Kommentar zur Energiesparverordnung Ganz schön peinlich

Meinung | Rhein-Sieg-Kreis · In einer Sache hat das Landeswirtschaftsministerium zumindest für Klarheit gesorgt: Wer Energie verschwendet, dem droht eine saftige Geldbuße. Doch eine Energiesparverordnung, für die keiner zuständig zu sein scheint – was ist davon zu halten? Nicht viel, meint unser Autor.

 Da war die Nacht noch in Ordnung: Beleuchtete Schaufenster darf es nachts auch in Hangelar nicht mehr geben.

Da war die Nacht noch in Ordnung: Beleuchtete Schaufenster darf es nachts auch in Hangelar nicht mehr geben.

Foto: Dylan Cem Akalin

Eines zumindest dürfte doch die vielen Kritiker des von der Bundesregierung geplanten Gaspreisdeckels freuen. Die vielbeschworenen Millionäre, die angeblich zu viel von der Vergünstigung profitieren würden, dürfen ihre Pools gar nicht beheizen, und die Fußbodenheizung der Außenterrasse muss auch ausgeschaltet bleiben. Bei Zuwiderhandlung droht ihnen nämlich bis zu 100.000 Euro Strafe.

Jetzt aber mal im Ernst: Was ist eine Energiesparverordnung eigentlich wert, die so eindeutig uneindeutig bei Zuständigkeiten und Sanktionen ist? Da werden ganze Beamtenapparate in Bewegung gesetzt, um eine im Grunde ganz vernünftige Verordnung auszuarbeiten, damit im Land nicht unnötigerweise Energie verschwendet wird – und am Ende streiten sich die Behörden wieder einmal um Zuständigkeiten. Das ist einfach nur peinlich.

Welche Kosten dem Steuerzahler bei der Erstellung dieser Verordnung wohl entstanden sind? Auf diese eher ironisch gemeinte Frage antwortet ein Sprecher des Landeswirtschaftsministeriums ernsthaft: „Es handelt sich um eine Verordnung des Bundes. Insoweit muss diese Frage durch den Bund beantwortet werden. Dem MWIKE liegen dazu keine Informationen vor.“

Nun werden also wiederum alle möglichen Stellen miteinander darüber verhandeln, wer nun überprüfen soll, ob die Beleuchtung von Werbetafeln, Schaufenstern und öffentlichen Gebäuden und Denkmälern pünktlich abgeschaltet wird. Die darauf verwendete Energie könnte sicher besser genutzt werden – zum Beispiel zur Beheizung meines kleinen Arbeitszimmers.

Die Stadt Siegburg macht es übrigens allen vor: Sie fragt nicht, ob sie zuständig ist, sondern sie handelt einfach. Spricht Bürger und Geschäftsleute an und sensibilisiert sie, sich an die Energiesparvorgaben zu halten. Andererseits muss man sich auch fragen, warum immer noch viele Geschäftsleute Energie so großzügig verpulvern. Es scheint ihnen offensichtlich gut zu gehen. Jetzt, da klar ist, dass Verstöße richtig teuer werden können, wird sich das sicher ändern.

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