Abteikirche auf dem Michaelsberg Höher als der Kölner Dom

SIEGBURG · Scheinbar schwerelos schwebt das Führerhaus in die Luft, steigt höher und höher, bis es die Turmspitze von Sankt Michael überragt. Der Schein trügt. Immerhin bringt die Kabine des Hochbaukranes, der im Innenhof der ehemaligen Abtei in die Höhe wächst, sechs Tonnen auf die Waage.

 Der Baukran überragt die Turmspitze und markiert während der Bauzeit Siegburgs höchsten Punkt.

Der Baukran überragt die Turmspitze und markiert während der Bauzeit Siegburgs höchsten Punkt.

Foto: Holger Arndt

Am Haken eines vor den Abteimauern postierten Autokrans erreicht sie am Mittwochmittag ihr Ziel, den Kranturm. Auch wenn zu dessen Vollendung noch der Ausleger fehlt, er verändert die Silhouette des Michaelsberges bereits. Und setzt damit für das Erzbistum Köln ein Signal, so Projektleiter Martin Günnewig: "Er macht sichtbar, es wird gebaut."

Bis 2016 baut das Erzbistum die ehemalige Benediktiner-Abtei für rund 40 Millionen Euro zur neuen Heimat für das zurzeit in Bad Honnef ansässige Katholisch-Soziale-Institut (KSI) um. Zuletzt waren Bohrpfähle im Fels verankert worden, die das Gebäude abstützen sollen. Während bislang vorbereitende Arbeiten verrichtet wurden, geht es nun an Sanierung und Umbau der alten Gemäuer sowie den Anbau an der Westseite. Wenn alles nach Plan läuft, soll Ende 2016 alles bereit sein für den KSI-Umzug von Bad Honnef nach Siegburg.

Noch sind die Arbeiten im Plan, gibt sich Günnewig zuversichtlich, während er den Kopf in den Nacken legt, um zu sehen, wie die Kabine auf dem Baukran verankert wird. Neben ihm stehen Bürgermeister Franz Huhn, seine Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger und Stephan Marks, Leiter des Planungs- und Bauaufsichtsamtes. Sie halten den Moment mit dem Smartphone fest. Damit sind sie nicht alleine. Die Baustelle zieht Schaulustige an. Die dürfen gerne schauen, sollen aber die Absperrungen beachten und die Baustelle nicht betreten, mahnt das Erzbistum. Gleiches gilt für den Briefträger. Der Briefkasten der Karmeliten wurde vor den Bauzaun verlegt.

In der Zwischenzeit hebt ein weiterer Autokran ein Stück des Auslegers in den unterhalb der Abtei gelegenen Rosengarten. Dort wird das in voller Länge 75 Meter messende Kranteil montiert. "Wir bringen es in einem Stück an den Kran", erklärt Andreas Klein vom Bauunternehmen Klein. Dafür muss es aber windstill sein. "Wenn der Wind stärker als neun Meter pro Sekunde ist, können wir nicht weiter arbeiten", erklärt er. Wenn der Kran einmal steht, müsse er keinen Wind mehr fürchten. Dafür sorgen 230 Kubikmeter Beton, in dem das 70 Meter hohe Gerät verankert ist. Am Nachmittag ist es soweit: Der Ausleger schwebt über der Abtei, der Kran steht in Gänze.

"Der Kran ermöglicht die Belieferung fast der gesamten Abtei mit Baumaterial", sagt Martin Günnewig. Im Ostflügel der Abtei beginnen nun Arbeiten in der Bibliothek. Alte Decken werden herausgerissen und ersetzt. Auf dem Parkplatz im Westen wird die Bodenplatte gegossen. Die Kranspitze markiert während der Bauzeit Siegburgs höchsten Punkt, so Günnewig. Der liegt bei 188,65 Metern - und damit höher als der Kölner Dom (knapp über 157 Meter).

Öffnungszeiten

Nach einer Baustellenbesichtigung hat hat das Planungsamt den Bauzaun so versetzt, dass ein Rundgang unterhalb der Bergstraße und über die Treppe möglich ist. Gleichwohl ist die Abteikirche während der Bauarbeiten nur eingeschränkt erreichbar. Darauf weist die Stadt hin und nennt die Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 17.45 bis 20 Uhr sowie Sonntag von 9.30 bis 20 Uhr. Jeden ersten Samstag im Monat findet der Karmeltag statt, Besucher gelangen dann von 9.30 bis 20 Uhr auf den Berg. Die Gemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten ist erreichbar unter Telefon 02241/ 9429420. (amb)

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