Aktive Senioren in Siegburg Herbert Bosbach ist der helfende Chauffeur aus Siegburg

Siegburg · Herbert Bosbach engagiert sich auch mit 81 Jahren noch im Fahrdienst für Senioren. Organisiert wird der Chauffeurservice von der Gruppe der Aktiven Senioren, einer ehrenamtlichen Initiative zur Selbsthilfe.

 Kennen und schätzen sich: Chauffeur Herbert Bosbach (links) hilft seinem Fahrgast Gerd Raffauf, in das Auto einzusteigen.

Kennen und schätzen sich: Chauffeur Herbert Bosbach (links) hilft seinem Fahrgast Gerd Raffauf, in das Auto einzusteigen.

Foto: Paul Kieras

Es ist Freitagmorgen, Punkt 9.30 Uhr, als Herbert Bosbach (81) mit dem Auto vor dem Haus von Gerd Raffauf (69) hält. Der steht schon vor der Tür und wartet. Bosbach steigt aus, öffnet die Beifahrertür und begrüßt seinen Fahrgast mit einem knappen „Morgen Gerd.“ Der erwidert den Gruß mit einem ebenso knappen „Morgen Herbert.“

Kostenloser Fahrdienst für Senioren

Die beiden kennen sich vom kostenlosen Fahrdienst für Senioren der Johanniter-Unfall-Hilfe, für den der 81-Jährige seit 2012 tätig ist und den Raffauf seit etwa drei Jahren gerne nutzt. Heute muss er zum Arzt, ein Rezept abholen. Organisiert wird der Chauffeurservice von der Gruppe der Aktiven Senioren, einer ehrenamtlichen Initiative zur Selbsthilfe.

„Der Dienst steht allen Senioren ab dem 60. Lebensjahr offen“, erklärt die Leiterin der Gruppe, Eike Hundhausen, und beschreibt, wie das Ganze funktioniert. „Name, Uhrzeit und Abholungsort von älteren Bürgern, die sich bei uns melden, werden notiert, und zum abgesprochenen Termin holen unsere ehrenamtlichen Fahrer sie zum Einkaufen, zum Arztbesuch oder auch für Ausflüge ab“, so Hundhausen. Ausgeschlossen sind nach ihren Worten allerdings Krankenfahrten, weil die einer besonderen Erlaubnis bedürfen.

Ehrenamtliches Ehepaar

Der Dienst sei zwar kostenlos, dennoch bitte man um Spenden, denn die Fahrzeuge müssten ja unterhalten und auch betankt werden. „Das ist trotzdem um einiges billiger als beispielsweise ein Taxi zu nehmen“, sagt Bosbach. 372 Klienten führen die Johanniter in ihrer Kartei, rund 80 von ihnen melden sich regelmäßig.

So wie Gerd Raffauf, der gerne mit Bosbach fährt. „Ich mag seine Art, er ist immer freundlich, und ich kann mich auf ihn verlassen“, so seine Begründung. Bosbach ist eigentlich durch Zufall an den Job gekommen. Seine Frau Ruth engagiert sich bereits seit 2008 im Besuchsdienst für Senioren, den die Johanniter ebenfalls anbieten. Dabei geht es darum, Menschen, die auf sich allein gestellt sind, ein wenig Gesellschaft zu leisten, ihnen zuzuhören und als vertraute Bezugsperson zur Seite zu stehen, erläutert Hundhausen.

Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Menschen

Herbert Bosbach meldet sich etwa zwei- bis dreimal pro Woche für Touren, trifft auf die unterschiedlichsten Menschen. „Viele von denen buchen die Touren nur, um unterwegs zu sein und einmal vor die Tür zu kommen“, sagt er. Meist bringt er sie zum Termin und wartet im Auto, bis sie zurückkommen. „Dann höre ich Radio oder laufe ein paar Schritte“, schildert er seinen Zeitvertreib. Zum Einkaufen geht er mit, vor allem bei einer älteren Dame, der er dabei hilft, Waren aus dem Regal zu nehmen und in den Einkaufswagen zu legen. „Die kauft immer viel mehr, als sie eigentlich braucht“, hat er festgestellt und sie einmal darauf angesprochen. „Das ist alles für die Enkel“, habe sie ihm geantwortet.

Seine weiteste Fahrt führt ihn in unregelmäßigen Abständen nach Viersen. Dorthin bringt er einen 72-Jährigen, der an fortgeschrittener Demenz leidet und in einem Siegburger Heim untergebracht ist. „Seine Mutter wohnt in Viersen, ist 92 Jahre alt und geistig topfit. „Es ist jedes Mal wieder traurig, das Treffen anzusehen“. Meist trinkt Bosbach mit den beiden vor der Rückfahrt einen Kaffee, was er bei anderen Fahrgästen, die ihn dazu einladen, jedoch ablehnt. Obwohl er nach eigener Aussage mit allen gut klarkommt.

Spezielle Fahrgäste

Ärgern lässt er sich nicht. Auch nicht von einer Frau, die gleich mehrmals hintereinander einen Termin kurzfristig abgesagt hat oder von der 88-Jährigen, „die an meinem Fahrstil meckert“, wie Bosbach berichtet. „Die weist er höflich, aber bestimmt zurecht“, bemerkt Raffauf, der die „spezielle Freundin“ des Fahrers gut kennt, mit einem Grinsen.

Herbert Bosbach hilft seinem heutigen Fahrgast aus dem Auto, verabschiedet ihn mit „Tschüss Gerd“, stellt den Wagen auf dem Parkplatz an der Humperdinckstraße ab, bringt Papiere und Schlüssel zurück ins Büro der Johanniter, nachdem er die Tour ins Fahrtenbuch eingetragen hat. Für heute hat er Feierabend.

Wer Lust hat mitzumachen oder eine Fahrt buchen möchte, kann sich bei der Johanniter-Unfall-Hilfe, Aktive Senioren Siegburg, Humperdinckstraße 44, 53721 Siegburg unter 0 22 41/6 09 31 melden.

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