Siegburger Innenstadt Juwelier Schneider schließt nach 121 Jahren

SIEGBURG · Eines der letzten großen inhabergeführten Fachgeschäfte in Siegburg schließt seine Pforten. Nach 121 Jahren gibt die Familie Schneider ihr Juweliergeschäft am Markt auf.

 Das Juweliergeschäft der Familie Schneider am Markt: Heute (links) und im frühen 20. Jahrhundert auf einer Postkarte. Markenzeichen damals wie heute: Die Uhr an der Fassade.

Das Juweliergeschäft der Familie Schneider am Markt: Heute (links) und im frühen 20. Jahrhundert auf einer Postkarte. Markenzeichen damals wie heute: Die Uhr an der Fassade.

Foto: Holger Arndt

Grund sind laut Gert Schneider die seit Jahren sinkenden Umsätze - eine Entwicklung, die viele andere Geschäfte aus seiner Branche betreffe. Es rechne sich einfach nicht mehr, so der 84-Jährige, der seit fast 60 Jahren im Geschäft ist.

"Etwa seit dem Jahr 2000 ist die Entwicklung rückläufig", berichtet der Juwelier. "Dafür ist nicht nur der Internethandel verantwortlich. Das Kaufverhalten hat sich insgesamt gewandelt." So seien der Bedarf und das Bewusstsein für hochwertige Luxusartikel zurückgegangen, die Leute gäben ihr Geld lieber für andere Dinge aus.

Uhren und Schmuck würden heute oft im Internet gekauft. Manche Kunden würden ein Fachgeschäft wie das seine allenfalls noch für Beratung oder Reparaturen in Anspruch nehmen, bedauert Gert Schneider. Sein Großvater Josef, von Beruf Uhrmacher, hatte das Geschäft 1893 am Markt 17 eröffnet. Vier Jahre später zog es an seinen heutigen Standort im Haus Markt 13, wo es sich bis in die 1920er Jahre das Ladenlokal mit einer Färberei teilte.

"Der Handel lief gut, wir gehörten damals zum soliden Mittelstand", so Gert Schneider. Das Haus wurde in den letzten Kriegstagen 1945 bei Angriffen der Alliierten völlig zerstört. Nach dem Wiederaufbau eröffnete es 1950 wieder, zwischenzeitlich war der Laden am oberen Markt untergebracht. Gert Schneider stieg nach seinem Jurastudium 1955 ins Geschäft ein und führte es in dritter Generation weiter, Frau Christel arbeitete mit.

Sohn Klaus und Tochter Christiane sind seit 1984 beziehungsweise 1996 dabei. Ein Nachfolgeproblem gab es also nicht. "Die beste Zeit war zwischen 1980 und 2000", blickt Gert Schneider zurück. In Spitzenzeiten habe die Familie bis zu neun Verkäufer und zwei Uhrmacher beschäftigt, und das bei bis zu 27 000 Kunden pro Jahr. Zuletzt waren es 4000 Kunden pro Jahr und vier Teilzeitkräfte.

Jetzt starten die Schneiders ihren "Abschiedsverkauf" und lassen den Laden in den nächsten Monaten auslaufen. Ein genaues Datum für die Schließung gibt es noch nicht. Zum 1. März sind die Geschäftsräume vermietet. An wen, das will die Familie noch nicht verraten. "Es ist ein seriöser Mieter", sagt Klaus Schneider.

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