Friedhofsleuchten in Siegburg Humorvolle Begegnung mit dem Tod

Siegburg · Die städtische Friedhofsverwaltung in Siegburg hat gemeinsam mit dem Verein Tod und Leben zum Friedhofsleuchten geladen. Es gab Akkordeonklänge aus der irisch-schottischen Folklore, Klezmer-Musik und Lesungen.

 Leuchtender Nordfriedhof: Ziel des illuminierten Weges ist das hell erleuchtete Friedhofskreuz.

Leuchtender Nordfriedhof: Ziel des illuminierten Weges ist das hell erleuchtete Friedhofskreuz.

Foto: Paul Kieras

Rot, grün und blau strahlte schon das Eingangstor - und machte neugierig auf das, was die Besucher auf dem Siegburger Nordfriedhof erwartete. So war der dann auch an zwei Tagen Ziel von Hunderten von Menschen, die sich das Lichtspektakel anschauen wollten.

Einmal mehr hatte die städtische Friedhofsverwaltung gemeinsam mit dem Verein Tod und Leben zum Friedhofsleuchten geladen. Am Abend vor Allerheiligen und am Feiertag selbst gab es darüber hinaus Musik und Lesungen in der Trauerhalle. Alexandra Friedmann eröffnete dort am Freitag mit ihrem Roman "Sterben für Anfänger" die 40. Siegburger Literaturwochen.

Auf den 150 Metern vom Eingang bis zum Friedhofskreuz hatte Mario Scholz mit 40 LED-Spots und 20 großen LED-Flutern Bäume und Gräber in den Regenbogenfarben illuminiert. Das Friedhofskreuz am Ende erstrahlte in hellem, weißen Licht. "Damit soll eine Regenbogenbrücke dargestellt werden, über die wir gehen, bis wir unser Ziel im Jenseits erreichen", so der Siegburger. "Vor allem viele junge Familien mit Kindern kamen am Vorabend von Allerheiligen, an dem auch Halloween gefeiert wird, einige von ihnen sogar im Kostüm", berichtete Andrea Müller, Vorsitzende des Vereins Tod und Leben.

Nach einem Spaziergang entlang der Gräber hatten die Besucher Gelegenheit, Akkordeonklängen aus der irisch-schottischen Folklore, dem slawischen Kulturraum und Klezmer Musik von Erwin Schang zu lauschen. Rüdiger Kaun, Germanist und Philosoph, las aus seinem Buch "Rechtfertigung eines Heiratsschwindlers und andere Texte".

 "Sterben für Anfänger": Alexandra Friedmann liest in der Trauerhalle. Mit ihrem Roman möchte sie die Furcht vor dem Tod nehmen.

"Sterben für Anfänger": Alexandra Friedmann liest in der Trauerhalle. Mit ihrem Roman möchte sie die Furcht vor dem Tod nehmen.

Foto: Paul Kieras

Das Friedhofsleuchten bot auch das passende Ambiente zur Auftaktveranstaltung der Literaturwochen, zu der die Stadtbibliothek unter Federführung ihrer Leiterin Christiane Bonse Alexandra Friedmann eingeladen hatte. Die Trauerhalle erwies sich als idealer Ort für die Geschichte von Rafik Shulman, in der es um das Leben und die Konfrontation mit dem Tod geht.

Rafik, Sohn jüdischer Einwanderer aus der einstigen Sowjetunion, hat es sich in den Kopf gesetzt, neben seinem Studium in einem Hospiz zu arbeiten, was seine Mutter und Großmutter schockiert. Sie halten ihn für komplett übergeschnappt. Was will ausgerechnet er in einem Hospiz? Bei all dem "faulen Gemüse"? Dort lernt Rafik die todkranke, aber lebenslustige Charlotte kennen.

"Die Kombination verwirrt ihn - seit sein Vater in Tschernobyl ums Leben kam, war der Tod immer etwas, über das man nicht spricht. Während die beiden Frauen ihn zu Hause mit ihrer grenzenlosen Fürsorge in den Wahnsinn treiben, verändert die Begegnung mit Charlotte den schüchternen jungen Mann tief. Es beginnt eine Sinnsuche, ebenso komisch wie tiefgründig, die ihn zum weisen Kantor Golan, zu einem furchteinflößenden Jesus am Kreuz und schließlich zu sich selbst führt", heißt es im Klappentext.

Friedmann erzählte, warum sie das Buch geschrieben hat. Die Idee sei ihr gekommen, als ihre Großmutter verstarb, der sie "sehr nahe gestanden" habe. Damals sei sie intensiv "mit Trauer und Tod konfrontiert" gewesen. Um etwas besser verstehen zu können, schreibe sie, erklärte die Autorin. In diesem Fall, weil der Tod "noch immer ein Tabuthema in der Gesellschaft ist". Mit ihrem besinnlichen, Mut machenden und teils sogar witzigen Buch will sie die Furcht vor dem Tod nehmen. "Je eher wir uns mit dem Tod versöhnen, umso mehr können wir ein glückliches Leben führen", so ihr Fazit.

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