Brandserie in Siegburg-Kaldauen „Im Moment jagen wir ein Phantom“

Siegburg · Bei der Suche nach dem Kaldauer Feuerteufel geht die Polizei in die Offensive. Noch gibt es keine Hinweise auf den Täter. Hausbesitzer setzt 1000 Euro Belohnung aus.

 Zwei Beamtinnen der Bonner Bereitschaftspolizei sprechen eine Anwohnerin an.

Zwei Beamtinnen der Bonner Bereitschaftspolizei sprechen eine Anwohnerin an.

Foto: Jens Kleinert

Bei der Suche nach dem Kaldauer Feuerteufel geht die Polizei nun in die Offensive. Mit eintägiger Verspätung wandten sich die Ermittler gestern, unterstützt von Bereitschaftskräften der Landespolizei, persönlich an viele der rund 2500 Haushalte in dem Siegburger Stadtteil. Eine am Dienstag eingerichtete Sonderkommission soll die erhofften Hinweise sammeln und in den kommenden Wochen auswerten. Bei den Bürgern herrscht nach dem jüngsten Brand im Rotdornweg neben einem „mulmigen Gefühl“ vor allem erhöhte Alarmbereitschaft.

„Im Moment jagen wir ein Phantom“, sagte Reinhard Weber, Kriminalhauptkommissar und Leiter der Sonderkommission, dem General-Anzeiger gestern bei einem Pressetermin. „Wir haben noch keine Ahnung, ob es sich um einen Mann, eine Frau oder vielleicht sogar einen Feuerwehrmann handelt.“ Vergleichbare Fälle im Rhein-Sieg-Kreis seien ihm nicht bekannt. Als Motiv des Täters komme Pyromanie, möglicherweise in Verbindung mit Alkoholkonsum, derzeit genauso in Betracht wie „ein erotischer Kick, den derjenige vielleicht daraus zieht“, so Weber.

Schon morgens hatten Beamte der Siegburger Polizeiwache und der in Bonn ansässigen Hundertschaft an ersten Haustüren geklingelt und Flyer verteilt. Neben Hinweisen, die sich die Ermittler dadurch erhoffen, sollte das direkte Gespräch mit den Kaldauern „zeigen, dass wir uns kümmern, Hintergründe erklären und Ängste relativieren“, so der Leiter der Siegburger Wache, Lothar Kloß. Dazu beitragen soll in den kommenden Tagen auch ein Infostand im Ortszentrum.

Angst haben vor allem Anwohner der Hauptstraße, in deren unmittelbarer Umgebung der oder die Unbekannte seit über einem Jahr in unregelmäßigen Abständen meist Mülltonnen und Carports in Brand setzt. Nicht nur die Ermittler sehen mit dem Feuer im Rotdornweg, bei dem am Samstag erstmals ein Wohnhaus vollständig ausbrannte, eine neue Tatqualität erreicht. „Wir waren schon im Bett, als plötzlich der Alarm losging. Meine Tochter hat mich gerufen und gesagt, dass es brennt“, erzählte eine Anwohnerin. „Auch wir haben Angst um unser Eigentum. Man ist jetzt deutlich wachsamer und guckt genau, was draußen passiert.“

Dafür, dass die Polizei bislang im Dunkeln tappte, sind laut Weber mehrere Faktoren verantwortlich: Aufgrund der unregelmäßigen Begehungen sei unklar, welche der rund 32 Brandstiftungen sowie Sachbeschädigungen durch Feuer, die ab 2012 in Kaldauen erfasst wurden, tatsächlich dem Unbekannten zuzuordnen sind. „Wir haben es insofern mit einer besonderen Serie zu tun. Dazu kommt, dass derjenige in der Regel zudem nur ein Feuerzeug dabei hat und wir deshalb an den Brandorten keine Fasern oder ähnliches finden“, so der Kriminalhauptkommissar.

Wer der Feuerteufel sein könnte, darüber spekulieren auch die alteingesessenen Kaldauer. „Seit etwa zwei Jahren erst ist das hier so schlimm geworden. Vorher haben wir das nicht gehabt“, meint Helga Limbach. Seit 24 Jahren wohnt sie in dem dörflich geprägten Stadtteil. Auch in ihrer Straße, der „Kellerswiese“, wurde bereits gezündelt. „Der Hausmeister hat deshalb die Mülltonnen schon versetzt“, erzählt sie. „Ich will nicht sagen 'Angst', aber man ist schon ein bisschen mulmig, wenn man hier lebt.“ Nachts schaue sie inzwischen häufiger aus dem Fenster.

Rund 35 Hinweise auf Personen oder verdächtige Fahrzeuge hat die Polizei bis zum gestrigen Nachmittag bereits erhalten. Die Ermittler fordern die Kaldauer auf, auch solche Beobachtungen zu melden, die sie in der Vergangenheit eventuell als belanglos empfunden haben könnten. „Etwa wenn jemand eine brennende Zeitung vor der Tür oder fremde Personen auf dem Grundstück hatte“, so Weber.

Für Hinweise, die zur Ergreifung des Brandstifters führen, hat der Besitzer des jüngst zerstörten Hauses eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt.

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