Neue Pfarrerin in Siegburg Interview: Christina Gelhaar über Beruf und Familie

Wenn Pfarrer Christian Mertens ab Ostern für Theologiestudien an der Uni Bonn pausiert, vertritt ihn in seinem Bezirk der Evangelischen Kirchengemeinde Siegburg Pfarrerin zur Anstellung Christina Gelhaar. Die 35-jährige dreifache Mutter freut sich auf ihre Arbeit im Bezirk Brückberg. Mit ihr sprach Antonia Clausen.

 Arbeitet am Schreibtisch, wenn die Kinder schlafen: Christina Gelhaar.

Arbeitet am Schreibtisch, wenn die Kinder schlafen: Christina Gelhaar.

Foto: Antonia Clausen

Sie haben in Wuppertal, Erlangen und Mainz Theologie studiert und auch ein Jahr in Lissabon gewirkt. Wie kamen Sie nach Siegburg?
Gelhaar: Meine Eltern wohnen in Meckenheim. Nach der Geburt der Kinder habe ich um eine Tätigkeit in der Region gebeten, und die Kirche ist meiner Bitte nachgekommen. Wir wohnen seit April 2011 in Siegburg auf der Zange.

Was heißt eigentlich "Pfarrerin zur Anstellung"?
Gelhaar: Pfarrer zur Anstellung ist man über einen Zeitraum von zwei Jahren, in denen man zwar als Pfarrer alles machen darf, aber noch keine eigene Gemeinde hat. Um eine eigene Gemeinde bewirbt man sich danach bei der evangelischen Landeskirche, deren Zuständigkeit sich von Wuppertal bis ins Saarland erstreckt. Ich habe den zweijährigen Dienst wegen der Kinder unterbrochen und absolviere jetzt in Siegburg die sechs Monate, die mir noch fehlen.

Ihre jüngste Tochter ist acht Monate alt. Die beiden Älteren gehen in den Kindergarten. Wie vereinbaren Sie Familie und Beruf?
Gelhaar: Mein Kollege Christian Mertens füllte eine volle Stelle aus, ich übernehme eine halbe. Unsere Kleine gewöhnt sich gerade bei einer Tagesmutter ein. Ich habe auch in der Elternzeit der anderen beiden Kinder immer zwischendurch gearbeitet, ehrenamtlich, da mir mein Beruf sehr viel Spaß macht und ich immer wieder merke, wie richtig es sich für mich anfühlt, mit einer Gemeinde Gottesdienste zu feiern und in einer Gemeinde zu wirken.

Wenn Sie nur eine halbe Stelle haben - was wird sich für die Gläubigen in der Vertretungszeit bis zum Sommer ändern?
Gelhaar: Die Konfirmandenarbeit wird nicht stattfinden können. Christian Mertens holt das mit den Jugendlichen ab dem Sommer nach. Ich halte weniger Gottesdienste als er, wahrscheinlich nur zwei im Monat. Die anderen übernehmen meine Kollegen. Auch auf einige Besuche werde ich verzichten müssen. Im Einzelnen besprechen wir das im Team mit Pfarrer Joachim Knitter, der zuständig ist für den Süden Siegburgs und für Buisdorf, und Pfarrerin Ruth Wirths, die die Gläubigen im Nordbezirk betreut.

Jedem Sonntag im Kirchenjahr ist ein Thema zugeordnet, das in die Predigt mit einfließt. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Gelhaar: Mit dem grundsätzlichen Thema gehe ich schon immer eine ganze Woche im voraus schwanger. Wenn ich in der Gemeinde unterwegs bin, höre ich gerne zu und versuche, eine Verknüpfung herzustellen zwischen dem Oberthema und dem, was die Menschen vor Ort gerade beschäftigt. Die Lieder möchte der Organist meistens bis donnerstags wissen. Sie sind mir sehr wichtig, ich traue der Gemeinde auch durchaus mal ein neues Lied zu. Meine Predigten sind relativ kurz, ich versuche, nicht länger als zehn bis zwölf Minuten zu predigen, weil ich festgestellt habe, dass man in dieser Zeit eine Menge unterbringen kann und auch, weil nicht mehr jeder es gewohnt ist, wesentlich länger konzentriert zuzuhören. Meistens entstehen Predigten spät abends, wenn die Kinder schlafen und ich weiß, dass ich ein paar Stunden ungestört bin.

Sie haben bereits in der Region als Pfarrerin gearbeitet. Wirkt sich das auf ihre Tätigkeit als Pfarrerin im Bezirk Siegburg West aus?
Gelhaar: Es ist schön, dort nach einer Pause weiterzuarbeiten, wo man die Menschen schon ein bisschen kennt. Ich war im Religionsunterricht an den Berufskollegs in Hennef, Siegburg und Eitorf tätig und als Pfarrerin in Lohmar-Birk und Neunkirchen-Seelscheid. Jetzt in Siegburg arbeiten zu dürfen und dies dank der kurzen Wege mit der Familie vereinbaren zu können, erfüllt mich mit Dankbarkeit. Ich freue mich schon sehr darauf, mit den Gemeindereferenten Familiengottesdienste und Bibeltreffen für Kinder vorzubereiten. Die Zusammenarbeit hier, auch mit der katholischen Gemeindereferentin in Siegburg, ist wunderbar.

Zur Person:
Christina Gelhaar ist 35 Jahre alt und studierte Theologie in Wuppertal, Erlangen und Mainz. Sie ist Mutter von drei Kindern. Den Entschluss, Pfarrerin zu werden, fällte sie bereits in der Oberstufe des Gymnasiums.

Die "Stabübergabe Mertens/Gelhaar" findet am Sonntag, 17. März, während des Gottesdienstes in der Erlöserkirche, Jahnstraße 4, statt. Er beginnt um 11 Uhr .

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