Närrischer Trubel und besinnliche Stille So lief die Sessionseröffnung auf dem Siegburger Marktplatz

Siegburg · Schon am Sonntag ist in Siegburg um 11.11 Uhr die närrische Jahreszeit eröffnet worden. Gleichzeitig war verkaufsoffener Sonntag und die Servatiuskirche für die geöffnet, die dem Trubel entfliehen wollten.

 Freuen sich, dass es endlich wieder losgeht: Bunt verkleidet strömen die Jecken zur Sessionseröffnung auf den Siegburger Marktplatz.

Freuen sich, dass es endlich wieder losgeht: Bunt verkleidet strömen die Jecken zur Sessionseröffnung auf den Siegburger Marktplatz.

Foto: Meike Böschemeyer

Es ist ganz still in der Servatiuskirche in Siegburg. In einer der vorderen Reihen sitzt eine Frau mit gesenktem Kopf und betet, im hinteren Teil unterhalten sich zwei Personen im Flüsterton, das Sonnenlicht flutet die Kirche mit Helligkeit. Alles ist ruhig und friedlich, bis sich die Eingangstür der Kirche öffnet: „Jetzt geht‘s los! Wir sind nicht mehr aufzuhalten“, schallt es vom Siegburger Marktplatz bis in die Kirche. Dort tummeln sich Hunderte Karnevalisten und feiern die Eröffnung der Session. Dazu kommen Shopping-Liebhaber, die vom verkaufsoffenen Sonntag profitieren.

Es war viel los in der Kreisstadt am „Super Siegburg Sonntag“, wie der Verkehrsverein Siegburg den gestrigen Tag bewarb. Mit lauter Musik zogen um kurz vor elf alle 16 Siegburger Karnevalsgesellschaften vom Kaufhof zum Marktplatz. Auf der Bühne begrüßten unter anderem Bürgermeister Franz Huhn, der Landrat Sebastian Schuster, Katharina Gebauer, Mitglied des NRW-Landtags, und der Komiteepräsident Jörg Sola Schröder die Jecken.

„Wir werden es wieder nicht schaffen, den Karneval um 11.11 Uhr zu eröffnen“, ärgerte sich Schröder, freute sich jedoch über die tollen Karnevalsvereine, die Siegburg zu bieten hat. Bürgermeister Huhn leitete die Session mit einem Trick doch noch pünktlich ein: „Jetzt drehen wir die Uhren alle pünktlich auf 11.11 Uhr und ich eröffne hiermit die Karnevalssession.“

Nachdem Thomas May, der Präsident des Karnevalskomitees Wolsdorf, das Kinderprinzenpaar vorgestellt hatte, Saskia (Lindlahr) I. und Julian (Völker) I., präsentierte der Bürgermeister das diesjährige Prinzenpaar. Ralph (Seiler) I., Geschäftsführer des Autohauses Seiler, und seine Ehefrau Vera (Seiler) I., die ebenfalls im Autohaus tätig ist, werden in dieser Session mit den Siegburgern feiern.

„Wir sind stolz und unheimlich glücklich, für unsere Husaren und unsere Vaterstadt Siegburg Prinzenpaar zu sein“, sagte Ralph I. und verkündete noch das Motto für die diesjährige Session: „Ob Après-Ski, ob Ballermann, der Karneval is et Schönste wat ma han.“

 Als Gegenpunkt zum Trubel war die Servatiuskirche geöffnet.

Als Gegenpunkt zum Trubel war die Servatiuskirche geöffnet.

Foto: Meike Böschemeyer

Bis 18 Uhr feierten die Siegburger noch auf dem Marktplatz und bewunderten die Tanz- und Musikauftritte der Karnevalsgesellschaften, wie den der Husaren Grün-Weiß oder der Siegburger Funken Blau-Weiß. Rund um den Marktplatz hatten die Jecken außerdem die Möglichkeit, beim verkaufsoffenen Sonntag noch einige Einkäufe zu erledigen. Immer wieder gab es Kritik an den Öffnungszeiten am Wochenende, doch Bürgermeister Franz Huhn sieht darin auch Vorteile: „Es stärkt den Einzelhandel, der in Konkurrenz mit dem Onlinehandel steht.“

80 Prozent der Verkäufer seien mit drei verkaufsoffenen Sonntagen pro Jahr zufrieden. Im Vorfeld hatte es lange Diskussionen in der Stadt über die Anzahl der offenen Sonntage gegeben. Daniela Paffrath und ihr Ehemann Martin finden „je mehr, desto besser“. Sie reisten extra aus Köln an. „Es ist wesentlich entspannter am Sonntag“, so der Kölner. Seine Ehefrau fügte hinzu, dass einige Menschen froh wären, sonntags ihr Einkommen aufbessern zu können. Außerdem komme hinzu, dass viele Menschen sonntags nach Holland fahren würden, um dort einzukaufen. „Dann ist es besser, wenn das Geld in Deutschland bleibt“, findet Martin Paffrath.

Doch nicht alle waren begeistert von dem Trubel im Siegburger Zentrum. „Wir wollten ein Gegenzeichen setzen und einen Ort anbieten, an dem Leute zur Ruhe kommen können“, erklärte Martina Sedlaczek, Pfarrgemeinderatsvorsitzende der Servatiuskirche, die bewusst an diesem Sonntag geöffnet hatte. Auch die Schatzkammer konnten Interessierte kostenlos besuchen und unter anderem vier goldene Großschreine aus dem späten zwölften bis 13. Jahrhundert bestaunen.

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