Einsatzstatistik 2018 im Rhein-Sieg-Kreis Gewalt gegen Polizisten nimmt zu
Rhein-Sieg-Kreis · Insgesamt ist die Zahl der Einsätze im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizei nur leicht gestiegen. Besonders ruhig ist es in Niederkassel.
Rund 57 100 Einsätze haben die Beamten der fünf Polizeiwachen in Siegburg, Sankt Augustin, Hennef, Troisdorf und Eitorf im vergangenen Jahr absolviert, das sind im Schnitt 156 Einsätze pro Tag. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen leicht gestiegen, was laut Kreispolizei an verstärktem Objektschutz liegt.
Die Einsätze, bei denen Menschen die Polizei zu Hilfe gerufen haben – sogenannte außenveranlasste Einsätze – sind mit rund 39 000 im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent zurückgegangen. „Das ist unter anderem auf den Rückgang der Wohnungseinbrüche zurückzuführen“, erklärte Polizei-Abteilungsleiter Günter Brodeßer am Montag bei der Pressekonferenz zur Jahresbilanz der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz.
Die Kreispolizei hatte bereits die Unfallstatistik der Direktion Verkehr und die Kriminalitätsstatistik vorgestellt (der GA berichtete). Die uniformierten Beamten, die zur dritten und größten Direktion gehören, sind meistens als erste vor Ort und deshalb auch bei Einbrüchen, Gewaltdelikten und Unfällen involviert. Die jetzt veröffentlichte Statistik zeigt jedoch die Vielfalt der weiteren Aufgaben und soll zugleich eine Anerkennung für die Arbeit der Direktion sein.
Die haben die Polizistinnen und Polizisten auch bitter nötig: Brodeßer schilderte eindrucksvoll die zunehmende Gewalt gegen Beamte und rief zu mehr Respekt auf. Im vergangenen Jahr wurden 51 Polizisten verletzt, sechs von ihnen waren vorübergehend dienstunfähig. Die 92 Strafverfahren, die 2018 eingeleitet wurden, sind nur die Spitze des Eisbergs.
„Respektloses Verhalten wird nicht erfasst. Das, was unsere Leute an Ablehnung und Missbilligung erleben, ist nicht mehr hinnehmbar“, sagte Brodeßer und rief dazu auf, sich der laufenden Respekt-Kampagne anzuschließen, die auch von Künstlern wie Sebastian Pufpaff und Guido Cantz unterstützt werde.
In Niederkassel gab es die wenigsten Einsätze
„Die Einsatzzahlen in den Kommunen sind relativ stabil“, berichtete Uwe Pasternak, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz. Siegburg liege auf Platz eins, was durch strukturelle Faktoren zu erklären sei: Hier fahren viele Leute durch oder gehen Einkaufen. Die wenigsten Einsätze gab es, gemessen an der Einwohnerzahl, in Niederkassel. Generell ist zu beobachten, dass die Polizei in der Stadt häufiger ausrücken muss als in den ländlichen Gemeinden.
Die Anlässe sind vielfältig: 2018 gab es 7262 Einsätze zu Verkehrsunfällen mit Sachschaden (2017: 7340), verdächtige Personen wurden 2785 Mal gemeldet, verdächtige Fahrzeuge 2179 Mal, was in etwa den Vorjahreszahlen entspricht. Bei den Streitigkeiten gab es einen leichten Rückgang von 2770 auf 2719, verdächtige Beobachtungen gab es 2096 Mal, Ruhestörungen 2079 Mal, Unfälle mit Fahrerflucht 1360 Mal und Randalierer wurden 1315 Mal gemeldet.
Laut Pasternak hat sich die Zusammenarbeit mit den Ordnungsbehörden der Kommunen bewährt: Während der Bürozeiten der Ordnungsämter müsse sich die Polizei kaum noch um Ruhestörungen, Fundsachen oder herrenlose Tiere kümmern. Die starke Präsenz an den Karnevalstagen hat dazu geführt, dass auch hier die Einsatzzahlen rückläufig sind. 2018 wurden 35 Strafanzeigen gestellt (2017: 72), 48 Platzverweise ausgesprochen (2017: 58) und acht Personen verhaftet oder in Gewahrsam genommen (2017: 17).
Die Kreispolizei hat in den elf Kommunen, für die sie zuständig ist, 15 Angsträume oder Brennpunkte ausgemacht. „Wir haben viel Zeit in die Überwachung investiert, zum Beispiel in den Bahnhofsbereichen. Andere Punkte wie Parks und Seen sind nur saisonal von Bedeutung“, so Pasternak. Schwerpunkte des Präsenzkonzepts sind die Innenstädte von Siegburg und Troisdorf sowie die zentrale Unterkunft in Sankt Augustin und das Umfeld der Stadtbahnlinie 66. Die Präsenzstunden seien auch für das Jahr 2019 finanziert, berichtete der Direktionsleiter.
Beim der häuslichen Gewalt sind die Zahlen nahezu konstant geblieben: 2018 gab es 247 Strafanzeigen mit Rückkehrverbot in die Wohnung sowie 235 Anzeigen ohne anschließende räumliche Trennung. Mit dem im Dezember 2018 nivellierten Polizeigesetz haben die Beamten jetzt auch die Möglichkeit, Gewalttäter nicht nur der Wohnung zu verweisen, sondern sie auch bis zu zehn Tage in Dauergewahrsam zu nehmen. Fälle gab es in diesem Jahr bisher nicht. Die Kreispolizei hat keine eigenen Plätze, sondern würde Personen auf richterliche Anordnung nach Bonn oder Köln bringen.