Weniger Geschäfte, mehr Fläche So geht es der Siegburger Innenstadt

Siegburg · Ein neues Einzelhandelskonzept attestiert Siegburg eine gut funktionierende Innenstadt. Wie genau steht es um das Angebot, den Leerstand und die regionale Ausstrahlung der Stadt? Ein Blick in die Ergebnisse.

 Nicht nur Siegburger, auch viele Menschen aus dem Umland kaufen laut Gutachten täglich in der Siegburger Innenstadt ein.

Nicht nur Siegburger, auch viele Menschen aus dem Umland kaufen laut Gutachten täglich in der Siegburger Innenstadt ein.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Sein erster Eindruck von der Siegburger Innenstadt war positiv. „Sie war so lebendig und quirlig“, erinnert sich Stefan Kruse. Und auch nachdem sich der Gutachter vom Dortmunder Planungsbüro Junker und Kruse über mehrere Monate intensiv mit dem Einzelhandel der Kreisstadt auseinandergesetzt hat, sieht er seinen positiven ersten Eindruck bestätigt: „Sie haben eine gut funktionierende Innenstadt mit vergleichsweise wenig Leerstand“, fasst er die Botschaft des Einzelhandelskonzepts zusammen, das er im Auftrag der Stadt erstellt hat. Gemeinsam mit Bürgermeister Franz Huhn präsentierte er es am Mittwochabend in der Aula des Gymnasiums Alleestraße.

Demnach ist der Siegburger Einzelhandel nach wie vor gut aufgestellt. 339 Geschäfte – von der kleinen Boutique bis zum Kaufhaus – ziehen täglich Siegburger sowie Menschen aus dem Umland in die Stadt. Die sorgen für einen Umsatz in Höhe von rund 360 Millionen Euro im Jahr. Damit liegen die Umsätze deutlich über dem, was die Einwohner der Stadt zum Einkaufen zur Verfügung haben. Die sogenannte einzelhandels-relevante Kaufkraft, über die die Siegburger verfügen, beziffert Kruse mit rund 290 Millionen Euro. „Das heißt 35 bis 40 Prozent des Umsatzes wird von Außen gezogen“, so der Gutachter, der Siegburg eine „sehr gute“ regionale Ausstrahlung bescheinigt.

Auch mit Blick auf das Angebot sei Siegburg gut aufgestellt. „Abgesehen von Möbeln sind im Vergleich mit anderen Städten alle Sortimente überdurchschnittlich gut vertreten“, so Kruse. Man finde in der Kreisstadt alles, was man finden wolle. Räumlich sei das Angebot gut verteilt. Mit den Nahversorgungszentren Brückberg und Stallberg sei auf das letzte Einzelhandelsgutachten aus dem Jahr 2009 reagiert worden. „Die wohnortnahe Grundversorgung ist gesichert“, hält Kruse fest.

Die Innenstadt als Visitenkarte

Als Visitenkarte bezeichnet der Gutachter die Siegburger Innenstadt. Auch wenn an Kaiserstraße, Holzgasse oder auf dem Marktplatz einige Ladenlokale leer stehen – laut Einzelhandelsgutachten 40 – betont Stefan Kruse: „Sie haben in Siegburg kein Leerstandsproblem.“ Die Herausforderung der nächsten Jahre sei es, das hohe Niveau zu halten. Dazu müssten an einzelnen Stellen kleine Stellschrauben gesetzt werden. Wie die aussehen könnten, soll im nächsten Schritt erarbeitet werden.

Seit dem letzten Einzelhandelsgutachten hat sich in Siegburg einiges getan. Zwar ist die Zahl der Geschäfte im Vergleich zu 2009 von 426 auf 339 gesunken. Dafür aber ist die Verkaufsfläche um 40.000 Quadratmeter auf insgesamt 120.050 Quadratmeter angestiegen. „Das ist eine überdurchschnittlich gute Verkaufsflächenausstattung“, so Kruse. Dies ist das Ergebnis eines langen Prozesses, den das Vorgängergutachten in Gang gesetzt hat. Damals hatte Gutachter Rainer Schmidt-Illguth festgestellt, dass es dem Siegburger Einzelhandel vor allem an Geschäften mit mehr als 200 Quadratmetern Verkaufsfläche fehlte. Abhilfe sollte das geplante ECE-Einkaufszentrum schaffen.

Stimmen gegen das Einkaufszentrum

Das scheiterte indes am Bürgerwillen. In einem Bürgerentscheid erteilten die Siegburger der Idee, das Rathaus für den Bau eines Einkaufszentrums abzureißen eine Abfuhr. In der Folge setzten Politik und Verwaltung auf dezentrale Lösungen, die sich etwa in der Ansiedlung der Modekette H&M am oberen Markt niederschlugen.

Schon damals hat man das ehemalige Goldberg-Areal als potenzielle Fläche für größere Geschäfte im Visier. Nachdem Peek&Cloppenburg inzwischen abgesprungen ist, realisiert die Projektgesellschaft PSP gegenüber des Kaufhofs ein Wohn- und Geschäftshaus. „Der Bauantrag ist für September angekündigt“, berichtet Franz Huhn. Und auch für den Allianz-Parkplatz hat er den nächsten Schritt zu vermelden: „Der Bauantrag für das Wohn- und Geschäftshaus liegt vor.“

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