Stress für Pendler in Siegburg ICE-Fahrgäste ärgern sich über Deutsche Bahn

Siegburg · Der Siegburger Bahnhof ist quasi vom Fernverkehr abgekoppelt, seit es auf der ICE-Schnellstrecke zwischen Köln und Frankfurt gebrannt hat. Reisende berichten von Verspätungen und überfüllten Zügen, auch schon vor dem ICE-Brand.

Die Siegburger Pendler sind sauer. Sie schreiben Protestbriefe an die Deutsche Bahn, fragen bei den Kundenportalen nach und tauschen sich in den sozialen Netzwerken aus. Wie berichtet, ist der Siegburger Bahnhof quasi vom Fernverkehr abgekoppelt, seit es auf der ICE-Schnellstrecke zwischen Köln und Frankfurt gebrannt hat. Für viele Pendler heißt das: Homeoffice, Resturlaub nehmen oder zeitraubende Umwege über Köln fahren, wie aus Berichten Betroffener, die an den GA geschrieben haben, hervorgeht.

Laut Pressemeldung der Deutschen Bahn soll das zweite Gleis der Schnellstrecke ab 18. November wieder frei sein. „Die ICE-Züge verkehren dann wie gewohnt nach dem regulären Fahrplan“, so die Bahn. Aufgrund von Geschwindigkeitsreduzierungen seien noch geringfügige Verspätungen von wenigen Minuten möglich. Anfang Dezember soll die Strecke Köln-Frankfurt komplett wiederhergestellt sein.

„Ich pendele nun seit über zehn Jahren täglich von Siegburg nach Frankfurt, wie viele weitere Hunderte Personen, die ich seit Jahren sehe und inzwischen auch kenne“, so ein Betroffener, der in Sankt Augustin wohnt. Die tägliche Fahrt basiere auf der ursprünglichen Annahme, dass die Verbindung täglich reibungslos funktioniere. „Das war auch in den ersten Jahren so. Man konnte blind darauf vertrauen, dass die Züge pünktlich kommen, man einen Sitzplatz hat und der Zug durchgängig bis zum Ziel fährt“, so der Pendler. Seit Monaten sei die Pendelei zum Stress geworden. „Es fing damit an, dass Züge nur noch einteilig kamen.“ Der Sankt Augustiner berichtet von technischen Problemen und Verspätungen. Es komme außerdem regelmäßig vor, dass Züge wegen Überfüllung nicht mehr weiterfahren.

„Mitreisende, die keinen Sitzplatz bekommen haben, müssen den Zug verlassen. Da dies natürlich freiwillig nicht passiert, wird erst mit Gutscheinen geworben. Wenn das nicht reicht, werden Züge mit Gewalt durch die Bundespolizei geräumt oder es wird solange gewartet, bis genügend Reisende ausgestiegen sind“, so der Pendler. Seit dem ICE-Brand gibt es früh morgens kaum Direktverbindungen nach Frankfurt: um 5.41 Uhr und dann erst wieder ab 9.48 Uhr. Umsteigen in Köln ist für viele keine dauerhafte Alternative. „Die Gesamtzeit für die Fahrtstrecke überschreitet das Maß, was man als Pendler täglich ertragen kann, zumal eine Umsteigeverbindung zu wesentlich mehr Stress führt“, so der Augustiner.

Ein Mann aus Königswinter-Vinxel berichtet ebenfalls davon, dass die Züge schon seit dem letzten Fahrplanwechsel überfüllt seien. „Die Bahn hatte schon vor der Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin – München zu wenig Fahrzeuge vom Type ICE 3. Da die Strecke Berlin – München politisch wichtig ist (der Start lief ja mehr als holperig), wird dort gespart, wo kein öffentlicher Fokus drauf liegt. Und das ist nun mal die Strecke Köln – Frankfurt“, meint der Pendler.

Er hat kein Verständnis für die aktuellen Halteausfälle in Siegburg/Bonn und fürchtet, dass die Bahn schon mal Haltestellenausfälle für 2019 testet: Mit dem nächsten Fahrplanwechsel wird auf der Köln-Rhein/Main-Strecke auch der langsamere ICE 4 unterwegs sein. Dadurch entfallen wie berichtet vier ICE-Halte in Siegburg. Rolf Beu, Verkehrsexperte der Bonner Grünen, sagt dazu: „Da immer mehr ICE 4 von der DB beschafft und eingesetzt werden sollen, ist ernsthaft zu befürchten, dass sie trotz der guten Nachfragezahlen künftig nicht mehr in Siegburg/Bonn halten.

Die befragten Pendler vom Bahnhof Siegburg sind mit dem aktuellen Krisenmanagement der Bahn nicht zufrieden. „Ich habe Verständnis dafür, dass man nach so einem Unfall zunächst aufräumen und reparieren muss. Man bekommt aber den Eindruck, dass die Bahn die zahlenden Kunden aus Siegburg/Bonn als 'störendes Beiwerk' empfindet“, so der Vinxeler. Ein GA-Leser aus Hangelar hat sich bereits an den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) gewandt, weil sich die Situation auch in den Regionalzügen verschärft habe: „Hunderte Fernreisende mit Ziel Siegburg, drängen sich nun in ohnehin schon stark ausgelastete Regionalbahnen und S-Bahnen in Köln.“

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