Selbstverwaltetes Jugendzentrum Siegburg Jugendliche fordern Ende der Ungewissheit

Siegburg · Das Selbstverwaltete Jugendzentrum Siegburg (SJZ) sucht seit einem Jahr nach neuen Räumen, nachdem es seinen ehemaligen Standort geräumt hatte, um Platz für Flüchtlinge zu machen.

Der Auszug in eine ungewisse Zukunft liegt mehr als ein Jahr zurück. Nach seiner Silvester-Party räumte das Selbstverwaltete Jugendzentrum Siegburg (SJZ) Anfang 2016 freiwillig seine Räume in der ehemaligen Hauptschule Innere Stadt, um Platz für Flüchtlinge zu machen. Inzwischen ist die Flüchtlingsunterkunft am Haufeld längst bezogen, das SJZ hingegen sucht noch immer nach neuen Räumen. Um ihrer Obdachlosigkeit ein Ende zu bereiten und nicht in Vergessenheit zu geraten, sind SJZ-Verantwortliche am Samstag, 11. Februar, mit einem Infostand in der Innenstadt präsent. Zwischen 11 und 16 Uhr informieren sie nahe des Denkmals auf dem Markt über ihre Situation und bitten Unterstützer um eine Unterschrift.

Rund 300 Unterschriften hat das SJZ bereits bei einer Aktion im Januar gesammelt. „Wir wollen der Stadtverwaltung so vor Augen führen, wie viele Menschen die ehrenamtliche Jugendarbeit des SJZ zu schätzen wissen und diese befürworten“, teilte Paul Eisele vom SJZ mit. Und der Bevölkerung vermitteln, wofür das Jugendzentrum steht. „Es war, ist und wird ein Raum sein, in dem Jugendliche aller gesellschaftlichen Schichten aufeinander treffen und sich selbst erfahren können“, so Eisele. Die selbstverwaltete Organisationsstruktur schule soziale Kompetenzen und Kritikfähigkeit. Die Mitglieder lernten so, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. „Seit mehr als 25 Jahren bieten wir Jugendlichen die Möglichkeit, sich selbst einzubringen, zu sozialisieren und zu den Menschen heranzureifen, die sie sein möchten“, spricht Eisele für das SJZ. „Das möchten wir auch in 25 Jahren noch können“.

Wie berichtet, hatte das SJZ im Jahr 2012 durch den Bau des Seniorenheims an der Heinrichstraße schon einmal seine bis dahin angestammten Räume unter der damaligen Turnhalle der Humperdinckschule verlassen müssen. Ersatz fanden die Jugendlichen damals in der ehemaligen Hauptschule Innere Stadt. Anfang 2016 mussten sie indes auch dort ausziehen, da das Gebäude zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde. Die Stadt sicherte zu, nach Ersatz zu suchen – bislang erfolglos. Die Jugendlichen können zwar die Räume des Jungen Forums Kunst in Siegburg oder auch des Troisdorfer Jugendkulturcafés für ihre Treffen nutzen. Eine Dauerlösung ist das aber nicht, zumal das SJZ dort keine Konzerte veranstalten kann.

Daher brachte sich das SJZ in den zurückliegenden Monaten mehrfach mit Demonstrationen in Erinnerung. Und überreichte Vertretern der Verwaltung Ende des vergangenen Jahres eine Liste mit leer stehenden Gebäuden. Die Stadt wiederum ging in die Offensive und bat die Siegburger um Hilfe bei der Suche nach SJZ-Räumen. „Es gab bislang keine Rückmeldung“, sagte Stadtsprecher Jan Gerull auf Nachfrage. Städtische Gebäude stünden derzeit nicht zur Verfügung.

Und auch die von SJZ-Vertretern vorgeschlagenen Objekte schieden aus verschiedenen Gründen aus. So sei es etwa bei einer Immobilie an einem Kaufpreis von etwa einer Million Euro gescheitert. „Bei einem Haus an der Ecke Wilhelm-/Alleestraße haben wir leider keinen Kontakt zum Besitzer herstellen können“, sagte Gerull. Zudem müsse die Stadt Kellerräume aus baurechtlichen Gründen grundsätzlich ausschließen. Die Stadt erneuert aber ihren Aufruf an die Siegburger. Demnach brauchen die Jugendlichen mehrere Räume in einer Gesamtgröße von rund 150 Quadratmetern. Sanitäre Anlagen, ein Außenbereich und Internetnutzung sollten gegeben sein. Laut Verwaltung bestehen besondere Anforderungen an den Lärmschutz.

Hinweise nimmt das Jugenddezernat der Stadt unter 0 22 41/10 22 23 entgegen. Das SJZ sammelt am Samstag, 11. Februar, von 11 und 16 Uhr auf dem Siegburger Markt Unterschriften.

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