Landtagswahl im Rhein-Sieg-Kreis Jubel bei der CDU, Enttäuschung bei der SPD

Rhein-Sieg-Kreis · Die Christdemokraten gewinnen bei der Landtagswahl im Rhein-Sieg-Kreis in allen Wahlkreisen dazu. Dirk Schlömer und Achim Tüttenberg von der SPD verlieren ihre Direktmandate. Die Ergebnisse aus dem Rhein-Sieg-Kreis.

Um 19.48 Uhr machte die CDU keinen Hehl mehr aus ihrem deutlichen Vorsprung in den Wahlkreisen: Weit bevor alle Stimmzettel im Rhein-Sieg-Kreis ausgezählt waren, überreichte Torsten Bieber, Vorsitzender der Kreistagsfraktion, im großen Sitzungssaal des Kreishauses bereits Blumensträuße an drei der vier CDU-Direktkandidaten. Überglücklich nahmen Björn Franken (Wahlkreis 25), Andrea Milz (Wahlkreis 26) und Oliver Krauß (Wahlkreis 27) die Blumen entgegen.

Katharina Gebauer (Wahlkreis 28) erhielt ihren etwas später unter großem Applaus, als sie ebenfalls im Kreishaus eintraf. „Ich glaube, dass alle unsere Kandidaten durch sind“, sagte Bieber um kurz vor acht. Damit sollte er recht behalten. Von den Kopf-an-Kopf-Rennen, wie es sie noch bei der Landtagswahl 2012 gegeben hatte, war diesmal keine Spur.

Entsprechend groß war die Freude bei den neu gewählten Abgeordneten. Etwa bei Björn Franken, der zum ersten Mal antrat – und seinen SPD-Kontrahenten Dirk Schlömer weit hinter sich ließ. „Wenn mir das vor einem Jahr jemand gesagt hätte, und dann auch noch mit so großem Abstand“, sagte Franken fast ein bisschen ungläubig. „Es ist ein super Gefühl und tut mir unheimlich gut, auch weil es so eine große Teamleistung war.“ Er habe viel mehr gemacht, als einen normalen Landtagswahlkampf ausmache. „Und wenn sich das auszahlt, gerade auch für die ehrenamtlichen Helfer, tut das gut“, sagte Franken.

Enttäuschung bei Dirk Schlömer

Sehr enttäuscht zeigte sich hingegen Dirk Schlömer, für den das Kapitel Landtag damit abgeschlossen ist. „Mein Team und ich haben uns über fünf Jahre hinweg sehr viel Mühe gegeben. Wir haben viel für den östlichen Kreis erreicht, deshalb kann ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein“, sagte der Hennefer, der 2012 das Direktmandat geholt hatte. Er wird nun die Arbeit als Gewerkschaftssekretär bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft wieder aufnehmen.

Auf jeden Fall weiter im Landtag sitzt Horst Becker von den Grünen – trotz großer Verluste. „Es ist insgesamt ein völlig unzufriedenstellendes Ergebnis“, sagte Becker. Es habe sich in den vergangenen vier Wochen aber abgezeichnet. Becker: „Es ist jetzt die Opposition im Landtag. Und die werden wir auch machen.“

Björn Franken will sich nun mit Fragen auseinandersetzen, „die ich bewusst aufgeschoben habe“. Etwa das Thema Büro in Düsseldorf und im Wahlkreis. Außerdem müsse er am Montag mit seinem Arbeitgeber telefonieren. „Die freuen sich mit mir“, erzählte der Ruppichterother, der bislang als leitender Angestellter tätig war. Das erste inhaltliche Thema, das er anpacken möchte, ist die Infrastruktur. „Sobald der Minister feststeht und ich ihm ein paar Tage gelassen habe, werde ich vorstellig.“

Milz freut sich auf fünf weitere Jahre im Landtag

So weiterlaufen wie bisher wird es hingegen für Andrea Milz. Seit 17 Jahren sitzt sie für die CDU im Landtag, nun kommen fünf weitere Jahre hinzu. „Ich freue mich natürlich, dass die Wähler sich wieder für mich entschieden haben“, sagte die Königswinterin. „Man weiß das in solchen Zeiten nie. Ich hatte aber bei meinen Hausbesuchen ein gutes Gefühl.“ Als Abgeordnete sei ihre Arbeit auch während des Wahlkampfs parallel weitergelaufen. „Es gibt jetzt keinen Bruch. Ich stehe morgen auf und mache einfach weiter“, sagte Milz.

Noch bevor das endgültige Ergebnis feststand, gratulierte Denis Waldästl (SPD) seiner Gegenspielerin. Er war bereits 2012 gegen Milz angetreten und hatte sich in diesem Jahr nach eigener Aussage durchaus Chancen ausgerechnet. Woran es lag? „Ich hätte mir was anderes gewünscht. Aber der Landestrend war komplett gegen einen“, sagte Waldästl. Mehr Wahlkampf, mehr Aktion, habe er nicht machen können. „Ich bin mit mir selbst im Reinen“, so der Sankt Augustiner, der sich nun auf seine kommunalen Mandate konzentrieren möchte.

Gebauer: "Die Arbeit kommt jetzt"

Achim Tüttenberg (SPD) hatte das Ergebnis in dieser Deutlichkeit nicht erwartet. Zu seiner Niederlage sagte er: „Für mich ist das nichts neues. Damit muss man in der Politik klarkommen.“ Für ihn geht es mit Platz 26 aber noch um den Einzug über die Landesliste. Genaue Aussagen erwartete er aber nicht vor Mitternacht. Tüttenberg freute sich dennoch, dass seine Arbeit der letzten fünf Jahre in seinen beiden Heimatwahlbezirken honoriert worden sei.

Dort lag er rund 40 Prozent vor CDU-Kandidatin Katharina Gebauer. Insgesamt zog sie bei ihrer ersten Kandidatur aber mit deutlichem Vorsprung an ihm vorbei – und war begeistert. „Es ist super, dass ich das mit meinem Team geschafft habe“, sagte Gebauer. „Jetzt heißt es, auch in NRW die richtigen Weichen zu stellen. Die Arbeit kommt jetzt.“ Die ersten Themen, die sie angehen möchte, sind die Inklusion, Kinderbetreuung und innere Sicherheit.

Großen Jubel gab es auch bei der FDP. „Wir sind außerordentlich glücklich“, sagte FDP-Kreisvorsitzender Jürgen Peter. „Das ist das beste Ergebnis, das die FDP in NRW jemals erreicht hat.“ Stolz war er darauf, dass seine Partei in Siegburg sehr gut abgeschnitten hat. „Das ist eine Bestätigung der Koalitionsarbeit“, so Peter. Er gehe nun mit großer Zuversicht in den Bundestagswahlkampf.

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