Lesung in der Stadtbibliothek Siegburg Jana, 39, ungeküsst, begeistert mit Humor

Siegburg · In den sozialen Medien stößt Jana Crämer mit ihrem Buch „Jana, 39, ungeküsst“ auf Begeisterung, aber auch auf kontroverse Diskussionen. Bei ihrer Lesung in der Stadtbibliothek in Siegburg haben wir uns angeschaut, wie sie und ihre Geschichte live auf Menschen wirken.

 Jana Crämer und der Musiker Batomae, der die Lesung musikalisch begleitete.

Jana Crämer und der Musiker Batomae, der die Lesung musikalisch begleitete.

Foto: Anna Ingerberg

In den sozialen Medien stößt Jana Crämer mit ihrem Buch „Jana, 39, ungeküsst“ auf Begeisterung, aber auch auf kontroverse Diskussionen. In der Stadtbibliothek in Siegburg las sie nun vor einem Live-Publikum aus ihrem Buch. Dabei begeisterte sie ihr Publikum mit ihrer humorvollen Art.

Die Lebensgeschichte von Jana Crämer ist das Gegenteil von gradlinig: In der Schule wurde sie Opfer von Mobbing, sie litt an einer Essstörung, wurde von den Müttern ihrer Freundinnen für ihren Körper verurteilt und hatte immer das Gefühl, nirgendwo richtig zu sein. „Ich habe mich wie ein Alien gefühlt“, sagt die Podcasterin. Auch was ihr Liebesleben anbelangt fühlte sich Crämer nie normal und wie die anderen. Sie hat bis heute noch nie jemanden geküsst und hatte noch nie einen Freund.

In der Gesellschaft ist man heute einem enormen Druck ausgesetzt, findet die 39-Jährige. In ihrem Buch, so sagt sie selbst, beschreibt sie schonungslos und ehrlich, wie das Leben einer Frau heute aussieht, die an einer Essstörung litt und noch nie eine Beziehung hatte.

Soziale Medien spielen eine große Rolle

Die Anforderungen der Gesellschaft werden durch die sozialen Medien verstärkt, findet Crämer: möglichst hübsch, möglichst schlank, akademisch oder beruflich erfolgreich – und ein glückliches Liebesleben solle man auch noch führen. Auch sie fühlte sich jahrelang von all diesen Anforderungen enorm unter Druck gesetzt. In den vergangenen Jahren hat sich die 39-Jährige von dem Druck befreit und ist, wie sie selbst sagt, von ihrer Essstörung geheilt.

Heute ist sie in den sozialen Medien trotzdem weiter aktiv und hat eine Plattform geschaffen, auf der sie andere Menschen dazu inspiriert, ihren Körper zu lieben und sich selbst so anzunehmen, wie sie eben sind. „Ich verstehe mich aber nicht als klassische Influencerin“, sagt sie und übt auch Kritik an sozialen Medien. Sie hätten einen negativen Einfluss auf unser Selbstbild und würden den gesellschaftlichen Druck erhöhen, noch dünner, noch fitter und noch produktiver zu sein.

Crämer trat in Siegburg gemeinsam mit dem Musiker Batomae auf, dessen Band sie früher gemanagt hat. „Damals war alles geil, nur ich hab nicht reingepasst“, sagt sie und erinnert sich daran, dass sie im Tourbus lag und Fressattacken hatte. Ihre Essstörung heißt Binge-Eating – laut AOK die häufigste Essstörung in Deutschland. Crämer litt nach eigenen Angaben an atypischem Binge-Eating. Häufig erbrach sie sich nach solchen Fressattacken.

Crämer beschreibt auch die Auswirkungen, die das heute noch auf ihr Leben hat. Ein bekanntes Frauenmagazin lehnte ein Interview mit ihr ab. Die Begründung: Ihre Essstörung sei im Gegensatz zu Magersucht nicht sexy. Sie bekam ein Angebot für ein kostenloses „Mommy Makeover“, bei dem Fett durch eine Operation umverteilt wird, und Werbeangebote für vermeintliche Diät-Produkte, für die sie sechsstellige Beträge erhalten sollte.

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