Interview Im Intercity ohne Zwischenstopp

SIEGBURG · Es geht um zwei beendete Schauspieler-Karrieren, langjährige Freundschaft und vor allem um die Frage "Was wäre, wenn...?". Wenn sich an diesem Sonntag der Vorhang der Rhein-Sieg-Halle für das Stück "Der letzte Vorhang" hebt, dann stellt sich diese Frage für Lies und Richard.

 Suzanne von Borsody bei den Proben zum "Letzten Vorhang".

Suzanne von Borsody bei den Proben zum "Letzten Vorhang".

Foto: dpa

Nach 20 Jahren gemeinsamer Bühnenauftritte haben die beiden Schauspieler es nie geschafft, sich ihre Gefühle füreinander zu gestehen. Die Rolle einer Schauspielerin zu spielen, hat Suzanne von Borsody eigentlich nie gewollt. Wie so manches, das ihr dann besonders gut gelungen ist. Mit dem begehrten Berliner Theaterpreis "Goldener Vorhang" wurde sie 2012 für den "Letzten Vorhang" geehrt.

Vor ihrem Siegburger Auftritt in der Rhein-Sieg-Halle an diesem Sonntag sprach Suzanne von Borsody mit Susanne Haase-Mühlbauer über das Stück, den Schauspiel-Beruf, das rheinische Publikum und ihr persönliches Verständnis von sozialem Engagement.

Wie oft stehen Sie im Jahr auf der Bühne?

Suzanne von Borsody: Das ist ziemlich häufig. Mit dem "Letzten Vorhang" hatten wir seit 2010 bereits 152 Aufführungen, dazwischen Lesungen, Drehaufnahmen und anderes.

Gehen Sie selber auch schon mal ins Theater?

Von Borsody: Dafür bleibt leider oft zu wenig Zeit. Aber wenn es sich ergibt, mache ich das gerne.

Waren Sie schon mal in Siegburg?

Von Borsody: Nein, bisher bin ich dort nur durchgefahren. Die Aufenthalte in den Städten, in denen ich spiele, sind meist leider nur kurz. Ankunft, ein Süppchen, ein kurzer Weg durch die Fußgängerzone. Leider bleibt viel zu wenig Zeit, eine Stadt richtig kennenzulernen.

Sie stammen aus einer Schauspieler-Familie. Gab es mit Eltern wie Hans von Borsody und Rosemarie Fendel bei der Berufswahl für Sie Alternativen?

Von Borsody: Naja, die Möglichkeit gab es sicher. Aber letztlich ist es auch nicht anders, wenn der Papa Zahnarzt ist. Dann ist man einfach nahe dran an der Tür. Meine Mutter sagte immer, dass man sie dann selber durchschreiten und offen halten muss. Und wenn die Eltern erfolgreich sind, dann sind sie trotzdem kein Garant dafür, dass man selber auch gut ist und Talent hat. Aber es ist nun mal so, dass der Schauspiel-Beruf der einzige Beruf ist, in dem man jeden Beruf ausüben kann.

Man kennt Sie von Film und Theater gleichermaßen. Wo liegt Ihre persönliche Leidenschaft?

Von Borsody: Das kann ich so nicht sagen. Beim Theater steigt der Schauspieler mit dem Heben des Vorhangs in den Intercity, kein Zwischenstopp, du musst durch, gestaltest alles bis zum Schluss. Beim Film gibt man diese Freiheit ab. Hier gibt es dann beim nachträglichen Ansehen das Glück einer besonderen Einstellung, die Perspektive eines gelungenen, großartigen Augenblicks, wie bei einem Schnappschuss unter hundert Fotos. Beides ist für mich etwas Besonderes.

Wie erleben Sie Ihr Publikum?

Von Borsody: Das Publikum ist überall anders. Das hängt von vielen Faktoren ab. In der Faschingszeit etwa spürt man auf der Bühne, dass das Publikum bereit ist, mehr zu lachen. Und dann gibt es auch das Nord-Süd-Gefälle. Im Norden ist das Publikum etwas ernster. Und in Nordrhein-Westfalen kann ich tatsächlich so etwas wie die rheinische Frohnatur erspüren.

Sie haben erst im vergangenen Jahr geheiratet, nach Ihrem langjährigen Partner Heino Ferch haben sie mit Jens Schniederharn einen "Nicht-Schauspieler" geheiratet. Wie arrangiert sich Ihr Mann mit Ihrem Beruf?

Von Borsody: Nachdem wir 16 Jahre zusammen waren bis zu unserer Hochzeit, ist mein Beruf für ihn keine Überraschung mehr. Und ob man sich versteht oder nicht, hängt nicht davon ab, welchen Beruf man ausübt. Jeder Mensch ist anders und hat seine Eigenheiten.

Sie sind mehrfache Preisträgerin. Seit Oktober des vergangenen Jahres etwa sind Sie zweifache Trägerin des Deutschen Fernsehpreises in der Kategorie "Beste Schauspielerin" und als Ensemblemitglied in "Männertreu". Sie erhielten den "Goldenen Vorhang" für den "Letzten Vorhang" und das Bundesverdienstkreuz am Bande.Was war für Sie der bedeutsamste Preis?

Von Borsody: Schwer zu sagen. Preise sind ja eine Anerkennung der Arbeit, so wie der Applaus die direkte Belohnung nach der Aufführung ist ... Dass ich vergangenes Jahr den Preis für "Männertreu" entgegennehmen durfte, war mir ein großes Vergnügen, weil es ein außerordentlicher Film ist.

Was ist der Verein "Hand in Hand for Africa", und wie wurden Sie zu seiner Vizepräsidentin?

Von Borsody: Afrika ist ein unglaublich toller Kontinent. Ich glaube, dass wir alle dorther kommen. Wenn man jemand ist, auf dem öffentliches Interesse liegt, hat man die Verpflichtung, darauf aufmerksam zu machen, wo man helfen kann. Ich nutze meine Bekanntheit, um einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass Kindern und Erwachsenen auf der ganzen Welt geholfen wird. Deshalb bin ich auch bei "Unicef", unterstütze "SOS Kinderdorf" und bin N.I.N.A.-Botschafterin.

Eintrittskarten (ab 33 Euro) gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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