Ingo Oschmann im Stadtmuseum Ironische Hommage an die 1980er Jahre

SIEGBURG · Comedian Ingo Oschmann blickte mit seinem Programm "Wunderbar - es ist ja so!" auf ein Jahrzehnt zwischen Hasselhoff und Hörspielkassetten zurück.

 Freuden und Grauen eines Jahrzehnts: Ingo Oschmann lässt in seinem Programm die 1980er aufleben.

Freuden und Grauen eines Jahrzehnts: Ingo Oschmann lässt in seinem Programm die 1980er aufleben.

Foto: Paul Kieras

Und Oschmann stellte gleich zu Beginn seines Auftritts am Freitagabend im Stadtmuseum klar, was das Publikum erwarten könne. Auf keinen Fall sei er da, um zu sagen, was alles schlecht sei in der Welt, sondern um gemeinsam Spaß zu haben. Politik, vor allem platte Witzchen über Angela Merkel oder Donald Trump, überlasse er anderen. Einen konnte er sich dann aber doch nicht verkneifen. Seine Frage: "Was grenzt an Dummheit?" Die prompte Antwort: "Mexiko und Kanada!"

Dann legte er los. Thema waren die 1980er Jahre mit allen Höhen und Tiefen, die Stars seiner Jugend, Kleidersünden und ein Leben ohne Internet. Dabei bezog er die Besucher von Anfang an in seine Ausführungen ein, trat mit ihnen in spontane Dialoge, weckte Erinnerungen und sorgte immer wieder für ein Déjà-vu-Erlebnis bei den Zuhörern.

Zum Beispiel beim Vergleich von Urlauben damals im Vergleich zu heute, wo man drei Wochen in einem abgeschlossenen "Internierungscamp" irgendwo im Süden bei deutschem Essen, deutschem Bier und ohne etwas von Land und Leute zu sehen verbracht habe. "Wir reisten in eine Pension mit Familienanschluss", ließ er das Auditorium wissen.

Die Autofahrt habe man als Kind mit "Ich sehe was, was du nicht siehst" oder Kennzeichenraten verbracht. "Sogar Verstecken haben wir gespielt - allerdings nicht lange", rief er aus, und das Forum bog sich vor Lachen. Seine Helden waren MacGyver und David Hasselhoff in "Knight Rider", Musik gab's auf Kassetten, die man mühevoll mit Songs aus dem Radio bespielte.

Jeder der Zuhörer litt mit Oschmann, als er das Glücksgefühl beschrieb, endlich ein ganz bestimmtes Lied aufnehmen zu können und der Moderator dann in die letzten Takte quatschte. Und dann irgendwann der Supergau: Bandsalat beim Wechseln der Kassetten. Jeder kannte natürlich die von Oschmann zitierten Sprüche seiner Mutter, wenn er etwas nicht essen wollte.

Etwa Grünkohl mit Pinkel, was sich nach seinen Worten wie eine "Dschungelcampprüfung" anhört. Mutter Oschmanns Satz "Ingo, wir wären damals froh gewesen..." vervollständigte das Publikum wie aus einer Kehle.

Ebenso den Satz des Vaters: "Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst..." Der ausverkaufte Saal ließ sich dankbar auf die Zeitreise mitnehmen. Herrlich komisch, wenn der Comedian sich immer wieder an den zwölfjährigen Jan wandte und ihn über Dinge aufklärte, die der gar nicht mehr kennen kann. "Wie erklär ich dir jetzt Postkarte", fragte Oschmann laut und gab gleich die Antwort: "Das war eine SMS zum Anfassen."

Ein absolutes Highlight des Abends war sicher, als der gebürtige Bielefelder in Super-Slow-Motion den Trick des in den 1980er Jahren weltberühmten Löffelverbiegers Uri Geller "enttarnte". Dabei schnitt er Grimassen, dass den Zuschauern vor Lachen die Luft wegblieb.

Ein durchweg unterhaltsamer Abend, bei dem Oschmann nie unter der Gürtellinie landete oder die Keule herausholte. Vielmehr fühlte man sich mit dem sympathischen und allürenfreien Künstler in einer familiären Gesprächsrunde unter dem Motto: "Weißt du noch?" Wunderbar. So war es.

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