Kreishaus in Siegburg Hannelore Kraft verabschiedet Landrat Frithjof Kühn

RHEIN-SIEG-KREIS · "Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem", heißt es. Der Spruch bezieht sich meist auf Diskussionen oder Festveranstaltungen, die durch sich ähnelnde Redebeiträge in die Länge gezogen werden. Das wollte Landrat Frithjof Kühn vermeiden, als er am Freitag vor fast 300 Gästen im Kreishaus von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft seine Entlassungsurkunde entgegen nahm.

"Macht es kurz", lautete seine Devise. Und so wurden die Festreden durch eine launige Talkrunde mit Weggefährten und Mitstreitern ersetzt, moderiert von Staatssekretär a.D. Friedhelm Ost.

Wie schon bei Kühns 70. Geburtstag im Oktober war geballte Prominenz im Kreishaus vertreten: von ehemaligen Bundesministern wie Wolfgang Clement und Klaus Kinkel über Abgeordnete und Bürgermeister bis hin zu Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche. Mit dabei auch Kühns Amtsvorgänger, Ehrenlandrat Franz Möller und Ex-Oberkreisdirektor Walter Kiwit.

Auch wenn der Rahmen locker gestaltet war, gab es eine formvollendete Laudatio von Ministerpräsidentin Kraft. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Sie bald nicht mehr im Amt sind", sagte sie mit Blick auf die 33 Jahre, die Kühn beim Kreis war, die letzten 15 als Landrat.

Verabschiedung von Landrat Frithjof Kühn
12 Bilder

Verabschiedung von Landrat Frithjof Kühn

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Kühn habe den Kreis mit Leidenschaft, Kompetenz und Fleiß "geprägt, verteidigt und vorangebracht". Es komme nicht von ungefähr, dass die Region hinsichtlich Wirtschaftsentwicklung und Bevölkerungswachstum zu den dynamischsten im Lande gehöre. "Sie hinterlassen ein gut bestelltes Feld", sagte Kraft zu Kühn.

Die folgende Talkrunde war mit Themen gespickt, die ganz nach dem Geschmack des Landrats gewesen sein dürften. Denn Kühns Herzensangelegenheiten nahmen breiten Raum ein. Da plädierte sein bisheriger Vize Rolf Bausch für die Südtangente, Wolfgang Clement warb für das Beethoven-Festspielhaus, und immer wieder wurde der hohe Stellenwert der regionalen Zusammenarbeit und des Berlin/Bonn-Gesetzes beschworen.

"Wir haben die Strukturkrise gemeinsam gut gemeistert", bilanzierte Kreisdirektorin Annerose Heinze. Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch pochte auf die Einhaltung des Berlin/Bonn-Gesetzes. Bislang hätten Bonn und der Kreis im Ringen mit dem Bund "mit gut verteilten Rollen" gespielt, und so solle es auch bleiben. Regierungspräsidentin Gisela Walsken würdigte ihrerseits die gute Zusammenarbeit.

Der Rheinbacher Stefan Raetz, Sprecher der Bürgermeister im Kreis, sparte nicht mit Seitenhieben - und spielte so auf das Spannungsverhältnis Landrat/Bürgermeister an. "Wir mussten ihm erst beibringen, dass er nicht der Oberkollege ist, sondern ein König ohne Land", so Raetz augenzwinkernd. Und: Viele Kollegen seien zum Festakt gekommen, um sich davon zu überzeugen, dass Kühn seine Entlassungsurkunde tatsächlich annehme. Andererseits habe es auch der Landrat mit den Bürgermeistern nie leicht gehabt.

Kreis-Mitarbeiter Hans-Peter Hohn glänzte mit einem Gedicht voller Ironie und Biss. Die Mitarbeiter könnten kaum akzeptieren, dass Kühn mit "nur" 70 Jahren in Ruhestand gehe. "Heute aber, wo selbst ein Papst nicht mehr Papst bleibt bis ans Lebensende, müssen auch wir hier fertig werden mit einer Landrats-Zeitenwende." In seinen Dankesworten hob Kühn zwei Dinge hervor: die Kompetenz der Verwaltungsmitarbeiter und den Charakter des Kreises als Dienstleistungsunternehmen: "Wir sollten alles tun, um uns für das Wohlergehen der Menschen einzusetzen."

Dass der "kurze" Zeitplan von anderthalb Stunden am Ende um 45 Minuten überschritten war, dürfte die wenigsten gestört haben: Zum Schluss gab es stehende Ovationen für Frithjof Kühn.

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