Siegburger Stadtgeschichte Kaldauer Kapelle erhält die Denkmal-Plakette

Siegburg · Weil kein Kaldauer im Deutsch-Französischen Krieg gefallen war, ließen Dorfbewohner im 19. Jahrhundert eine Kapelle errichten. Das kleine Gotteshaus steht bis heute im Siegburger Stadtteil. Dessen Bürgergemeinschaft erlebte kürzlich eine Überraschung.

 Die Kaldauer Kapelle trägt jetzt auch eine Denkmalplakette.

Die Kaldauer Kapelle trägt jetzt auch eine Denkmalplakette.

Foto: Nadine Quadt

Unter Denkmalschutz steht die Kapelle im Unterdorf des Siegburger Stadtteils Kaldauen inzwischen seit fast 30 Jahren. Das war vielen Kaldauern jedoch bislang gar nicht bekannt. Erst nachdem die Bürgergemeinschaft Kaldauen beschlossen hatte, sich um das Kleinod zu kümmern, fand sie über die Suche nach dem Eigentümer und nach Informationen zur Kapelle den entsprechenden Eintrag in der Denkmalliste. Der datiert auf den 11. Mai 1994. Die entsprechende Plakette hat die Bürgergemeinschaft nun, 28 Jahre später, in einer Feierstunde an die Kapelle montiert.

„Wir möchten, dass sie nicht in Vergessenheit gerät“, sagt die Vorsitzende Rita Schubert. Deswegen wolle sich die Bürgermeinschaft dafür einsetzen, dass die Kapelle in einem guten Zustand erhalten bleibt. „Es soll auch wieder ein Kapellenfest geben“, so Schubert. Um die Geschichte des an der Kapellenstraße gelegenen Denkmals zu erhalten, hat die Bürgermeinschaft diese auf einem Flyer veröffentlicht.

Im 20. Jahrhundert renoviert

Der erinnert daran, dass die Familie Hafener/Beiert in den Jahren 1870 bis 1871 mit der Errichtung der Kapelle „Zur höchsten Ehre Gottes“ nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges ein Versprechen eingelöst hat. Sie wollte ein kleines Gotteshaus errichten, wenn kein Soldat aus dem Dorf im Kampf fiel. Der einschiffige Backsteinbau steht seither leicht erhöht an der heutigen Kapellenstraße. Seinen Eingang flankieren zwei gestutzte Linden – die zusammen mit dem Gebäude als Ensemble unter Schutz stehen. Die Kapelle hat einen kleinen quadratischen Glockenturm. Dessen kleine Glocke läutete früher bei Prozessionen von Seligenthal nach Kaldauen, zu wöchentlichen Messen in den Hungerjahren, oder auch, um bei Bränden die Feuerwehrleute zusammenzurufen. Während der Kriege versammelten sich vor der Kapelle ältere Einwohnerinnen zum gemeinsamen Gebet für die an der Front kämpfenden oder sich in Gefangenschaft befindenden Soldaten.

Vieles an der Kapelle geht auf Stiftungen zurück, so etwa die Kreuzwegstationen. Ganz besonders engagierte sich die damalige Landkrankenschwester Katharina Schmitt um das Gotteshaus. Ihre Familie hatte die Betreuung der Kapelle übernommen. Sie ließ ihren Neffen Josef Baldus, der Malermeister war, das Gebäude 1949 streichen. Der Altar erhielt ein Missionskreuz, und Bruder Kamillus, ein Schreiner vom Kaldauer Haus zur Mühlen, fertigte einen neuen Altartisch und eine entsprechende Leuchterbank aus Eiche an. Die Eichentür entstand in der Werkstatt des Schreiners Josef Hafener, der ebenfalls ein Neffe von Katharina Schmitt war. Diese finanzierte die Renovierung zusammen mit Spenden von einer Reihe von Ortseinwohnern.

Neuauflage des Kapellenfestes

In den 1950er und 70er Jahren verfiel das kleine Bauwerk an der Kapellenstraße mehr und mehr. Da das Dach undicht war und Regen eindrang, brachte die Familie Baldus die Inneneinrichtung in Sicherheit. Bei den Fronleichnams-prozessionen wurde der Segen nur noch vor der Kapelle erteilt. Die Kaldauer Feuerwehr nahm sich zwischen 1983 und 1984 des Gebäudes an und renovierte es umfangreich mit den Erlösen, die sie aus ihrem Kapellenfest erzielte.

„Aktuell stehen kleinere Reparaturen an“, so Rita Schubert. Mit der Neuauflage des Kapellenfestes soll das Kleinod wieder mehr in das Dorfleben integriert werden. Die lokalgeschichtliche Bedeutung des kleinen Gotteshauses hebt die Begründung für die Eintragung in die Denkmalliste hervor: Die attestiert der Kapelle und den sie flankierenden Bäumen, dass sie „erhaltenswert aus wissenschaftlichen, besonders architektur- und ortsgeschichtlichen Gründen“ sind.

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