Hoher Krankenstand bei der DB Regio Unverständnis nach Einstellung des S-Bahn-Verkehrs im Rhein-Sieg-Kreis

Update | Rhein-Sieg-Kreis · Die Deutsche Bahn reagiert auf einen hohen Krankenstand unter ihren Mitarbeitenden und stellt die Fahrten der S-Bahnlinien S8, S11, S12 und S13/S19 vorläufig bis Sonntag ein. Nicht nur die Politik reagiert darauf mit Unverständnis.

 Krankheitsfälle in der Belegschaft sorgen bei der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen erneut für viele Ausfälle und Unmut bei Fahrgästen.

Krankheitsfälle in der Belegschaft sorgen bei der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen erneut für viele Ausfälle und Unmut bei Fahrgästen.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Bahnkunden müssen sich in den nächsten Tagen in der Region auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Wie die Deutsche Bahn am Donnerstagabend mitteilte, entfallen voraussichtlich bis Sonntag alle Fahrten der S-Bahn-Linien S8, S11, S12 und S13/S19.

Hintergrund seien regional erhöhte Krankenstände unter den DB-Beschäftigten während der Haupturlaubszeit. Besonders betroffen ist demnach die DB Regio NRW, die den Regionalverkehr für Nordrhein-Westfalen koordiniert. Hier seien es in erster Linie die Mitarbeiter der Leitstelle, von denen so viele erkrankt seien, dass die Koordination des Betriebs nicht mehr vorgenommen werden könne, erläutert Dirk Pohlmann, Pressesprecher NRW der Deutschen Bahn, auf Anfrage. Weil dort ausgeprägte Ortskenntnis erforderlich sei, ließen sie sich auch nicht aus anderen Bereichen ersetzen.

Außerdem gibt es auch bei den Lokführern einen erhöhten Krankenstand. Die Bahn arbeitet derzeit an der Einrichtung eines Busersatzverkehrs für wichtige Abschnitte der betroffenen S-Bahn-Linien. Dazu sollen laut Pohlmann ebenso externe Busunternehmen beauftragt werden. „Aber auch das ist schwierig, weil auch die Busunternehmen ihren Angestellten in den Sommerferien Urlaub geben“, räumt er ein.

Nahverkehr Rheinland ist irritiert

Die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft RSVG stellt bereits ein erhöhtes Fahrgastaufkommen fest. „Um dieses zu bewältigen erhöhen wir unsere Kapazitäten durch den Einsatz von Gelenkbussen auf den betroffenen Linien“, teilt sie mit. Sie weist außerdem darauf hin, dass es auf einzelnen Linien zu Verspätungen kommen könne.

Eine Reaktion auf die Einstellung der S-Bahn-Linien kommt auch vom Nahverkehr Rheinland NVR. „Über die einseitige öffentliche Ankündigung der DB Regio, aufgrund von Mitarbeiterkrankmeldungen in den Leitstellen und bei Triebfahrzeugführer*innen aktuell und für das kommende Wochenende SPNV-Betriebsleistungen komplett einzustellen, sind wir äußerst irritiert“ heißt es in einer Mitteilung des NVR. Sie hatte sich erhofft, dass die Bahn vorab das Gespräch gesucht hätte. „Wir erwarten mindestens, die Erhaltung eines Grundangebotes zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge für die Fahrgäste anzubieten. Dort, wo Ausfälle nicht zu verhindern sind, ist ein adäquates Angebot mit Schienenersatzverkehr einzurichten“, so die NVR.

Vertragliche Verpflichtungen

Empört reagieren einige Kommunalpolitiker. „Dass man auf Seiten der Bahn einen ganzen Teil des Rhein-Sieg-Kreises vom S-Bahn Verkehr abschneidet, ist ein fatales Signal für die Mobilitätswende“, sagt Denis Waldästl, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion Rhein-Sieg. Er fordert ein besseres Management der Bahn und entsprechende Notfallkonzepte. Auch bei massiven Personalausfällen müsse ein Mindestmaß an Mobilität erhalten bleiben. Hinzu komme die unzureichende Kommunikation zum Totalausfall der S-Bahnen und das mangelnde Angebot an Schienenersatzverkehr bis Freitagabend.

Als Komplettausstieg der Bahn aus ihren vertraglichen Verpflichtungen bezeichnet Rolf Beu, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Bonner Stadtrat die zeitweilige Einstellung der S-Bahn-Verbindungen. Das dürfe nicht folgenlos bleiben, fordert er. Die Bahn eröffne damit den weiteren Bahnunternehmen „ein argumentatives Eingangsszenario, um auch ihre Angebote nicht mehr vertragstreu fahren zu müssen“, fürchtet der Grüne. Als mögliche Konsequenz zeigt er den Ausschluss der Deutschen Bahn von zukünftigen Ausschreibungen auf – wegen belegbarer Unzuverlässigkeit.

Mehr Informationen über die Ausfälle gibt es auf www.zuginfo.nrw, im DB-Navigator sowie aktuelle Ausfälle auch über Twitter.

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