Karnevalskomitee 1861 entscheidet Der Sessionsauftakt in Siegburg fällt wegen Corona aus

Siegburg · Die Karnevalsvereine haben sich in Siegburg gegen Prinzenvorstellung und Karnevalseröffnung im November entschieden. Die ganze Session steht wegen der Corona-Pandemie auf der Kippe.

 Ganz abgesagt ist die Session 2020/2021 in Siegburg noch nicht. Ein Prinzenpaar wird es aber nicht geben.

Ganz abgesagt ist die Session 2020/2021 in Siegburg noch nicht. Ein Prinzenpaar wird es aber nicht geben.

Foto: picture alliance / David-Wolfgan/David-Wolfgang Ebener

Der Karneval in Siegburg hat am Dienstag gleich mehrere Absagen bekommen. Während der Jahreshauptversammlung des Siegburger Karnevalskomitees wurde entschieden, dass es weder ein Prinzenpaar noch ein Kinderprinzenpaar für die kommende Session geben wird. Damit fällt auch der geplante Sessionsstart am 6. November mit der Prinzenvorstellung im Siegburger Rathaus aus.

Wie Jörg Sola Schröder als Präsident des Komitees per Mitteilung bekannt gab, sagt der Verein auch die Karnevalseröffnung am Sonntag, 8. November, ab. Eine komplette Absage an Festveranstaltungen im Karneval wurde aber nicht beschlossen. Stattdessen heißt es: „Die Entscheidung, ob doch noch ein Start in die Session 2021 erfolgen kann, somit am 8. Januar 2021 mit der Jubiläumssitzung zum 160. Jubiläum des Siegburger Karnevalskomitee in der Rhein-Sieg-Halle, werden wir zeitnah, nach aktueller Lage/Entwicklung der Pandemie bis Ende Oktober 2020 entscheiden.“

Siegburg: Straßenkarneval und Sitzungen sind unwahrscheinlich

Dass es angesichts der Corona-Pandemie 2021 Sitzungs- oder Straßenkarneval geben wird, ist unwahrscheinlich, denn die Versammlung hat schon das Präsidium beauftragt, sich „für eine Absage einzusetzen“. Sola Schröder sagt: „Wir können das gar nicht selbst entscheiden. Wir stecken in Verträgen aus Vor-Corona-Zeiten.“ Die Karnevalisten erwarten stattdessen eine klare Absage der Landesregierung. Das Festkomitee geht davon aus, dass etwa die bereits gebuchten Künstler nicht vollständig auf ihre Gage verzichten werden, wenn die Vereine von sich aus jetzt schon absagen.

Farid Wagner, Präsident der Siegburger Ehrengarde, unterstützt die Haltung des Festkomitees. Er sagt: „Wenn unsere Gesellschaft von sich aus absagt, haben wir Konventionalstrafen in Höhe der Gagen an die Künstler zu zahlen. Das sieht anders aus, wenn aus Düsseldorf eine generelle Absage kommt.“ Die Jahreshauptversammlung des Komitees am Dienstagabend hatte bei 60 Teilnehmern nur eine Gegenstimme für die Beschlüsse, berichtet Sola Schröder.

Karneval in Siegburg: Entscheidung soll erst später getroffen werden

Erst Ende Oktober soll in Siegburg über den Rest der Session entschieden werden. Von Oktober bis Anfang Januar sei noch ausreichend Zeit, Veranstaltungen weiter vorzubereiten, sofern diese stattfinden sollen, so der Präsident. Auch Wagner sieht noch einen Funken Hoffnung: „Ich bin Optimist und denke, dass wir nicht auf der Grundlage vom September 2020 schon für Januar 2021 absagen sollten.“

Problematisch stellt sich die wirtschaftliche Planung der Sitzungen dar: „Nach aktuellem Stand dürfen wir anstelle von 1000 nur 300 Gäste in die Halle hereinlassen. Wir haben 100 Ehrengäste, die kein Ticket kaufen. Wie soll ich da mit den Kosten kalkulieren?“, fragt Sola Schröder. Bei der Siegburger Ehrengarde sieht man das genauso, sagt Wagner: „Wenn die Säle voll besetzt werden können, dann kann aus seiner Sicht der Karneval starten, anders jedoch nicht. Ein halber Karneval ist kein Karneval.“

Siegburger Prinzenpaar hat abgesagt

Der Entscheidung, kein Prinzenpaar für die Session aufzustellen, war eine Absage der designierten Tollitäten vorausgegangen. Das Festkomitee teilt mit, die auserwählten Personen hätten nach Abwägung der aktuellen Pandemieentwicklung und der Zukunftsperspektive ihre Zusagen zurückgezogen. „Diese Entscheidung wird vom Siegburger Karnevalskomitee im vollen Umfang mit getragen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung.

Die Tollitäten verzichten damit auf ihre Regentschaft. Eine Verschiebung auf die übernächste Session sei nicht möglich, da die Prinzenpaare bis zum Jahr 2024 bereits feststehen. „Ich war selbst einmal Prinz und ich bin sicher, dass ich in ein tiefes Loch gefallen wäre, wenn ich das hätte damals absagen müssen. Aber es hat sich ja seit März abgezeichnet. Da ist es richtig, mit diesen Plänen abzuschließen“, sagt Sola Schröder. Bei den Betroffenen seien bei der Entscheidung dennoch Tränen geflossen.

Karneval ist in Siegburg ein Wirtschaftsfaktor

Die Sitzungen und Partys in den Sälen und die Umzüge auf den Straßen werden oft mehr als ein Jahr im Voraus geplant und gebucht. Für eine große Sitzung in den Metropolen muss man schon 30.000 Euro und mehr veranschlagen. Angesichts der Kosten hat das Siegburger Festkomitee auch auf die ehrenamtliche Vereinsstruktur verwiesen. Sola Schröder spricht auch für die angeschlossenen Gesellschaften: „Wir machen das ehrenamtlich und wir haften mit unserem Privatvermögen.“ Auf der anderen Seite stehen die Künstler, Kellner, Fahrer und Techniker - alle, die mit dem Karneval ihr Geld verdienen. An sie denkt etwa die Siegburger Ehrengarde. Farid Wagner hat etwa schon Sessionsorden bestellt. Er will sie verleihen, ob mit Karneval, oder ohne, sagt er: „Wenn wir unsere Dienstleister nicht unterstützen, dann werden wir viele von ihnen 2022 nicht mehr haben.“ Optimist sei er auch, weil er selbst eine Covid-19-Infektion überstanden habe.

Martinszüge und Weihnachtsmarkt in Siegburg fraglich

Die Seit September 2020 geltende Corona-Schutz-Verordnung für NRW sieht eine generelle Absage von Großveranstaltungen, wie Volksfesten, Stadt-, Dorf- und Straßenfesten, Schützenfesten, Weinfesten und ähnlichen Festveranstaltungen bis Ende 2020 vor. Ob die Stadt Siegburg dies auch auf den für den 10. November geplanten großen Martinszug bezieht, hat die Pressestelle der Stadt auf Anfrage nicht beantwortet. Traditionell nehmen mehrere Tausend Kinder an dem Umzug teil. Am Mittwoch habe ein Krisenstab in Siegburg getagt, heißt es in der Pressestelle. Am Donnerstag wolle Bürgermeister Franz Huhn eine Entscheidung zu Martinszügen und zum Mittelalterlichen Markt in der Weihnachtszeit bekannt geben.

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