Marktplatz in Siegburg Jecke Jugendliche unerwünscht

SIEGBURG/SANKT AUGUSTIN · Wenn in der kommenden Woche in der ganzen Region Weiberfastnacht gefeiert wird, soll es auf dem Siegburger Marktplatz so leer wie möglich bleiben - das jedenfalls hofft die Stadt, die "Feierwilligen" rät, "die bekannten Karnevalshochburgen des umliegenden Rheinlands aufzusuchen".

In Siegburg nämlich gibt es in diesem Jahr keine organisierte Jugend-Party auf dem Markt wie in den Jahren zuvor - sie wurde vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage gestrichen. Ersparnis laut Stadt: 40.000 Euro.

Ausfallen wird die Party wohl trotzdem nicht: Das Glasverbot hat Bestand, Sicherheitskräfte von Polizei und Ordnungsamt sowie Rettungskräfte werden im Einsatz sein, medizinische Versorgungsstellen werden eingerichtet. Einzig ein Bühnen- und Musikprogramm wird die Stadt nicht mehr organisieren.

Die Verwaltung betont, dass sie auch in den vergangenen Jahren "nie Veranstalter" der Weiberfastnachtsparty gewesen sei, so Stadtsprecher Wolfgang Hohn. Einen solchen habe es nicht gegeben, da das angebotene Programm "Teil des ordnungsbehördlichen Maßnahmenkatalogs" gewesen sei, mit dem die Stadt die aus sich selbst heraus entwickelte Veranstaltung begleitet habe.

Nicht nur die Stadt, auch die Siegburger Jusos in der SPD warnen davor, am nächsten Donnerstag auf dem Markt zu feiern, und bezeichnen den Wegfall des Bühnenprogramms als "sicherheitspolitisches Desaster": Wie die Verwaltung selbst betont, sei das Programm Teil einer "bewährten Deeskalationsstrategie" gewesen. Die Jusos hatten versucht, Bürgermeister Franz Huhn mittels einer Petition davon zu überzeugen, die Party doch stattfinden zu lassen, und vorgeschlagen, Sponsoren zu akquirieren.

Huhn gefährde durch seine ablehnende Haltung "die Gesundheit seiner Bürger", so Torben Schröder von den Jusos, der die Petition initiiert hatte. Die Verwaltung zeige durch ihren "Hilferuf", den Marktplatz an Weiberfastnacht zu meiden, dass sie "bereits jetzt nicht mehr Herr der Lage ist". Schröder fürchtet ohne Bühnenprogramm Krawalle: "Wer glaubt, durch diesen Hinweis ließen sich bis zu 5000 Jugendliche von der Anreise nach Siegburg abhalten, leidet unter einem gefährlichen Realitätsverlust."

Ausweichen könnten Feierwillige zum Beispiel nach Sankt Augustin. Deshalb widmet die Stadt ihrer Party auf der Marktplatz in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit. "Wie viele mehr kommen, lässt sich aber für uns nur schwer abschätzen", sagt Stadtsprecherin Eva Stocksiefen. Das Sicherheits- und Präventionskonzept für die Party habe sich bewährt. "Eltern haben die Gewissheit, dass ihre Kinder gesichert in einem pädagogisch begleiteten Rahmen Karneval feiern können", so Stocksiefen.

Veranstalter ist der Stadtjugendring, auch die Schülervertretungen beteiligen sch an der Organisation. 1600 belegte Brötchenhälften und 700 Berliner werden kostenlos zur Stärkung angeboten. An einem Präventionsstand gibt es Informationen und Tipps zum Umgang mit Alkohol. Ein Informationsbrief samt Flyer wird an die Eltern verteilt. Mehr als 70 Einsatzkräfte sorgen für die Sicherheit. Neben Polizei und Mitarbeitern des Ordnungs- und Jugendamtes ist auch wieder ein privater Sicherheitsdienst engagiert. Die Kosten in Höhe von rund 13 000 Euro teilen sich Stadtjugendring und Stadt. Den Löwenanteil in Höhe von 8600 Euro übernimmt aber der Sponsor EVG, die Energieversorgungsgesellschaft Sankt Augustin. Weitere Einnahmen werden durch den Verkauf von Getränken erzielt.

Erwartet werden rund 3000 junge Leute, für die der Zugang zur Partymeile am Haltepunkt der Linie 66 ein ganz neuer ist. Sie müssen über die noch nicht ganz fertige neue Brücke gehen. Bei Überfüllung werden die Zugänge geschlossen. Farbige Hinweistafeln informieren darüber, in der Bahn und an den Haltestellen wird es Durchsagen geben. Nach Vorlage des Personalausweises erhalten Jugendliche ab 16 Jahren ein Veranstaltungsbändchen, das anzeigt, wer niedrigprozentige alkoholische Getränke trinken darf.

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