Sankt Servatius in SIegburg Gemeinde will auf neuen Wegen eine junge Kirche schaffen

Siegburg · Endlich wieder mehr Jugendliche in der Kirche – in der Gemeinde Sankt Servatius in Siegburg soll das nicht länger nur frommer Wunsch bleiben. Einen festen Plan, wie die jungen Siegburgerinnen und Siegburg wieder in die Kirche zurückgeholt werden, gibt es noch nicht, aber den Wunsch nach Ideen auch von außerhalb.

 Pfarrer Karl-Heinz Wahlen, Julia Wagner-Orth und Bettina Heinrichs-Müller (von links) hoffen auf zahlreiche Vorschläge.

Pfarrer Karl-Heinz Wahlen, Julia Wagner-Orth und Bettina Heinrichs-Müller (von links) hoffen auf zahlreiche Vorschläge.

Foto: Paul Kieras

Ganz neue Wege will die Pfarrgemeinde Sankt Servatius in Siegburg in der Jugendseelsorge gehen. Dazu hat sie in Kooperation mit der Katholischen Jugendagentur Bonn (KJA) ein Projekt mit dem Ziel angestoßen, junge Menschen in die Gemeinde einzubeziehen und neue jugendpastorale Akzente zu setzen. „Die haben eine andere Vorstellung von Kirche und Glauben und andere Themen als wir Älteren“, sagte Pfarrer Karl-Heinz Wahlen bei der Vorstellung des auf zwei Jahre angelegten Projekts.

Die Zeiten seien vorbei, in denen die Kirche wie selbstverständlich erwartet habe, dass die Gläubigen zu ihr kommen, heute müsse es umgekehrt sein. Daher möchte die Gemeinde wissen, wie und wo Jugendliche altersgerecht und zeitgemäß angesprochen werden können und in welchem Lebensumfeld man sie erreicht. Bettina Heinrichs-Müller aus dem Vorstand des Pfarrgemeinderats von Sankt Servatius wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Jugendliche anders als vor Jahren ganztägig Schulen besuchten und sich auch die Freizeitangebote geändert hätten.

Es gelte herauszufinden, welche Fragen sie bedrängen und wo sie einen Ort für sich und ihre Anliegen finden können. Außerdem auch, welche Lebenserfahrungen sie in die Gemeinde einbringen wollen. Der Bedarf bestehe – Bettina Heinrichs-Müller bezog sich mit dieser Überzeugung auf eigene Erfahrung. „Die Jugendlichen haben Sehnsucht nach Glauben“, sagte Wahlen. Sie wollten aber nicht hören, wie man zu leben und zu glauben habe, sondern leben und glauben, wie sie das wollten, betonte Wahlen. Ihnen seien auch andere Themen wichtig als den Generationen zuvor. So hätten sich beispielsweise die diesjährigen Firmlinge dafür ausgesprochen, „Identität“ zu thematisieren, Fragen zu erörtern, was dem Einzelnen wichtig ist, wie seine Zukunft aussieht, wie er seinen Lebensweg findet und was er wirklich im Leben braucht. Gegenstand von einzelnen Aktionen innerhalb des Projekts könnten unter anderem interreligiöse Gottesdienste, der Klimawandel oder Nachhaltigkeit sein, so Heinrichs-Müller.

Wer Ideen hat, kann sich ab sofort aktiv einbringen. „Wir haben bereits Kontakt zu den Siegburger Schulen geknüpft und sind mit zwei Gymnasien im Gespräch“, berichtete Julia Wagner-Orth, Projektreferentin beim KJA. Es gehe vorrangig darum, junge Leute anzusprechen, die nicht schon in kirchlicher Verbandsarbeit eingebunden und beispielsweise als Messdiener oder Pfadfinder aktiv seien.

Wahlen hob hervor, dass es sich nicht um Jugendsozialarbeit handle und man auch nicht mit Jugendzentren und -einrichtungen konkurrieren wolle, sondern Seelsorge im wahrsten Wortsinn anbieten. Angebote, die den Jugendlichen dabei helfen sollen, ihre Fragen zu beantworten und die sie selbst als zielführend für sich erachten. So hätten laut Wagner-Orth die Firmlinge den Wunsch geäußert, länger gemeinsam wegzufahren, um Zeit für gemeinsame Aktivitäten und zum Austausch zu haben. Übergeordnetes Ziel sei natürlich auch, Jugendliche auf Dauer in der Gemeinde zu halten und so eine „junge Kirche“ zu schaffen. Dabei wolle man sie begleiten. Denn bei Messdienern oder Pfadfindern hat er in seiner langjährigen Tätigkeit als Seelsorger beobachtet, dass sie irgendwann ausscheiden und auch nicht mehr am Gemeindeleben teilnehmen.

Ansprechpartner für Ideen ist Julia Wagner-Orth, ☏ 0228/92 65 27 54, E-Mail: Julia.Wagner-Orth@kja-bonn.de.

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