GA-Aktion Geschichte der drei ehemaligen Siegburger Bierbrauer

SIEGBURG · Viele mögen schon einmal davon gehört haben, Konkretes weiß kaum jemand mehr über die Siegburger Bierbrauer. Dabei gab es bereits 1819 fünf Brauereien in der Stadt, die damals gerade einmal 1557 Einwohner zählte. Der General-Anzeiger serviert die Geschichte von drei ehemaligen Brauereien in der Stadt und dazu ein kühles Kölsch.

 Auf die Theorie folgt die Praxis: Nach dem Bier-Vortrag treffen sich Referentin Claudia Arndt (Mitte) und einige Besucher vor dem Siegburger Stadtmuseum zur Verkostung.

Auf die Theorie folgt die Praxis: Nach dem Bier-Vortrag treffen sich Referentin Claudia Arndt (Mitte) und einige Besucher vor dem Siegburger Stadtmuseum zur Verkostung.

Foto: Holger Arndt

Claudia Arndt, Archivarin des Rhein-Sieg-Kreises, schlug auf Einladung des General-Anzeigers mit ihrem Vortrag über historische Braustätten bei einem Abend im Stadtmuseum ein längst geschlossenes Kapitel Stadtgeschichte wieder auf.

Drei Betriebe, die Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Hochzeit erlebten, stellte sie in den Fokus. Die Namen Breuer, Gumpert und Clarenz stehen für eine relativ kurze, aber sehr erfolgreiche Zeit des Brauens. Die Betriebe sind nicht mehr vorhanden, lediglich Relikte erinnern an ihre Blütezeit. Immer noch zu sehen ist etwa die "Villa Luise" an der Luisenstraße, die Joseph Breuer neben seiner Brauerei errichtet hatte. In der oberen Etage wohnte die Familie, im Erdgeschoss befand sich die Schankstube. Heute führt Patrick Schaab dort eine PR-Agentur und wohnt in dem Haus.

Vielen der mehr als 50 Besucher huschte am Mittwoch ein Lächeln über das Gesicht, als die Referentin von der Gaststätte "Zur Ente" sprach. Denn dort in der Mühlenstraße befand sich 1863 die erste Brauerei Breuers. Den Betrieb gibt es lange nicht mehr, ebenso die "Ente", die in den 70er und 80er Jahren zu einer Kultkneipe avancierte. Das Eingangsschild kann man im Stadtmuseum bewundern.

Verschwunden ist auch die Traditionsgaststätte "Sieglinde" - später Hubertushof - von Max Gumpert, die er neben seiner Brauerei an der Hubertusstraße in Wolsdorf gebaut hatte. Die Geschichte des heutigen Hotels "Siegblick", gegründet durch Josef Clarenz, beginnt bei dessen Vater Willibald, der nach einigen Wanderjahren 1860 bei Breuer in der Mühlenstraße eine Stelle als Brauer fand und später ein Brauhaus am Tönnisberg erbaute.

Barbara Clarenz, die mit ihrem Mann Reiner den Siegblick auf dem Wolsberg 1969 übernahm, brachte zur Veranstaltung einen ganzen Ordner voller Erinnerungsstücke mit. Schwiegersohn Thomas Melzer, Mann der heutigen Geschäftsführerin Maritta Clarenz, überreichte Claudia Arndt bei einem anschließenden Kölsch einen Original-Bierkrug der ehemaligen Familien-Brauerei. Und vor dem Museum lud jemand aus dem Dunstkreis einer der "Bierdynastien" zur Verköstigung selbst gebrauten Gerstensaftes ein - ein privates Experiment, das Anklang fand. Vielleicht war das ja der Beginn von einem Neuanfang.

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