Geschichte der Abtei auf dem Michaelsberg Historisches Filmdokument aus dem Inneren des Klosters

Siegburg · Zwei Eitorfer filmten Anfang der 1960er Jahre das Leben der Siegburger Mönche. Ihre Aufnahmen sind Teil einer neuen DVD.

 Filmer von einst und heute (v.l.): Rainer Litterscheid, Willi und Dorothee Kremer mit Marc Pettenkofer. FOTO: HOLGER ARNDT

Filmer von einst und heute (v.l.): Rainer Litterscheid, Willi und Dorothee Kremer mit Marc Pettenkofer. FOTO: HOLGER ARNDT

Foto: Holger Arndt

Wie viele Stunden sie Anfang der 1960er Jahre zusammen mit den Benediktinern der Abtei auf dem Michaelsberg verbracht haben, wissen Willi Kremer und Rainer Litterscheid nicht mehr. Wohl aber, dass sie sich mehrere Monate lang nach Feierabend auf den Weg von Eitorf nach Siegburg gemacht haben, um in den Alltag der Mönche einzutauchen und deren Leben mit Kamera und Kassettenrekorder festzuhalten. Der Film, der dabei entstand, war jahrelang verschollen. Erst nach der Auflösung des Konvents 2011 tauchte er im Keller eines Kegelbruders wieder auf. Er ist nun Teil einer halbstündigen Dokumentation über die Abtei Michaelsberg, die die Filmer von einst zusammen mit dem Filmer von heute, Marc Pettenkofer, am Dienstag vorgestellt haben.

Entstanden ist ein Dokument einer unwiderruflich vergangenen Zeit. Die historischen Aufnahmen von Willi Kremer und Rainer Litterscheid hat Marc Pettenkofer, Geschäftsführer der Bonner Produktionsfirma meva medien, eingebetet in aktuelle Bilder der Abtei. Neben Siegburgs Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger lässt er den Ende Februar verstorbenen Altabt Placidus Mittler die Bilder zeitlich einordnen – und die Geschichte des Siegburger Wahrzeichens erzählen. Es dürften wohl die letzten Aufnahmen Mittlers sein.

Sichtlich angetan zeigten sich Willi Kremer und Rainer Litterscheid nach der Filmvorführung. „Sehr schön“, befand Litterscheid. Der Film sei eine gelungene Wiederbelebung vergangener Tage. „Er dokumentiert Dinge, die es so nicht mehr gibt“, ergänzte Kremer und blickte sich beim Besuch auf dem Michaelsberg fast wehmütig um. Stolz auf ihren Film seien sie nicht, aber froh, dass das Werk endlich vollendet sei.

Gut zwei Jahre hat es von der Idee bis zur Veröffentlichung gedauert. Kremer und Litterscheid waren mit ihrem wiederentdeckten Zeitdokument an Bernd Kranz herangetreten. Der hat nach der Abteischließung mit seinem Bruder Rüdiger die Produktion des Abtei-Likörs übernommen – und einen engen Bezug zur Abtei. Gemeinsam beschlossen sie, das historische Material aufarbeiten zu lassen. Das hat Marc Pettenkofer mit seinem Team übernommen. Der Originalfilm von 1962 ist der DVD als Bonus beigefügt.

Warum sich zwei junge, filmaffine Männer aus Eitorf-Bohlscheid vor mehr als 50 Jahren entschlossen, das Leben der Siegburger Mönche aufzuzeichnen, beantworten die heute 79 und 72 Jahre alten Filmer wie aus einem Munde: „Es hat uns einfach interessiert.“ Und die Benediktiner spielten mit. „Wir durften uns überall im Kloster frei bewegen“, erinnerte sich Litterscheid. Er denke heute noch gerne an die Stunden in der Abtei zurück. „Wir hatten einen sehr engen Kontakt zu den Mönchen, sie haben uns alles gezeigt“, sagte Kremer.

Neben dem damals amtierenden Abt Ildefons hätten sie mit Alkuin Heising und Placidus Mittler zwei spätere Äbte gefilmt. Mittlers Bruder Mauritius ist ebenfalls im Film zu sehen, in den Aufnahmen aus der Bibliothek. Zwei Momente sind den Filmern besonders in Erinnerung geblieben: die Messe, bei der die Mönche ihre Festgewänder trugen, und das Abfüllen des Abteilikörs. „Das war wunderschön“, schwärmte Litterscheid.

Die DVD „Die Abtei Michaelsberg“ gibt es für 24 Euro im Kranz Parkhotel in Siegburg oder online auf www.abtei.meva-media.de

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