Prozess in Bonn Hennefer soll während der Haft elf Einbrüche begangen haben

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Während er im offenen Vollzug der JVA Euskirchen saß, soll ein 41-Jähriger elf Einbrüche begangen haben - und dabei einen hundert Kilo schweren Stahlsafe gestohlen haben. Ein gestohlenes iPad brachte jedoch am meisten Gewissheit über die Taten.

 Dem Angeklagten werden elf Einbrüche vorgeworfen.

Dem Angeklagten werden elf Einbrüche vorgeworfen.

Foto: Peter Kölschbach

So sieht man sich wieder: Mit den Worten, sie wisse nicht, ob er sich an sie erinnern könne, wandte sich Isabel Köhne an den Angeklagten. Sie jedenfalls erinnere sich sehr gut an das Verfahren vor zehn Jahren, an dem sie seinerzeit als Beisitzerin teilgenommen habe, so die Vorsitzende Richterin der dritten Großen Strafkammer am Bonner Landgericht.

Wegen Betrugs und weil er an einer illegalen Cannabis-Plantage beteiligt gewesen war, verurteilte ihn das Gericht damals zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren. Seit Mittwoch steht der 41-jährige Mann aus Hennef nun erneut vor Gericht, weil er, während er die damals verhängte Strafe im offenen Vollzug der Justizvollzugsanstalt Euskirchen verbüßte, erneut straffällig geworden sein soll. Insgesamt elf Einbruchdiebstähle legt ihm die Staatsanwaltschaft zur Last.

Wegen gewerbsmäßigem Einbruchdiebstahl muss er sich mehr als sechs Jahre nach den angeklagten Taten vor dem Bonner Landgericht verantworten. Ein Einbruch in Lohmar dürfte der lukrativste gewesen sein: Mit einer Schubkarre soll der Angeklagte dort einen hundert Kilo schweren Stahlsafe in ein Waldstück gekarrt haben; direkt hinter das Haus, in das er gerade eingebrochen war. Der Inhalt: 260.000 Euro in bar, Schmuck und eine Schusswaffe. Die gesamte Einbruchserie soll sich zwischen dem 7. November 2013 und dem 21. März 2014 ereignet haben. Angefangen haben soll alles – so nimmt es die Anklage an – in einem Einfamilienhaus in Swisttal-Heimerzheim. Neben 4500 Euro in bar soll der heute 41-Jährige dort Schmuck, Uhren und eine Spiegelreflexkamera geklaut haben. Die nächsten Einbrüche fanden in Weilerswist und der Vorgebirgs-Ortschaft Brenig statt, bevor es dann ins rechtsrheinische Kreisgebiet ging. In Hennef, Buchholz, Neunkirchen und Lohmar sollen sich die übrigen Taten ereignet haben.

Offenbar war der Mann nach einem Hinweis aus der Bevölkerung in das Visier der Fahnder geraten. So erinnerte sich der Polizeibeamte im Zeugenstand, der seinerzeit federführend die Ermittlungen leitete. In der Folge sei der Verdächtige observiert worden, zum Beispiel während er mit dem Smart seiner Ehefrau offenbar nach lohnenden Objekten suchte. Nicht schlecht gestaunt haben dürften die Beamten, als sie von einem der Opfer die Koordinaten eines entwendeten iPads erhielten: Die georteten Daten wiesen den Parkplatz der JVA Euskirchen als Standort aus. Beim Zugriff am 15. April in der Familienwohnung in Hennef gelang es dem mutmaßlichen Dieb in letzter Minute, aus einem geöffneten Fenster an der Rückseite des Hauses zu fliehen.

Und statt zurück in den zukünftig möglicherweise nicht mehr ganz so offenen Vollzug machte der Verdächtigte sich auf den Weg an den Bosporus, wo er bis Silvester 2018 untertauchte.

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