Baden in Sieg, Agger und der Rotter See Gefährliche Alternativen zum Schwimmbad

Rhein-Sieg-Kreis · Sieg, Agger und der Rotter See bieten bei heißen Temperaturen eine Alternative zum Schwimmbad. Doch in den Gewässern müssen Schwimmer mit Strudeln und tiefen Stellen rechnen.

Am Aggerwehr in Troisdorf tummeln sich Familien mit Kindern auf den Kiesbänken und im Wasser. Unmittelbar an der Kiesbank ist das Wasser sehr flach. Hier spielen die zwei- und siebenjährigen Töchter von Jenny Jendrick. „Der Fluss ist mal etwas anderes als Freibäder. Hier können die Kinder mit den Steinen spielen und Staudämme bauen.“ Die junge Mutter beobachtet ihre Kinder genau. Ganz unbekümmert könne sie hier an der Agger nicht sein. „Ich habe ihnen eine Grenze gesetzt, bis wohin sie gehen dürfen. Da vorne ist das Wasser ja schon tiefer.“ Jendrick zeigt auf eine Flussstelle die vom Strand weiter entfernt ist.

Rene Bobrich, Einsatzleiter der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Siegburg, weiß, dass das Baden in Sieg und Agger nicht ganz ungefährlich ist. Wie berichtet, ertrank erst im Juli ein 24-jähriger Flüchtling in der Sieg. „Der Mann ist in einen Strudel geraten und nach unten gezogen worden“, so Bobrich. Solche Strudel gebe es immer wieder in der Sieg, genauso wie Kieslöcher, bei denen man den Boden unter den Füßen verlieren und in tiefere Strömungen geraten könne. „Das Problem ist, dass viele auf solche Situationen falsch reagieren“, sagt der Einsatzleiter.

Am See immer ein Handy dabei haben

Gerate man in einen Strudel, soll man sich laut DLRG nach unten ziehen lassen und dann zur Seite wegtauchen. Im Falle einer Strömung sei es wichtig, sich so lange treiben zu lassen, bis Einsatzkräfte da seien oder man ans Ufer gespült werde. „Viele werden panisch und versuchen, gegen die Strömung anzuschwimmen. Dabei ermüdet man und kann sich nicht mehr über Wasser halten“, erklärt der Pressesprecher der DLRG Siegburg, Michael Schmitz.

Die Sieg und die Agger seien keine Hochrisikogewässer. Das hieße aber nicht, dass sie ungefährlich seien, so die DLRG-Profis. „Die Flüsse wechseln ständig zwischen tief und flach und werden von vielen unterschätzt“, sagt Schmitz. Man dürfe nie alleine an Flüssen baden gehen, müsse Schwimmer sein und ein Handy dabei haben. Im Notfall ist die Feuerwehr meist als erste vor Ort. Die Siegburger Feuerwehr habe dieses Jahr rund drei bis fünf Einsätze bei Badeunfällen gehabt, schätzt Einsatzleiter Georg Burmann. „In der Regel konnten sich die Personen selbst retten. Zum Tod kommt es Gott sei dank nur sehr selten“, erklärt er. Er hält Selbstüberschätzung und Unkenntnis über die Gewässer für die Hauptgründe bei Badeunfällen. „Die Menschen wissen meistens nicht, dass es auch in Sieg und Agger Stromschnellen und tiefe Löscher gibt“, so Burmann. Im Endeffekt müsse jeder selbst wissen, wie weit er gehen kann.

Die Devise „Baden auf eigene Gefahr“ gilt auch beim Rotter See in Troisdorf und am Allner See in Hennef. Der Allner See ist aus Gründen des Naturschutzes kein Bade- oder Sportgewässer, so Mira Steffan, Pressesprecherin der Stadt Hennef. Hennefer dürften sich auf der ausgewiesenen Liege- und Spielwiese am See erholen. Eine Gefahr für Schwimmer durch das Gewässer sieht Steffan zwar nicht, es gebe jedoch keine Aufsichtspersonen am See, die zur Not retten könnten. „Das Baden wird zwar geduldet aber nicht gerne gesehen“, sagt Steffan.

Im Gegensatz zum Allner See ist der Rotter See als Badegewässer ausgewiesen. Doch auch hier gibt es keine Schwimmmeister. „Wem daran gelegen ist, der muss ins Schwimmbad gehen“, sagt Bettina Plugge, Pressesprecherin der Stadt Troisdorf. Auch hier kam es 2013 zu einem tödlichen Unfall. „Der See hat natürlich tiefe Stellen“, so Plugge. Menschen mit gesundheitlichen Problemen und Nichtschwimmer sollten deswegen nicht im Rotter See baden.

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