"Château Berts" in Siegburg Historienraum zeigt die Geschichte des heutigen Weinhandelshauses

SIEGBURG · Verblasste Bilder, alte Dokumente und aufwendige Rezepturen stehen für Exponate aus einer vergangenen Zeit. Liebevoll dokumentiert und angeordnet schmücken sie den Historienraum im Weinhandelshaus "Château Berts" in Siegburg.

 Im Historienraum (von links): Reinhard Zado, Andrea Korte-Böger und Engelbert Wollersheim.

Im Historienraum (von links): Reinhard Zado, Andrea Korte-Böger und Engelbert Wollersheim.

Foto: Holger Arndt

Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger hat den Historienraum eingerichtet und eröffnete ihn jetzt gemeinsam mit Bürgermeister Franz Huhn und Engelbert Wollersheim.

Mit der Eröffnung von "Berts Weinhandelshaus" durch Wollersheim im Jahre 1978, im damals noch erhaltenen linken Teil des Komplexes mit alten Produktionsgeräten, entstand im Volksmund der Name "Château Berts".

Die ausgestellten Exponate geben Aufschluss über mehr als 100 Jahren Firmengeschichte auf dem Haufeld 2a. Vor 110 Jahren errichtete das seit 1869 in Siegburg bestehende Unternehmen "H. Richarz & Heinen" dort ein Gebäude, in dem die Firma eine Dampfkornbrennerei und Likörfabrik einrichtete.

Zahlreiche Rezepte entstanden und sind nun im Historienraum ausgestellt. Ein "Parfait d'amour" beschreibt die Zubereitung eines beliebten Likörs, bestehend aus sämtlichen Kräutern, Sprit, Wasser und Zucker.

"Als ich auf die Rezepte gestoßen bin, hätte ich am liebsten gleich selbst mit dem Mischen angefangen, aber als ich die Ansätze gelesen habe, habe ich gleich wieder davon abgesehen", erzählte Andrea Korte-Böger bei der Ausstellungseröffnung.

Es wurde mit mindestens einhundert Litern, eher aber mit drei- bis vierhundert Litern gearbeitet. "Da reicht ein Haushaltstopf oder sogar die Badewanne nicht mehr aus", sagte Korte-Böger lachend.

Der Historienraum dokumentiert außerdem den Streit um den Siegburger-Abteilikör, dessen Rezept schon in den Rezeptbüchern des Unternehmens H. Richarz & Heinen aus dem 19. Jahrhundert zu finden ist, später aber von den Benediktinermönchen auf dem Michaelsberg, die angeblich ein uraltes Rezept gefunden haben, unter dem gleichen Namen produziert wurde. Beide Parteien einigten sich, die Herkunft des uralten Rezeptes bleibt allerdings ungeklärt.

Der Charme des alten Backsteingebäudes als ein historisch wertvoller Ort ist unverkennbar und wurde daher im Jahre 1993 nach der Behebung erheblicher Kriegsschäden unter Denkmalschutz gestellt, obwohl die Stadt Siegburg 1978 zunächst die Absicht hatte, den Gebäudekomplex abzureißen.

Heute bezeichnet Franz Huhn das Gebäude als ein "lebendes Denkmal", in dem die Zeit durch die Schaffung des Historienraums liebevoll dokumentiert ist.

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