Siegburg Gedenken der Verstorbenen, die anonym beerdigt worden sind

SIEGBURG · Trotz der heißen Temperaturen hatten sich am Samstagmorgen etwa 30 überwiegend ältere Menschen in der Kapelle des Helios Krankenhauses in Siegburg zu einem ganz besonderen Wortgottesdienst eingefunden.

 Der Nordfriedhof in Siegburg: Hier gibt es einen Bereich, der eigens für anonyme Bestattungen vorgesehen ist. Der Verstorbenen wird einmal monatlich bei einem Gottesdienst gedacht.

Der Nordfriedhof in Siegburg: Hier gibt es einen Bereich, der eigens für anonyme Bestattungen vorgesehen ist. Der Verstorbenen wird einmal monatlich bei einem Gottesdienst gedacht.

Foto: Arndt

Man wollte besonders diejenigen ins Gebet einschließen, die in den vergangenen drei Monaten verstorben waren und keine persönliche Trauerfeier bekommen haben.

Die Idee für diese ökumenische Feier hatte der Kreiskatholikenrat Rhein-Sieg. Auf Nachfrage hatte sich auch die evangelische Kirche sofort angeschlossen. "Seit dem ersten Gottesdienst im Oktober 2008 sind bis heute 400 Siegburger Bürger anonym verstorben. Wir wollen an diese Menschen denken, an die sonst niemand gedacht hat. Das ist einfach ein christlicher Akt", sagt Karl Heinz Löhr, Geschäftsführer des Kreiskatholikenrates.

Die Zahl der unbedacht Verstorbenen nehme zu. Während die Zahl bei dem ersten Gottesdienst auf dem Michaelsberg noch einstellig war, erinnerten am Samstag bereits 24 Lichter an Menschen, die am Ende ihres Lebens allein gewesen waren. Die Namen der Toten erhält der Kreiskatholikenrat aus den städtischen Ämtern und den 19 Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis. Der Erinnerungsgottesdienst findet abwechselnd in einem katholischen und in einem evangelischen Gotteshaus statt.

"Die Leute kommen hierher, weil sie das Gefühl haben, dass die Verstorbenen ihre Mitmenschen gewesen sind, auch wenn sie diese in den meisten Fällen nicht gekannt haben", meint Löhr. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass Menschen über die Anzeigen der Gemeinden von dem Tot ihrer längst verschollen geglaubten Angehörigen erfahren haben.

So sei beispielsweise einmal eine Frau extra aus Brüssel angereist, weil ihr Mann aus letzter Ehe in Siegburg unbedacht verstorben war und sie den Kontakt zu ihm verloren hatte. Auch Walter Densing war am Samstagmorgen in die Krankenhauskapelle gekommen, um eines Bekannten zu gedenken, von dessen Tod er nur über diese Wege erfahren hatte. "Der Jakob war ein Mensch, von dem ich nur das Beste sagen kann.

Er war fleißig und gut zu den Kindern, leider hat er aber auch den Kontakt gescheut." Erst das Ordnungsamt habe den Rentner in seiner Wohnung gefunden, als er bereits in seinen letzten Atemzügen gelegen habe. Im Krankenhaus sei er schließlich verstorben.

Pfarrer Axel Werner leitete den Gedenkgottesdienst am Samstag gemeinsam mit seiner evangelischen Kollegin Pfarrerin Ruth Wirths. Er appellierte in seiner Predigt an die Christenpflicht: "Es gibt nichts Schlimmeres als mit seinem Schicksal nicht von anderen wahrgenommen zu werden, noch nicht einmal im Tod. Gott aber interessiert sich für sie und deswegen müssen wir ihm ihre Seelen im Gebet anvertrauen."

Der Geistliche räumte aber auch ein, dass es verschiedene Gründe geben könne, weshalb man sich für jemanden interessiere und warum eben auch nicht. Auf der einen Seite könne es passieren, dass jemand nicht die gewünschten Eigenschaften mitbringe. Auf der anderen Seite gebe es aber auch Menschen, die bewusst Hecken und Zäune sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne aufbauten, um sich von ihren Mitmenschen abzuschotten.

"Trotz allem ist es wichtig, jedes Vierteljahr zu zeigen, dass Gott sich für jeden interessiert. Es ist nicht nur unsere Pflicht an die Verstorbenen zu denken, sondern eine Herzensaufgabe", sagte Pfarrer Werner.