Schulen legen sich fest Gymnasien im Rhein-Sieg-Kreis begrüßen G9

Rhein-Sieg-Kreis · Die Schulleiter der Gymnasien im Kreis sind sich einig, dass die Abkehr vom so genannten Turbo-Abitur genau das Richtige für ihre Schüler ist.

Die Gymnasien im Rhein-Sieg-Kreis sind begeistert. Die Landesregierung hat jüngst beschlossen, wieder zu einem Abitur nach neun Jahren (G9) zurückzukehren. Die Schulleiter der Gymnasien im Kreis sind sich einig, dass die Abkehr vom so genannten Turbo-Abitur genau das Richtige für ihre Schüler ist. Sie scheuen auch die neuen Herausforderungen nicht, die durch die Änderung im Schulwesen auf sie zukommen.

Im Jahr 2005 hatte die Politik auf den Weg gebracht, dass an Gymnasien in NRW die Schüler das Abitur nach acht Jahren ablegen (G8). Die Schulleiter der Gymnasien im Kreis kritisierten dieses System auf GA-Anfrage immer wieder. Die Schüler bräuchten mehr Zeit zum Lernen und zum Reifen, war ihr Hauptargument. Der nun beschlossene Entwurf für ein neues Schulgesetz des Landeskabinetts sieht vor, wieder das G9-Abitur zur Regel zu machen. Die Umstellung von G8 auf G9 soll im übernächsten Schuljahr 2019/2020 mit den Klassen fünf und sechs beginnen.

Die Schulkonferenzen dürfen sich aber auch einmalig mit einer Zweidrittelmehrheit plus einer Stimme dazu entscheiden, an G8 festzuhalten. Diese Möglichkeit schließen die befragten Schulleiter jedoch sofort aus. „Wir freuen uns alle auf G9, die Schulleitung, die Schulpflegschaft, die Eltern und Schüler. Wir werden uns ganz bestimmt nicht in der Schulkonferenz für G8 aussprechen“, sagte Margret Sagorski, Schulleiterin des Gymnasiums Alleestraße in Siegburg.

Umstellung bringt Herausforderung mit sich

Im Anno-Gymnasium Siegburg hat die Schulkonferenz bereits stattgefunden. Alle hätten sich einstimmig für G9 entschieden, so der Schulleiter Sebastian Kaas. Auch eine Umfrage, die sie an der Schule im vergangenen Schuljahr gemacht hätten, bestärke diese Entscheidung. „90 Prozent aller befragten Eltern haben sich für das Abitur nach neun Jahren ausgesprochen“, so Klaas.

Die Umstellung bringt aber auch Herausforderungen für die Schulen mit sich. So müssen wegen des dazukommenden Schuljahres neue Stundenpläne entwickelt, neue Lehrer eingestellt und neue Klassenräume geschaffen werden. Birgit Fels, Schulleiterin des Rhein-Sieg-Gymnasiums in Sankt Augustin, ist gespannt auf die kommenden Herausforderungen: „Noch ist unklar, was alles auf uns zukommt, wie die neuen Stundenpläne aussehen und welche personellen Entscheidungen das Land trifft.“ Klar sei, dass für sie und das Kollegium ein Haufen Arbeit anstehe. Die Schule brauche neue Räume für G9, sei aber jetzt schon mit der Stadt im Gespräch.

Das Antonius-Kolleg in Neunkirchen-Seelscheid hat die Umstellung schon hinter sich. Die Schule nimmt seit 2010 an einem Modellversuch zur Wiedereinführung von G9 teil und teilt seitdem ihre Schüler je nach Leistung G8- oder G9-Klassen zu. „Die Rückkehr damals zu G9 war gar kein Problem“, sagte die stellvertretende Schulleiterin Barbara Altmann. Man habe sich einmal zusammensetzen müssen und so die Veränderung gut bewältigen können.

Gesamtschulen könnten unter G9 leiden

Der Modellversuch läuft noch bis 2024. Danach wolle auch das Antonius-Kolleg an G9 festhalten. „Wir möchten dann jedoch einen Antrag stellen, dass wir weiter Klassen mit einer verkürzten Schulzeit behalten können“, so Altmann. Dieses Schulmodell käme auch den besonders schnellen Schülern zugute. Schulleiter Kaas erklärt das weitere Vorgehen am Anno-Gymnasium: „Wir richten im Kollegium eine Steuergruppe ein, die sich mit der Umstellung beschäftigen wird.“

Man müsse überlegen, wie die Veränderung für die Schüler am besten gestemmt werden könne. „Vor allem wollen wir dann wieder die gymnasialen Inhalte stärken und besondere Leistungsförderung anbieten.“ „In der Ruhe liegt die Kraft“, ist das Motto von Schulleiterin Sagorski mit Blick auf die Umstellung. Nur so könne man sie bestmöglich für die Schüler bewältigen.

Sowohl Sagorski als auch Kaas sehen als einziges Problem in der Rückkehr zu G9, dass die Gesamtschulen darunter leiden könnten. Während bisher an Gymnasium das Abitur in acht Jahren abgelegt werden musste, hatten die Schüler an Gesamtschulen neun Jahre Zeit. Dieser Unterschied gehe nun verloren, sodass Eltern ihre Kinder vielleicht wieder eher aufs Gymnasium als auf die Gesamtschule schicken würden, so die Schulleiter. Jochen Schütz, Leiter der Gesamtschule Siegburg, sieht darin kein Problem. „Die Schüler, die aufs Gymnasium wollten, sind auch mit G8 dorthin gegangen. Ich rechne mit keiner großen Veränderung bei uns.“

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