Verfahren in Siegburg eingestellt Jahrelang die Ehefrau brutal behandelt

Siegburg · Das Verfahren wegen zahlreicher Delikte gegen einen 32-Jährigen wurde gegen Auflage eingestellt. Dabei waren die Tatvorwürfe erheblich.

 Eine Frau versucht sich vor der Gewalt eines Mannes zu schützen (Symbolfoto).

Eine Frau versucht sich vor der Gewalt eines Mannes zu schützen (Symbolfoto).

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Die Tatvorwürfe waren erheblich, dennoch einigten sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung darauf, das Verfahren gegen Zahlung von 300 Euro an eine gemeinnützige Institution einzustellen. Einem 32-jährigen Angeklagten wurden unter anderem Freiheitsberaubung, Bedrohung, Beleidigung, Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Opfer waren seine damalige Ehefrau, die mittlerweile von dem Mann geschieden ist, und die beiden Kinder. Während die Frau auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht verzichtete und aussagte, wollte der Angeklagte sich nicht äußern.

Vor Gericht wurde der Familienalltag geschildert

Konkret ging es um einen Tag im März 2021. Da soll der drogenabhängige Ehemann von seiner Frau verlangt haben, Cannabis für ihn zu besorgen, was die aber verweigerte. Aus dem geparkten Auto einer Freundin heraus telefonierte sie mit ihrem Mann in der gemeinsamen Wohnung und bat ihn, Sohn und Tochter zu schicken, um mit den beiden, ihrer Freundin und deren Kindern einen Spielplatz zu besuchen. Das lehnte der Vater ab. Als sie in die Wohnung zurückkehrte, schloss er die Tür ab, versetzte ihr Schläge mit der flachen Hand, zerriss eine Jacke von ihr und beleidigte sie unter anderem als „Schlampe“ und „Hure“. Er sei „außer sich gewesen“, berichtete sie. Ihr gelang es, die Polizei zu verständigen, die den Mann sich erbrechend auf dem Boden sitzend antraf und ihn der Wohnung verwies. Ob es schon öfter solche Vorfälle gegeben habe, wollte Richter Hauke Rudat wissen. Sie schilderte, wie der Angeklagte sie immer wieder daran gehindert habe, mit ihren Kindern das Haus zu verlassen, sie „durch die ganze Wohnung geprügelt“, getreten, beleidigt und mit ihrer Tötung bedroht habe. „Ich wurde in all den Ehejahren gedemütigt“, fasste die Frau unter Tränen ihr Schicksal zusammen.

Ein Rechtsgespräch führte zur Einstellung des Verfahrens

Aber auch ihr Sohn sei immer wieder schwer misshandelt worden, wie der selbst bei der Polizei ausgesagt habe, sagte sie. Konkrete Daten konnte die 31-Jährige nicht mehr nennen, es sei zu oft zu körperlicher Gewalt gekommen. Rudat bat nach der Aussage den Verteidiger und die Vertreterin der Staatsanwaltschaft zu einem Rechtsgespräch, bei dem man sich zur Einstellung des Verfahrens gegen Auflagen einigte. Auch, und besonders, um den Kindern, die inzwischen mit ihrer Mutter in geordneten Verhältnissen lebten, eine Aussage zu ersparen und die positive Entwicklung nicht zu „torpedieren“.

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