Pläne für leerstehendes Hotel Grunge Anwohner wollen keine Mehrfamilienhäuser am Kaldauer Wald

Siegburg · 2003 ist der letzte Gast aus dem Siegburger Waldhotel Grunge ausgezogen. Seither steht das Haus am Kaldauer Waldrand leer. Die Eigentümer überlegen nun, die Herberge eventuell abzureißen und dort Mehrfamilienhäuser zu bauen. Das ruft die Nachbarn auf den Plan.

 Seit 2003 ist das Waldhotel Grunge im Siegburger Stadtteil Kaldauen geschlossen.

Seit 2003 ist das Waldhotel Grunge im Siegburger Stadtteil Kaldauen geschlossen.

Foto: Paul Kieras

Die Idee, das seit Jahren leer stehende Waldhotel Grunge abzureißen und an seiner Stelle sieben Mehrfamilienhäuser am Kaldauer Waldrand zu bauen, steht seit dem jüngsten Siegburger Planungsausschuss im Raum. Zusammen mit einer Ansicht, wie sich die Investoren die Gebäude vorstellen, in denen 62 Wohnungen entstehen sollen. Damit haben sie zum ersten Mal in bald 20 Jahren einen konkreten Einblick in ihre Überlegungen zur Zukunft der Herberge gewährt, die 2003 geschlossen hat – und auch für Irritationen und Aufregung bei den Anwohnern gesorgt.

Dass mit dem Hotel etwas passiert, wünschen sich auch die umliegenden Nachbarn, wie sie im Gespräch mit dem GA versichern. Allerdings denken sie dabei mehr an eine neue Nutzung des vorhandenen Gebäudes, etwa als Seniorenheim. In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Interessenten gegeben, die in der 11.000 Quadratmeter umfassenden Immobilie ein solches realisieren wollten. Nach GA-Informationen soll auch jetzt wieder ein Investor Interesse bekundet haben, die Herberge zu kaufen und zu einer Seniorenresidenz umzubauen.

Da Ideen dieser Art aber in der Vergangenheit nie verwirklicht wurden, haben sich die Eigentümer auch selbst Gedanken gemacht. Das Haus dauerhaft leer stehen zu lassen, sei nicht ihr Ziel, hatte ein Vertreter der Josef-Esch-Fonds-Projekt GmbH, die Miteigentümer der Immobilie ist, vor drei Wochen erklärt. Der Bau von Wohnungen sei daher eine neue Option. Dabei soll nach Vorstellung der Investoren keine Luxusimmobilie mit Eigentumswohnungen, sondern „ganz normale Wohnungen“ entstehen. Vor deren Umsetzung stünde indes noch ein Planverfahren.

Eben die notwendige Umwidmung des Areals, das momentan ein Sondergebiet für Gastronomie und Hotellerie ist, hat für Aufregung in der Nachbarschaft des Waldhotels gesorgt. Und Erinnerungen geweckt an die Zeit, in der die heutige Immobilie entstand. Damals hatten sich Anwohner gegen den Bau gewehrt, aus Sorge um den Naturschutz, aber auch um ihre Ruhe. Der Protest gipfelte 1998 in eine Normenkontrollklage durch einen Anwohner. Das Oberverwaltungsgericht Münster erklärte den Bebauungsplan wegen „schwerwiegender Formfehler“ für nichtig. Laut der Siegburger Verwaltung wurde in der Folge erneut ein Aufstellungsverfahren eingeleitet. Seit 2003 sei der geänderte Bebauungsplan nun aber in Kraft.

Sorge um Naturerholungsgebiet

„Die Idee, dort Mehrfamilienhäuser zu bauen, ist einfach nicht durchdacht“, sagt eine der Anwohnerinnen, die namentlich nicht genannt werden möchte. Sieben mehrstöckige Gebäude ließen sich am Hang gar nicht realisieren, ohne dass auch Wald abgeholzt werden müsste. Dadurch würde ein Naherholungsgebiet zerstört, fürchtet sie. Zudem fragten sich ihre Nachbarn, wie die Häuser an den Kanal angeschlossen und von Müllabfuhr, Rettungswagen oder Feuerwehr überhaupt erreicht werden sollten.

Der einzige Weg hoch zum Höhenweg führe über den verkehrsberuhigten Buchenweg. „Der ist für die zu erwartenden Massen an Autos, die dann hoch und runter fahren würden, gar nicht ausgelegt“, sagt die Anwohnerin. Und die Stellplätze der Tiefgarage, die erhalten werden soll, würden sicherlich bei weitem nicht ausreichen, wenn dort 62 Wohnungen entstünden.

Mit ihren Bedenken haben sich die Anwohner nach eigenen Angaben an die Politik gewandt. Sie betonen, dass sie eine Entwicklung auf dem Areal nicht grundsätzlich ablehnen: „Es sollte nur etwas Sinnvolles sein, das auch Aussicht auf Erfolg hat.“

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