Keramikmarkt in Siegburg Keramikkunst zieht Menschen auf den Markt

SIEGBURG · Zeitgenössische Keramikkunst im Museum und Siegburger Töpfertradition auf dem Marktplatz ziehen viel Publikum an.

 Vielfältiges Angebot beim Keramikmarkt: Unikate, individuelle Gebrauchskeramik, feines Porzellan und Schmuck gab es zu entdecken.

Vielfältiges Angebot beim Keramikmarkt: Unikate, individuelle Gebrauchskeramik, feines Porzellan und Schmuck gab es zu entdecken.

Foto: Thomas Heinemann

Heiß und bunt präsentierte sich der Siegburger Keramikmarkt am Sonntag: Bei bestem Sommerwetter wurde es gewohnt voll in den engen Gassen, in denen knapp 70 Künstler und Handwerker aus dem In- und Ausland Dekoratives und Schönes, aber auch Nützliches für den Alltag anboten.

Manch einer glaubte, die Resthitze der gebrannten Tassen und Krüge zu spüren, die Gisela Frenzel von ihrer Siegburger Töpferei am Sonntag frisch aus dem Ofen zum Keramikmarkt gebracht hatte. Begehrt war ihr Siegburger Marktkrug für 2016, der den Michaelsberg zeigt. Ganz ohne Baukräne? „Ja, das habe ich mal so gelassen, so kennt man den Krug eben“, sagt Frenzel mit einem Lächeln und zeigt auf das seit dem 14. Jahrhundert bekannte Krugformat, das bis heute nicht nur bei Einheimischen beliebt ist.

Wenige Meter weiter herrschte dichtes Gedränge am Stand von Angelika und Gert Panten aus dem Belgischen Gemmerich: dezenter wie auffälliger Schmuck aus gebrannter Keramik, die auf den ersten Blick von Gold und Silber kaum zu unterscheiden waren – das faszinierte die Besucher ebenso wie die gebrannte Insektenshow von Ross de Wayne Campbell. Seine überlebensgroßen Käfer, Fliegen, Libellen und Schmetterlinge in bunten, kräftigen Farben zeugen von Raffinesse und Liebe zum Detail. „Selbst die Beine sind aus Ton, der auf Draht aufgezogen wird. Das brenne ich dann an einem Stück“, sagt der in Berlin lebende und in Las Vegas geborene US-Amerikaner.

In viele schmunzelnde wie staunenden Gesichter blickte derweil Keramikkünstler Thomas Stüke vom Atelier Feuerland: Fische, Könige und Kronen zierten Werke wie den „Philosofisch“, der gleich neben einem Keramik-Bücherstapel gestrandet war. Begehrte Sammlerstücke sind, das sah man an der Nachfrage, seine mit heiteren wie nachdenklich stimmenden Aphorismen verzierten Kacheln.

So vielfältig und bunt wie der Markt präsentierte sich auch die zeitgleich am Sonntag eröffnete Ausstellung „Keramik Europas“, die noch bis zum 21. August im Stadtmuseum zu sehen ist: Sie zeigt Keramiken, die es in den engeren Kreis der rund 220 Exponate für den „13. Westerwaldpreis 2014“ geschafft hatten, erklärte Museumsleiterin Gundula Caspary. Mehr als 700 Arbeiten aus der ganzen Welt waren von Künstlern zum international renommierten Wettbewerb eingereicht worden. „Nach der Ausstellung sind einige Exponate verkauft worden. In Siegburg zeigen wir eine Auswahl von 52 Positionen.“

Bewertet wurde in verschiedenen Kategorien, die das künstlerische Talent und handwerkliche Profession etwa bei der Form, der Brenn- und Glasiertechniken oder der Kreativität gleichermaßen würdigten. Auch aufwendige Arbeiten wie etwa die Porzellanlithografien der Schweizerin Line Dutoit Choffet, deren von außen vermeintlich einfache Schüsseln im Gegenlicht detaillierte Malereien offenbarten, oder die detailverliebte Arbeit „high tea“ der britische Künstlerin Shauna Mc Cann, die eine englische „Teatime“ im Miniaturformat zeigt, haben den Weg ins Siegburger Stadtmuseum gefunden.

An erstklassigen Werken mangele es der Ausstellung wahrhaftig nicht, sagt die Museumsleiterin: „Ein besonderes Highlight ist der sich schüttelnde Hund von Matthias Hirtreiter, den ich ein erstes Mal in einer historischen Badewanne mit goldenen Füßen und Schlammspritzern an weißen Badfliesen gesehen habe. Das ist eine großartige Arbeit, die zeigt, dass sich Keramik bei weitem nicht nur auf Gebrauchskeramik wie Teller oder Tassen reduziert.“

Die Ausstellung „Keramik Europas“ ist bis zum 21. August im Stadtmuseum Siegburg zu sehen.

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