Einkaufsstandort Siegburg Kernöffnungszeiten sollen Einzelhandel stärken

SIEGBURG · Die leeren Stuhlreihen im Stadtmuseum könnte man so interpretieren, "dass es dem Einzelhandel gut geht", stellte Bürgermeister Franz Huhn zu Beginn der Veranstaltung mit einem Augenzwinkern fest. Nur eine Handvoll Geschäftsleute war der Einladung von Verkehrsverein und Stadtmarketing gefolgt. Dabei drehte sich alles darum, wie man den Einkaufsstandort stärken kann, wovon letztendlich alle Geschäftsleute profitieren.

 Welches Geschäft hat wann geöffnet? Dies fragen sich derzeit viele Kunden in der Siegburger Innenstadt.

Welches Geschäft hat wann geöffnet? Dies fragen sich derzeit viele Kunden in der Siegburger Innenstadt.

Foto: Holger Arndt

Er hoffe aber, es sei "kein Zeichen von Resignation", ergänzte Uwe Stephan, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Bonn/Rhein-Sieg. Er zeigte zu Beginn der Diskussion die Entwicklung des Kaufverhaltens der Kunden auf und erörterte dann mit den Einzelhändlern Bahram Zamani und Peter Landgraf Lösungen.

Stephan wies auf gesellschaftliche Veränderungen hin. Frauen und Männer seien berufstätig, müssten die Kinder betreuen und hätten kaum Zeit, während der Woche Einkäufe zu tätigen. Die verlagerten sich auf den späten Nachmittag und die Wochenenden. Seine Einschätzung wurde von Zamani und Landgraf bekräftigt.

Vor elf Uhr morgens käme niemand in die Stadt, früher hätten die Kunden schon um neun Uhr ungeduldig vor der Ladentür gewartet. "Heute beginnen die Umsätze zwischen elf und zwölf Uhr", so Zamani. Mit Kernöffnungszeiten will man den Frequenzwegbruch in der Stadt stoppen. Die Kunden müssten sich darauf verlassen können, dass alle Geschäfte zu bestimmten Zeiten geöffnet haben. Nur so entschieden sie sich für Siegburg. Momentan herrscht Unsicherheit, ob man nicht vor verschlossenen Türen steht.

Kaufhof-Geschäftsführer Detlev Damböck berichtete zum Beispiel, dass an Samstagen bis zu 50 Kunden telefonisch nach den Öffnungszeiten fragen. Huhn warnte davor, das Thema auf die leichte Schulter zu nehmen. Im neuen Einkaufszentrum in Sankt Augustin wären für alle Geschäfte gleiche Öffnungszeiten verpflichtend, und er befürchtet einen noch stärkeren Kundenabgang, wenn sich in Siegburg nichts ändert. Er schlug versuchsweise an Samstagen Kernzeiten von zehn bis 18 Uhr vor und will höchstpersönlich bei den Siegburger Geschäftsleuten dafür werben.

Auch die Marktbeschicker will man mit ins Boot holen. Denn sobald die schon nachmittags ihre Stände abbauen und die Kehrmaschine anrückt, ist der Markt tot. Es gibt viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Allen Geschäftsleuten, die sich nicht an festgelegten Zeiten beteiligen wollen, gab Stephan den Rat, die anfallenden Kosten als "Investition in den Standort" zu betrachten.

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