiben“, so die 59-Jährige, die selbst vor 40 Jahren zum letzten Mal eine Bewerbung schreiben musste. Auch vor Ort in der Filiale könne die Gesellschaft Angebote machen, um die Angestellten etwa in den Microsoft-Programmen Word und Excel auf den neuesten Stand zu bringen.

Die Beschäftigten haben bis zum 15. Januar auch die Möglichkeit, die Transfergesellschaft wieder zu verlassen und die Abfindung in Höhe von zwei Monatsgehaltern bis maximal 7500 Euro zu erhalten. „Klagen können sie dann allerdings nicht mehr“, so Gabriel. Nur wenige Kollegen haben sich bislang für den Rechtsweg entschieden, sagt sie, und: „Ich würde keinem raten, ohne Rechtsschutz zu klagen.“ Manche der Beschäftigten wollen den Rechtsweg beschreiten, wenn sie, im Gegensatz zu anderen Kolleginnen und Kollegen, kein Jobangebot des Kaufhofs erhalten haben. Einige, unter ihnen Marie-Laure Gabriel, haben Angebote für Filialen in Düsseldorf, Bad Kreuznach, Koblenz oder Kassel bekommen. „Da ist es ja klar, dass wir die nicht annehmen“, so Gabriel. Die Offerten habe das Unternehmen nach einem Punktesystem vergeben, das sich unter anderem nach Tätigkeit und Dauer der Betriebszugehörigkeit richte.

Die Stadt Siegburg bemüht sich derweil in Gesprächen mit dem Immobilieneigentümer und dem Galeria-Konzern um eine Fortführung der Filiale, das teilt die Stadt in ihrem Newsletter mit. Ob sich Vermieter und Warenhauskette doch noch auf einen neuen Mietvertrag einigen können, werde in den kommenden Wochen und Monaten entschieden. Auch andere Interessenten, sowohl für die Nutzung als auch für den Kauf der Immobilie, seien mit dem Eigentümer und der Stadt im Gespräch.

 Die Angestellten der Siegburger Kaufhof-Filiale bei einer Kundgebung Anfang April. (Archivfoto)

Die Angestellten der Siegburger Kaufhof-Filiale bei einer Kundgebung Anfang April. (Archivfoto)

Foto: Ines Bresler

Kaufhof auf der Suche nach Hilfskräften

Die Zukunft ihrer Kolleginnen und Kollegen sieht Gabriel vorsichtig optimistisch: „Die meisten der Kollegen, die hier sind, werden wieder einen Job bekommen“, sagt sie. Viele der Beschäftigten orientieren sich nun in Richtung einer Bürotätigkeit. Manche werden aber ganz andere Wege einschlagen. So finde einer nun eine Anstellung in einem Fahrradladen. Eine andere Kollegin werde in die Altenpflege gehen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt sei aktuell günstig.

Bei Einstellungsgesprächen für die Filiale in Siegburg gewinnt Gabriel einen Eindruck des Bewerberangebotes: „Es ist eine Katastrophe. Viele junge Menschen wollen im Einzelhandel tätig werden, weigern sich aber, samstags zu arbeiten“, so die Betriebsrätin. Die Kaufhof-Filiale ist auf der Suche nach Hilfskräften für Kasse, Verkauf und das Warenversorgungsteam „um den Laden am Laufen zu halten.“ Dabei sei die Aussicht, nur einen Vertrag bis Ende Dezember dieses Jahres zu bekommen, für Bewerberinnen und Bewerber nicht sehr attraktiv. Wenn nun Kolleginnen und Kollegen gehen, nehme der Stress für die Verbleibenden zu – vor allem in der Urlaubszeit. Die Stimmung innerhalb der Belegschaft sei dennoch gut. „Auch, wenn natürlich keine Mittagspause vergeht, ohne dass das Thema Schließung besprochen wird“, so Gabriel.

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