Hochwasserschutz So will der Kreis die Region vor Überschwemmungen schützen

Rhein-Sieg-Kreis · Die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr hat es deutlich gemacht: Der Schutz vor Hochwasser und Starkregen ist eine wichtige Aufgabe. Der Rhein-Sieg-Kreis geht den Hochwasserschutz nun systematisch an.

 Unwetter in Hennef im Juni 2021: ein Fahrzeug, Geröll und Schlamm wurden im Ortsteil Lanzenbach in einen Bach getrieben.

Unwetter in Hennef im Juni 2021: ein Fahrzeug, Geröll und Schlamm wurden im Ortsteil Lanzenbach in einen Bach getrieben.

Foto: dpa/David Young

Die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr hat es ganz deutlich gemacht: Der Schutz vor Hochwasser und Starkregen ist eine wichtige Aufgabe für Kommunen und Kreis, aber ebenso für Grundstücksbesitzer in betroffenen Gebieten. Der Rhein-Sieg-Kreis geht den Hochwasserschutz systematisch an, und das nicht erst seit dem vergangenen Sommer, wie Umweltdezernent Christoph Schwarz betont: „Schon vor den dramatischen Ereignissen des Sommers 2021 hatte der Rhein-Sieg-Kreis sich das Ziel gesetzt, den Hochwasser- und Starkregenschutz auszubauen“, sagt er.

Die intensive Arbeit unmittelbar an den Gefahrenstellen sieht der Kreis als Daueraufgabe für die nächsten Jahre. Deshalb hat er bereits im Nachtragshaushalt 2022 dafür zusätzliches Personal für die Wasserbehörde bereitgestellt. Losgehen soll es schon in diesem Jahr. „Die Entwicklung eines kommunalen Starkregen-Risikomanagements soll in Zusammenarbeit mit den 19 Städten und Gemeinden geschehen“, sagt Christoph Schwarz. Dafür gibt es eine Prioritätenliste.

14 Gewässer in zehn Kreiskommunen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Dort will die Kreisverwaltung noch in diesem Jahr aktiv werden. Neben Abschnitten des Lüppichsbachs und des Rosentaler Bachs in Hennef, die Anfang Juni 2021 überschwemmt waren, gehören dazu unter anderem auch der Swistbach in Swisttal, der Eulenbach in Rheinbach und der Ersdorfer Bach in Meckenheim – allesamt betroffen von der Flut im vergangenen Juli.

Unter anderem soll in Zukunft eine kreisweite Gefahrenkarte zeigen, wo bei Starkregen die Überflutungsgefahr besonders groß ist. Sie solle die Folgen und Risiken für alle Flächen enthalten und darüber hinaus Handlungsempfehlungen für alle Akteure geben, so der Kreis. Insgesamt haben Kreis und Kommunen dafür 74 Kilometer Gewässerstrecke in besiedelten Gebieten identifiziert, die im Hochwasserfall ausufern und angrenzende Bereiche überschwemmen könnten.

Hochwasserschutz im Rhein-Sieg-Kreis​: So will der Kreis die Region vor Überschwemmungen schützen​
Foto: grafik

Mit der Zeit habe es an vielen Wasserläufen immer wieder Umgestaltungen oder bauliche Maßnahmen gegeben, die bei Hochwasser ein gefährliches Eigenleben entwickeln können, werden die Kriterien für diese Identifizierung genannt. Dabei handele es sich meist um Veränderungen an Gräben, Bächen und kleinen Gewässern, die private Anlieger vorgenommen haben. Beispiele dafür seien Treppen, Mauern, Anschüttungen, Terrassen, Komposthaufen oder Gartenhäuschen. Die würden vom Hochwasser nicht nur zerstört, sondern brächten in der Folge oft weitere Probleme mit sich. So könnten Einbauten mitgerissen werden und an anderen Stellen Durchlässe verstopfen. Dann staue sich das Gewässer an, trete über die Ufer und überschwemme weite Bereiche.

Blick auf die Infrastruktur am Ufer

Bei 27 von den insgesamt 74 Kilometern an potenziell überschwemmungsgefährdeten Gewässerstrecken gehen die Experten davon aus, dass ein Hochwasser dort besonders große Schäden anrichten würde: Beispielsweise, weil die Uferbereiche enger besiedelt sind oder es dort Gewerbe, Tankstellen, Kläranlagen, Schulen oder Krankenhäuser gibt.

Höchste Priorität für die künftige Gefahrenabwehr haben in diesem Bereich 15 Kilometer Gewässerstrecke, weil es dort bereits Schäden durch Starkregen gab, es Meldungen aus Kommunen zu besonderem Handlungsbedarf für die Gewässeraufsicht des Rhein-Sieg-Kreises gibt, oder wenn bereits aus der Topographie besondere Risiken deutlich werden. Beispiele dafür sind Bäche in Kerbtälern oder Gewässer mit einem hohen Gefälle.

Die konkrete Arbeit soll zunächst damit beginnen, die konkrete Situation direkt an den identifizierten Gefahrenstellen zu überprüfen, teilt die Kreisverwaltung mit. Federführend ist dabei die Untere Wasserbehörde im Amt für Umwelt- und Naturschutz des Rhein-Sieg-Kreises. Es gehe darum, Missstände zu ermitteln, Abhilfe zu schaffen und die Sicherheit für Anwohnende zu erhöhen.

Missstände erfassen und bewerten

Ein Schwerpunkt soll dabei darauf liegen, mögliche Missstände auf privaten Grundstücken zu erfassen und zu bewerten. Die Begehungen werden durch Grundbesitzermittlung und Kartenmaterial vorbereitet, danach erfolgt eine Terminabstimmung mit der jeweiligen Kommune und gegebenenfalls dem zuständigen Wasserverband. Selbstverständlich, so der Kreis, werden die Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer rechtzeitig über die bevorstehende Begehung informiert, damit sie daran teilnehmen und den Kreis-Mitarbeitern den Zugang zum Gewässer verschaffen können.

Damit gibt es in der Kreisverwaltung bereits Erfahrungen. Viele Missstände seien in Unkenntnis der Folgen bei Hochwasser entstanden oder bereits beim Erwerb des Grundstücks so vorgefunden worden, stellte sich heraus. Deshalb setzt der Kreis auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Grundstücksbesitzern. „In den meisten Fällen sind die Anliegenden einsichtig und beseitigen die Missstände selber“, beschreibt Christoph Schwarz seine Erfahrungen. „Denn letztlich schützen sie damit nicht nur das eigene Leben und Eigentum, sondern das von allen.“

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