Awo-Wohnheime in Siegburg Geschäftsführer würdigte Einsatz der Mitarbeiter

SIEGBURG · Der Termin an Neujahr zur Würdigung des Engagements der Mitarbeiter im Awo-Dauerwohnheim für psychisch kranke Menschen war mit Bedacht gewählt.

 Zu Besuch im Wohnheim für psychisch kranke Menschen in Siegburg: Katja Ruiters und Franz-Josef Windisch von der Awo.

Zu Besuch im Wohnheim für psychisch kranke Menschen in Siegburg: Katja Ruiters und Franz-Josef Windisch von der Awo.

Foto: Paul Kieras

Damit wollten der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg, Franz-Josef Windisch, und Katja Ruiters, Betriebsleiterin der "Eingliederungshilfe und Arbeit", darauf hinweisen, dass die Mitarbeiter der Awo-Wohnheime - darunter die Betreuer der Einrichtung an der Schumannstraße - immer, nämlich "24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, vorbildlichen Einsatz zeigen", so Windisch.

Seit 1999 begleitet ein hoch qualifiziertes Team um Leiterin Angela Wittek chronisch psychisch Kranke, die aufgrund ihrer Erkrankung "nicht mehr oder noch nicht in der Lage sind, alleine ohne dauernde intensive Betreuung zu leben", erläuterte Ruiters. Ziel sei es, den Bewohnern stabile Lebensbedingungen zu ermöglichen.

Rund um die Uhr kümmern sich die Mitarbeiter darum, den zurzeit 24 dort wohnenden Frauen und Männern zwischen 29 und 58 Jahren zu einer größtmöglichen Selbstständigkeit und Normalität im täglichen Leben sowie einer Teilhabe auch am gesellschaftlichen Leben zu verhelfen.

Die Arbeit mit den Menschen, die beispielsweise an Psychosen und Schizophrenie erkrankt oder traumatisiert sind, bedeutet eine hohe Belastung der Mitarbeiter und erfordert deren ganzes "Engagement aus Überzeugung". Denn "Erfolge" bei der Arbeit seien "minimal" weiß Ruiters aus langjähriger Erfahrung. "Es kann zum Beispiel ein halbes Jahr dauern, bis jemand wieder gelernt hat, eigenständig eine Kartoffel zu schälen."

Um eine Psychose für Laien verständlich zu beschreiben, wählt Katja Ruiters bewusst den Begriff "verrückt". Denn genau das seien die Erkrankten: "verrückt im Sinne von 'der normalen Wahrnehmung entrückt'". Sie litten an Wahnvorstellungen, hörten unter anderem Stimmen. Das sei für die Betroffenen unerträglich, ihr Zustand vergleichbar mit der Aufforderung an einen Gesunden, der einer überlauten Beschallung mit Heavy-Metal-Musik ausgesetzt ist, wiederzugeben, was der Nachrichtensprecher im Radio erzählt, das gleichzeitig läuft.

Windisch und Ruiters betonten, dass das Wohnheim keine geschlossene Psychiatrie ersetze. Die Betreuung und der Aufenthalt erfolgen auf freiwilliger Basis, und es wird von den Bewohnern eine grundsätzliche Bereitschaft zur sozialen Integration gefordert. 30 bis 50 Kranke müssen pro Jahr aufgrund mangelnder Kapazitäten und fehlender Mittel abgewiesen werden, berichtet der Geschäftsführer, denn es bestehe - wie bei anderen Wohlfahrtsverbänden, etwa Diakonie oder Caritas - keine Möglichkeit, Projekte aus der Kirchensteuer zu finanzieren.

Dabei wird sich der Bedarf an Plätzen noch erhöhen, ist Ruiters überzeugt. Von 2006 bis 2013 sei die Zahl psychisch Erkrankter bundesweit um 30 Prozent gestiegen, gerade im Bereich Burn-out und Depression. Außerdem gehe man davon aus, dass schon heute rund zehn Prozent der Einwohner einer Stadt von mehr oder weniger schweren psychischen Krankheiten betroffen seien. Es bestehe also akuter Handlungsbedarf.

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