Humperdinck-Musikfest Historisches Instrument als Star

SIEGBURG · Einen herausgehobenen Platz innerhalb des 25. Engelbert-Humperdinck-Musikfestes hatte jetzt ein Konzert, das den 200. Geburtstag der Komponisten Richard Wagner und Giuseppe Verdi feierte.

 Konzertabend im Stadtmuseum: Felix Wahl, Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes Bonn/Siegburg, spielt Wagner.

Konzertabend im Stadtmuseum: Felix Wahl, Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes Bonn/Siegburg, spielt Wagner.

Foto: Ingo Eisner

Beim näheren Hinsehen und Hinhören zeigten sich mehrere Besonderheiten, die den Abend im Stadtmuseum einzigartig machten.

Da wäre zunächst einmal das Instrument, das als Begleit- und Soloinstrument im Zentrum stand: Der historische Flügel mit den gedrechselten Beinen und dem verspielten Notenpult, an dem Frank Hoppe und Kordian Wiecek zwei vierhändige Werke aufführten, war Humperdincks Originalinstrument. Der zwei Meter große Flügel aus dem Jahr 1898 begleitete den Komponisten bis zum Lebensende.

Nun diente der Flügel der tongewaltigen Aufführung des "Souvenir de Bayreuth" aus der Feder von Gabriel Fauré und auch des "Karfreitagszaubers" aus der Wagner-Oper "Parsifal" durch die beiden Pianisten Hoppe und Wiecek. Die Siegburger Instrumentalpädagogen waren nicht die einzigen Interpreten am Humperdinckflügel.

Mit Felix Wahl als drittem Pianisten im Bunde stand zudem ein Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes Bonn/Siegburg auf der Bühne, der die mystischen Tongebilde Wagners im "Feuerzauber" aus der "Walküre" einzufangen vermochte.

Dann stellte sich mit Johanna Werdin-Mörbitz, Bettina Hanschel-Lüdemann (Violinen), Marina Fichtler (Viola) und Ji-Eun Noh (Violoncello) erstmals ein Quartett der Öffentlichkeit, das für seine Premiere nicht gerade leichte Kost gewählt hatte: Das Verdi-Quartett forderte die Damen technisch und interpretatorisch und setzte den italienischen Opernkomponisten ins rechte Licht.

Getoppt wurde dieser Beitrag durch eine Rarität, die zeigte, dass Humperdinck auch heute noch Material für Erstaufführungen bietet. Die Aufführung einer Wagner-Bearbeitung Humperdincks, die bislang unerforscht im Frankfurter Nachlass des Komponisten lag, hatte Christian Ubber genau unter die Lupe genommen.

Der Leiter der Engelbert-Humperdinck-Musikwerkstatt machte eine Entdeckung. Was das Streichquartett hier, ergänzt um ein zweites Cello (Ulrike Ubber), einen Kontrabass (Wolfgang Engelbertz) und Klavier (Hoppe) in Siegburg aufführte, war mehr als nur ein Arrangement. Die letzten 24 Takte schrieb Humperdinck selbst zu Ende. Gegenüber Wagners Original wählte er eine, so Ubber, "konzertwirksame Schlussfassung" - eine musikwissenschaftliche Sensation.

Als Humperdinck-Fachmann hatte Ubber 2012 die Notenhandschrift der Wagner-Bearbeitung zum Vorspiel zu "Tristan und Isolde" gesichtet. Schnell entdeckte der Musikwissenschaftler, dass Humperdincks Wagner-Bearbeitung über das bloße Bearbeiten des vorgegebenen Satzes hinausgeht. Die handschriftliche Partitur weist viele Veränderungen, Streichungen und Korrekturen innerhalb der Notenhandschrift auf. Ebendiese Schlussfassung von 24 Takten, endend "fortissimo in A-Dur", erlebten die Siegburger Zuhörer bei der öffentlichen Erstaufführung aus der noch unveröffentlichten Vorlage zum geplanten Erstdruck.

Ubber befindet sich mit der Herausgabe beim Tonger-Verlag in den letzten Zügen. Nach den Sommerferien kann man Humperdincks Bearbeitung des Vorspiels zu "Tristan und Isolde" über die Musikwerkstatt erwerben.

Die Frankfurter Musikwissenschaftlerin Daniela Goebel beleuchtet am Samstag Humperdinck als Autor vieler Musikkritiken. Beim Komponistensalon des Vereins Humperdinckfreunde Siegburg hält sie ab 15 Uhr einen Vortrag zu einem Thema ihrer Doktorarbeit im Kranz Parkhotel.

Im gleichen Rahmen werden auch die Urkunden und Preise an die Gewinner des Kompositionspreises der Stadt Siegburg und des Sonderpreises "Jugend musiziert" verliehen. Der Eintritt ist frei.

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