Hochwasser an Rhein und Sieg Sieg ufert am Wochenende aus

Rhein-Sieg-Kreis · Neben Rhein und Sieg steigen seit ein paar Tagen auch kleine Flüsse und Bäche wie Agger, Sülz und Bröl. Warum wir trotz anhaltenden Regens gelassen bleiben können, erläutert der Meteorologe Karsten Brandt.

 Langsam aber stetig steigt der Pegel der Sieg, so wie hier auf Höhe des Ausfluglokals „Zur Siegfähre“.

Langsam aber stetig steigt der Pegel der Sieg, so wie hier auf Höhe des Ausfluglokals „Zur Siegfähre“.

Foto: Dylan Cem Akalin

Ein übliches Winterhochwasser, wie es in jedem zweiten Winter vorkommt, sieht Meteorologe Karsten Brandt in den derzeit steigenden Pegeln an Rhein, Sieg, Agger und weiteren kleinen Flüssen und Bächen in unserer Region. Es gebe keinen Grund, Ähnliches zu befürchten wie bei der Flutkatastrophe 2021, beruhigt der Experte.

Eine starke Westwind-Strömung und rasch aufeinander folgende Tiefdruckgebiete bringen derzeit Regen in den Rhein-Sieg-Kreis und damit auch in Sieg, Agger, Sülz und Bröl, so die Expertise. Intensiver Regen fließe auch in die Oberflächengewässer. Die Sieg wird nach Brandts Prognose schließlich weiter über die Ufer treten – voraussichtlich am Wochenende. Die Stadt Sankt Augustin hat wegen des Hochwassers bereits am Donnerstag den Weg entlang der Sieg zwischen Buisdorf und Meindorf gesperrt.

Größere Schäden seien aber nicht zu befürchten. „Vielleicht nimmt das Hochwasser einen herumstehenden Kanister mit oder überflutet einige landwirtschaftliche Flächen – aber schlimmer wird´s wohl nicht“, vermutet er.

Vollständig festlegen will er sich jetzt aber noch nicht. „Der Samstag wird der entscheidende Tag“, so Brandt. Dann erwartet er nach einer kurzen Beruhigung am Freitag das nächste Tiefdruckgebiet mit einem Sturm in der Nacht zu Sonntag. Bis Sonntagmorgen gebe es 20 Liter Niederschlag pro Quadratmeter an Rhein und Sieg, etwa 30 Liter im Siebengebirge – und den vorläufigen Höchststand.

Wasser zieht sich mit der Kälte zurück

„Nach dem Wochenende wird´s kälter“, sagt er voraus, „und dann gehen die Pegel in den kleineren Bächen und Flüssen langsam wieder zurück.“ Er geht davon aus, dass ab Mitte der kommenden Woche auch der Pegel des Rheins allmählich wieder sinkt. Mit etwa sieben Metern Höchststand rechnet Karsten Brandt in Bonn. Auch das sei im Rahmen der üblichen Winterhochwasser.

Dass es dabei zu dramatischen Situationen kommt, hält er für sehr unwahrscheinlich. „Im Grunde ist dieser gleichmäßige Niederschlag, den wir jetzt haben, ein Geschenk“, sagt er sogar. Er könne gut in den Boden einsickern. Bis in 50 bis 60 Zentimeter Tiefe sei der Boden inzwischen wieder feucht, schätzt Brandt. „Damit haben wir aber immer noch nicht die Dürre der vergangenen Sommer ausgeglichen.“ Gleichzeitig biete die Trockenheit des vergangenen Sommers aber jetzt auch einen Puffer, um die anhaltenden Regenfälle aufzufangen.

Mit dem Pegel der Bäche und Flüsse steigt auch ein weiterer Pegel, der für die Region wichtig ist. Der Wasserstand der Wahnbachtalsperre lag am vergangenen Montag bei rund 117 Metern – Mitte Dezember lag er noch bei 115 Metern. Der Füllgrad stieg in der Zwischenzeit von 61 auf 69 Prozent – das ist Trinkwasser auch für den nächsten, möglicherweise trockenen Sommer.

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